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Annette Hempel
Lass es dir gut gehen! Achte auf dich! Schau auf deine Gesundheit! Genieß‘ deine Zeit, deinen Urlaub, dein was auch immer … Lass die Seele baumeln! Aye, aye Sir! Alle diese Sätze sind sicherlich gut gemeint – sind sie deswegen auch gut anzuhören? Klingen sie angenehm in meinen Ohren? Leider nein. Alle diese Sätze verwenden den Imperativ, die Befehlsform eines Verbs. Der andere Mensch befiehlt mir also, dass ich auf mich achten soll. Und damit wird direkt auch eine Leistung eingefordert: Tue etwas dafür, dass es dir auch wirklich gut gehen wird! Und wenn dein Urlaub nicht vollkommen erholsam war, dann hast du auch oder sogar im Urlaub versagt. Ein:e Erholungsversager:in sozusagen. Oder wenn du es nicht geschafft hast, was auch immer zu genießen, dann bist du eben ein:e Genussversager:in. Sätze, die den Imperativ nutzen, fordern das Gegenüber auf, etwas zu tun oder zu lassen oder Dinge nach allgemein gültigen Empfehlungen zu gestalten, anstatt so, wie es für einen selbst am besten ist. Man hat das Gefühl, Leistung bringen zu müssen, damit es einem gut geht, statt einfach man selbst zu sein und die Seele baumeln zu lassen. Gegenteilig funktionieren Wünsche: Ich wünsche dir einen erholsamen Urlaub! – Ja. Das hört sich gleich viel ansprechender an, den wünsche ich mir auch. Und dabei kann ich ganz ich selbst sein und meine eigene Vorstellung von Urlaub und Erholung leben. Von Herzen wünsche ich Ihnen, dass Sie achtsam mit den Worten umgehen können und auf Verständnis stoßen, wenn es mal nicht so gut gelingt. Alles Gute dafür!