© Klaus Mai
FRIZZmag: Frau Wagner, was wäre aus Ihnen geworden, wenn es Sie nicht in die Politik verschlagen hätte?
Daniela Wagner: Ich habe in den 80ern die Grünen mit aufgebaut, als alleinerziehende Mutter gejobbt und studiert. Ohne die Politik hätte ich noch mal gewechselt und Architektur studiert, was mich erst später fasziniert hat. Wie sehen lebenswerte Städte aus? Das interessiert mich bis heute.
Warum sollte man Sie eigentlich wählen, wo doch sowieso klar ist, dass Sie aufgrund Ihres Listenplatz 1 in den Bundestag kommen?
Weil das eine besonders große Unterstützung bedeutet und ein noch stärkerer Auftrag, sich für die Heimatregion zu engagieren.
Haben Sie als Wiederholungstäterin einen anderen Status oder wie funktioniert die Hierarchie in der grünen Fraktion?
Das hat auch etwas mit den politischen Themen zu tun. Das waren und sind bei mir Wohnungs- und Mobilitätspolitik. Beide sind zurzeit insbesondere in Ballungsräumen außerordentlich wichtig und brisant.
Gibt es Hobbys, die nicht zu kurz kommen dürfen, trotz Bundestagsmandat?
Meine Hobbys ließen und lassen sich auch gut mit dem Bundestag verbinden. Ich gehe gerne laufen, bin z.B. zwischen zwei Ausschusssitzungen 4 km auf der einen Spreeseite hin und 4 km auf der anderen zurück gelaufen. Morgens war Verkehrsausschuss und nachmittags Sportausschuss, da passte das gut.
Gibt es neue, persönliche Perspektiven, die sich für Sie eröffnen könnten?
Ja, über einen Themenwechsel: Internationale Beziehungen, Außenpolitik, Naher Osten, es ist alles unglaublich dramatisch, was da passiert. Ich war z.B. in der deutsch-israelischen Parlamentariergemeinschaft und habe von daher viele Anknüpfungspunkte.
Berlin ist ja ne tolle Stadt. Gibst was, worauf Sie sich besonders freuen? Einen Lieblingsort?
Ja, mehrere, in Charlottenburg der Schlosspark, die Spree ist wunderschön, Kneipen, in Kreuzberg das Avril, das ist ein israelisches Restaurant, dann am Carl-Herz-Ufer das Restaurant Brachvogel, ein toller Ort.
Was wäre Ihre Lieblingskoalition in Berlin, Rot-Rot-Grün, Ampel oder Schwarz-Grün?
Für mich sind diese Koalitionsoptionen gleichwertig. Angesichts der Gesamtlage- wäre es klug, wenn alle Parteien jenseits der AfD miteinander koalitionsfähig sind und es auch ernsthaft versuchen. Ich habe in Hessen gute Erfahrungen gemacht mit Schwarz-Grün, ich war erstaunt, wie viele unserer Positionen wir einbringen und absichern konnten. Schwierig würde mit der CDU, aber eigentlich auch mit der SPD, das ganze Thema Mobilitätspolitik werden. Die Energiewende wäre mit der CDU sicher machbar.
Was ist in vier Jahren durch Sie im Wahlkreis 186 besser geworden?
Viele Gesetze und Normen, die das Thema Mobiltät betreffen, sind von dem Ziel bestimmt, Wachstum zu erzeugen. Ressourcen einzusparen, Luftschadstoffe zu vermeiden und Lärm zu verringern, das wird viel zu wenig verfolgt, das muss anders werden z.B. bei der Finanzierung von Schienenverbindungen oder Lärmschutzmaßnahmen an Bundesstraßen. Und ganz wichtig ist es mir, den Fluglärm zu reduzieren.
Sie waren ja schon mal MdB, was reizt Sie diese Erfahrung zu wiederholen?
Ich habe mein Mandat sehr, sehr gerne wahrgenommen und es als eine so spannungsvolle Tätigkeit erlebt, auch den Wechsel zwischen Berlin und Darmstadt, dass ich das auf jeden Fall noch einmal machen will.
Vielen Dank für das Gespräch.
Daniela Wagner, * 4. April 1957 in Darmstadt, studierte nach dem Abitur 1977 an der Georg-Büchner-Schule Germanistik, Anglistik, Politik-, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften in Frankfurt, Oldenburg und Darmstadt und beendete ihr Studium ohne Abschluss. Sie war von 1987 bis 1994 Abgeord- nete des Hessischen Landtages und von 2009 bis 2013 Abgeordnete des Deutschen Bundestages. 1985 bis 1994 war sie Stadtverordnete, von 1994 bis 2006 Dezernentin für Schule, Kindertagesstätten, Wohnen, Frauen und Interkulturelle Angelegenheiten der Stadt Darmstadt. Seit 2013 ist Wagner neben Kai Klose Vorsitzende der hessischen Grünen. Sie ist mit Darmstadts Oberbürgermeister Jochen Partsch verheiratet, hat eine Tochter und einen Enkel.