"Die Weißen kommen"
Berliner Compagnie
bis
Albertus-Magnus-Schule August-Bebel-Str. 9, 68519 Viernheim
"chaiselongue" präsentiert in Kooperation mit Focus / EineWeltLaden / Helping Hands / Ich bin ein Viernheimer
Das fünfte Stück der Berliner Compagnie über Afrika - genauer gesagt zu den afrikanisch-europäischen Beziehungen, denn das Hauptinteresse der Compagnie ist immer die Interdependenz zwischen den beiden Kontinenten. Autorin und Regisseurin haben mehrere Reisen nach Afrika unternommen und die dabei gewonnenen Erfahrungen und Kenntnisse von Schauplätzen und Menschen flossen in das Projekt ein.
Motiviert zu dem Stück wurden die TheatermacherInne durch die Beobachtung, dass in der Öffentlichkeit ein großes Missverhältnis besteht zwischen einer durchaus starken emotionalen Betroffenheit aufgrund der von den Medien verbreiteten Bildern der Not einerseits und einer katastrophalen Unkenntnis der wirklichen Ursachen dieser Not andererseits.
In Umfragen wird auf die Frage nach Instrumenten zur Bekämpfung des Hungers in der Welt fast ausschließlich Nahrungsmittelhilfe, Entwicklungshilfe oder bessere Regierungsführung genannt. Schlechte Regierungsführung geben in einer jüngsten Umfrage gerade die besser Verdienenden bei uns als größtes Problem der
Entwicklungsländer an. Die meisten Bürger bringen die elenden Zustände weder mit den augenblicklichen, von der EU und ihrer eigenen Regierung mitgesetzten weltwirtschaftlichen Regeln, noch mit der europäischen Kolonialgeschichte, noch mit ihrem eigenen Konsum oder Wahlverhalten zusammen.
Nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschafts-organisation der Vereinten Nationen (FAO
2009) übersteigt die Zahl der Unterernährten erstmalig die Milliarden-Grenze.Ein Drittel von ihnen lebt in Afrika. Das Millenniums-Ziel, den Hunger in der Welt bis zum Jahr 2015 zu halbieren, ist ganz offenbar gescheitert.
In dem Stück wird auf die externen Ursachen der Katastrophe in Afrika hingewiesen und zwar auf diejenigen, die mit Europa zu tun haben, mit uns. Denn obwohl wir hohe Summen als Entwick-lungshilfe an Afrika schicken, schädigen wir - bzw. unsere Regierungen, unsere Konzerne -
auch ein halbes Jahrhundert nach dem Ende der Kolonialzeit offenbar weiterhin und auf verschiedene Weise unseren Nachbarkontinent. Dieses Problem steht im Zentrum des Stücks.
Milchprodukte aus Europa überschwemmen die afrikanischen Märkte zu Preisen, mit denen lokale Milchbauern nicht mithalten können. Die EU-Agrarsubventionen an Lebensmittelkonzerne und Großmolkereien zerstören die Existenz von Millionen afrikanischer Kleinbauern. Die jüngste Finanz- und Wirtschaftskrise, ganz offenbar bei uns in den Industriestaaten des Nordens entstanden, trifft Afrika besonders hart. Als Folgeder Krise und dem durch sie verschärften
Nahrungsmangel sind nach Einschätzung der Vereinten Nationen bis zu 50.000 Neugeborene in Afrika vor ihrem ersten Geburtstag gestorben und 53 Millionen Afrikaner zusätzlich unter die Armutsschwelle gesunken. Versteppung, Verwüstung, die zunehmende Verschlechterung der Ernährungssituation in Afrika sind Folgen des Jahrhunderte langen Co2-Ausstoßes der Industrieländer. Die den Klimawandel am wenigsten verursacht haben, erleiden ihn am heftigsten. Das Theaterstück beginnt mit weißen Tradern, Bankern,Kolonisatoren, Sklavenhändlern. Zug um Zug unterwerfen sie den schwarzen Kontinent. Auf ihrer Jagd nach immer größerem Gewinn kennen sie kein Gesetz. Diebstahl, Raub und Völkermord – fast alles ist erlaubt.Wer jedoch eine zentrale Spielregel verletzt, wird vom scheinbar allmächtigen Gamemaster aus dem bisherigen Spielhinausgeworfen.Von einem Augenblick zum anderen ist er nicht mehr Weißer, sondern Schwarzer; kein Herr mehr,sondern Sklave. Aber damit wird er auch zum Rebell und Freiheitskämpfer.
Kannten die Spieler bislang den Kontinent nur aus der Sicht der Eroberer, so lernen sie jetzt das Sklavenschiff, die Zwangsarbeit auf der Plantage, die Massaker an den Aufständischen kennen. Sie leben das Leben der Ausgebeuteten und Unterdrückten, geraten in Revolten und Revolutionen.
Jetzt würden sie gerne mit dem Spiel aufhören. Aber sie können offenbar die virtuelle Welt nicht mehr verlassen. Als Gäste in der schwarzen Haut kämpfen sie sich durch die Jahre und Epochen zurück in die Gegenwart.
Im Jahr 2009 bekam die Berliner Compagnie den Nationalen Aachener Friedenspreis verliehen.
Stimmen zum Stück
"Feines Agit-Prop-Theater ohne jede Hölzernheit" (Junge Welt)
„Politisches Theater zeigefingerfrei“, Veranstaltung zum 30-jährigen Bestehen der Dritte-Welt-Gruppe (Bietigheimer Zeitung)
„Afrikas Geschichte als Computerspiel“ (Schleswiger Nachrichten)
„Ich kenne im deutschsprachigen Raum derzeit kein besseres und aufrüttelnderes politisches Theater.“ (Ekkehart Krippendorf-Politikwissenschaftler & Friedensforscher)
Weitere Infos unter:
http://www.berlinercompagnie.de/
http://www.focus-viernheim.de/ http://www.weltladen.de/viernheim
VVK: 13 € , AK: 15 € , SuS: 10 €
VVK: Rathausfoyer, Kettelerstr.3, Viernheim
Karten zum Selbstausdrucken: www.chaiselongue-viernheim.de
(Verbindliche) Reservierungen zum AK-Preis: chaiselongue@web.de