
©Förderverein Liberale Synagoge
Förderverein Liberale Synagoge, Foto von 1910
Als monumentaler Sakralbau mit prächtiger Hauptfassade und vier kuppelbekrönten, vierundzwanzig Meter hohen Ecktürmen galt die Liberale Synagoge als Zierde unserer Stadt: Sie überragte seit der feierlichen Einweihung am 23. Februar 1876 durch den Großherzoglichen Landesrabbiner Julius Landsberger, Gemeindevorsteher Heinrich Blumenthal und Gönner Otto Wolfskehl die Dächer Darmstadts. Das neuromanische, bei weitem größte jüdische Gottes- und Versammlungshaus wurde wegen seiner bemerkenswerten Erscheinung als „israelitischer Tempel“ bezeichnet. Beim Novemberpogrom 1938 plünderten SA-Trupps die Synagoge, zerstörten die Inneneinrichtung, steckten das Gebäude in Brand und sprengten es schließlich. Zynischerweise schickten die Nazis die hohe Rechnung der Abbrucharbeiten auch noch an die Jüdische Gemeinde. Vor 150 Jahren war Baubeginn der Liberalen Synagoge und genau vor zwanzig Jahren kamen beim Aushub der Baugrube für den Neubau des Klinikums Überreste wie Sandsteinkapitelle, Säulenfragmente, das Sockel-Fragment des linken, rückseitigen Eckturms und das stark versehrte Ewige Licht wieder zutage: Die hohe erinnerungskulturelle Bedeutung dieses Fundes löste eine intensive Debatte über den Umgang der Stadt mit ihrer NS-Vergangenheit und dem kulturellen Verlust deutsch-jüdischer Geschichte aus. Der damalige Oberbürgermeister Peter Benz berief einen ‚Runden Tisch’ ein, der in zweijähriger Arbeit die Konzeption der Gedenkstätte erarbeitete. Entstanden ist ein würdiger, in seiner Art europaweit einzigartiger Ort an der Bleichstraße.