
©Henriette Becht
Emily Klinge
Emily Klinge spielt in „Prima Facie“ eine erfolgreiche Strafverteidigerin, die selbst zum Opfer wird – und daraufhin das Rechtssystem infrage stellt. Ein intensiver Theaterabend zum Thema sexuelle Gewalt. Jede dritte Frau in Deutschland hat laut Studien bereits sexuelle Gewalt erlebt – weniger als 20 % dieser Fälle werden angezeigt. „Sexuelle Gewalt ist ein aktuelles, vielschichtiges und kompliziertes Thema“, sagt Gastschauspielerin Emily Klinge aus Köln. Mit der aktuellen Gesetzeslage ist es schwierig, Opfer wirksam zu schützen. Im Stück „Prima Facie“ der australisch-britischen Dramatikerin Suzie Miller steht genau dieses Spannungsfeld im Zentrum: Die Strafverteidigerin Tessa Ensler ist auf Sexualdelikte spezialisiert. Sie ist knallhart, wird bewundert wie gefürchtet und gewinnt fast jeden Prozess. Und sie glaubt fest an Gesetz und Gerechtigkeit – bis sie selbst zum Opfer wird. Ihr Angreifer ist Kollege Julian, mit dem sie eine komplizierte Beziehung pflegt. Nach einer Vergewaltigung entscheidet sich Tessa, Anzeige zu erstatten, obwohl sie weiß, dass die Beweislage schwach ist. Ein zermürbender Weg beginnt. Doch für Tessa geht es nicht nur um den Ausgang des Verfahrens – sie hinterfragt das System, das Täter schützt und Opfer demütigt. Emily Klinge spielte bereits am Staatstheater in „Der Ozean am Ende der Straße“. „Tessa fasziniert mich, weil sie ihre Überzeugungen ändert“, sagt Klinge, „ihr Glaube an die Gerechtigkeit gerät ins Wanken.“ Für die Vorbereitung tauchte sie tief in die Materie ein: Gesetzeslage, Statistiken und Traumaforschung. Die Inszenierung unter der Regie von Anna Bergmann wird begleitet von Musik (Heiko Schnurpel) und Videos (Sebastian Pircher). „Es ist kein Fingerzeig-Abend; wir wollen für das Thema sensibilisieren und Mankos im System aufzeigen“, betont Klinge. „Wir als Gesellschaft müssen wachsam füreinander sein, Menschen zuhören und sie ernst nehmen, wenn sie von Übergriffen an ihrem Körper erzählen.“ 16./24./30.05. jeweils um 19:30Uhr in den Kammerspielen am Staatstheater Darmstadt. ZUR WEBSEITE