©Thea Nivea
Thea Nivea Glosse
Thea Nivea
Ich weiß, dass meteorologisch schon Herbst ist, sag ich, und dass es immer früher dunkel wird.Aber ichmags nicht, wenn wer über meinen Glossentitel meckert, nur weil er ihn nicht kapiert. Selbst wenn ich ein paar Tipps verwertet hab. Na ja, ist schon komisch, da chillt man auf nemBoot mitten auf dem Gardasee und was ist? Mama ruft an, ob alles okay ist, und Papa fragt, ob ich auch an die Glosse denke. Ja, sag ich, alles okay, ja, ich krieg genug mit, nein, nicht teuer, nur das Telefonieren gerade, ja, hier gibts überall W-Lan, im Gegensatz zu Darmstadt, ja Papa, okay, ja, wenns wichtige News gibt, ja,alles gut, ja, ich bin sowieso rechtzeitig wieder da, nein, erklär ich euch alles, wenn ich wieder zurück bin.
Erklärt hab ich dann gar nix, ein bisschen erzählt halt, dass sie nicht weiter fragen. Und die News, sag ich, waren echt hilfreich, danke. Wie, fragt meine Mutter. Na, sag ich, Papa hat mir dann jeden Tag ne Mail geschickt. Und dir den Urlaub versaut, sagt meine Mutter, wie mir früher, da hat er das Echo nachbestellt und sich aufgeregt, statt mal abzuschalten. Egal, sag ich, hab sowieso alles erst auf der Rückfahrt gelesen. Und du hast 3 Wochen nix mitgekriegt, fragt mein Vater. Doch, sag ich, einmal Sportschau geguckt, Bundesligaauftakt. Und, fragt mein Vater. Supertor, sag ich. Leider nur ein Punkt, sagt mein Vater. Dafür Glück in Schalke,den Sieg holen wir im Pokal nach, sag ich, und Heller wirds. Was, fragt mein Vater.
Torschütze des Monats August,sag ich. Ach so, sagt meine Mutter, um Fußball gehts, und ich dachte, du meinst das politisch. Siehst du etwa Hoffnungsschimmer im politischen Dunkeldeutschland, fragt mein Vater. Ich nicht, sag ich, hab deinenLink über Flüchtlingslager in Sachsen angeklickt, echt gruselig, was die Leute da so von sich geben. Ja, sagt mein Vater, die redeten allen Ernstes von Abschaum und Dreck. Manchmal wünscht man sich die Mauer zurück, sagt meine Mutter. Das meinst du jetzt nicht ernst, sag ich. Logisch nicht, sagt meine Mutter. In Darmstadt läuft das besser mit den Flüchtlingen, sag ich, zum Glück. Das hat mit Glück nix zu tun, sagt mein Vater, Darmstadt ist und bleibt weltoffen, da sind sich alle einig. Und der OB läuft beim CSD mit, sag ich, danke auch für den Link, sehr lustig, die ganzen Grünen Opas und Omas in grünen T-Shirts und mittendrin der junge Jochen im hellblauen Hemd. Hast du auch deine Mama entdeckt, fragt mein Vater? Ne, nur Daniela Wagner, sag ich.Übrigens, hat der Partsch abgenommen?
Ideales Wahlkampfgewicht, sagt mein Vater, macht einen topfitten Eindruck. Stimmt, sag ich, wir haben ja bald Kommunalwahl. Und, sagt mein Vater, die SPD fordert heraus, mit Zypries und einem jungen Team ganz vorn. Auf der Liste, sag ich, nach der Wahl sind dann alle wieder hinten, wie beim letzten Mal. Kumulieren und Panaschieren hat halt nicht nur Vorteile, sagt mein Vater. Vor allem liegt das daran, sag ich, dass zwei Drittel aller Wähler über 60 sind. Und die Stavo, sagt mein Vater, wird wieder fast zur Hälfte aus Eberstädtern bestehen. Wieso das denn, fragt meine Mutter. Ist immer so, sagt mein Vater. Dann müsst ihr euch eben mehr engagieren, sagt meine Mutter. Würstchen grillen am Parteistand, sag ich, wie früher, sehr lustig.
Selbst die Petkovic grillt gern, sagt mein Vater. Ja, sag ich, aber nur bei den Lilien, weil sie die Wette gegen den Schuster verloren hat. Was wäre eigentlich, wenn der Schuster als OB-Kandidat auftritt? Sehr blöde Idee, sagt meine Mutter. Für die Blauen, sag ich, wär ein noch viel bunterer Wahlkampf. Der soll besser Trainer bleiben, sagt mein Vater, und wenn die Lilien die Liga halten, wird er Trainer des Jahres. Dafür reicht schon ein Sieg gegen die Bayern, sag ich, hast du eigentlich Karten gekriegt? Gerade noch so, sagt mein Vater, 2x Nordkurve. Super, sag ich, dann sehen wir in der 2. Halbzeit das Siegtor super gut. Und wer schießts, fragt mein Vater, Toni oder Dodo? Für die seh ich eher schwarz, sag ich, es wird… Kapiert, sagt mein Vater.