Ab 8. März wird Jane Austens Kultroman in den Kammerspielen auf die Bühne gebracht. Regisseurin Anna Malena Große verbindet die kluge Gesellschaftsanalyse mit der Gegenwart und stellt die Frage, welche Art von Liebe unsere Zeit braucht. Wieso fasziniert uns „Stolz und Vorurteil“ noch immer? Jane Austens Roman steht für ein idyllisches, adeliges Landleben und Romantik – nicht zuletzt dank zahlreicher erfolgreicher Verfilmungen. Hinter der leichten Erzählweise verbirgt sich jedoch eine scharfsinnige Beobachtung der Brutalität einer Gesellschaft und des wirtschaftlichen Drucks, der die Liebe belastet. Regisseurin Anna Malena Große bringt den Stoff in die Gegenwart. Sie nähert sich dem Roman als Zeitzeugnis einer Epoche, die der Beginn unserer kapitalistischen, globalisierten Gegenwart ist. „Austen hat den Drive der Epoche mit all seinen Umbrüchen präzise beobachtet und spitzzüngig aufs Papier gebracht.“ Die Inszenierung schlägt die Brücke zur Moderne: „Auch heute stehen wir vor grundlegenden Fragen – etwa angesichts der Ressourcenknappheit und des gesellschaftlichen Wandels“. Das zweiteilige Stück beginnt in der Welt des Romans und führt ins Heute. Große unternahm eine „Forschungsreise“ nach England und besuchte Austens Landgut – ihre Videos fließen in die Inszenierung ein. Austen schildert Liebe als „Idee einer Liebe“ in Form einer guten, respektvollen Partnerschaft, bei der man zusammenwächst. Auch heute suchen viele nach nachhaltigen langfristigen Partnerschaften. Die Regisseurin sieht auch Parallelen zu aktuellen Debatten über finanzielle Abhängigkeit – sichtbar etwa am Gender Pay Gap. Jane Austen war für die Verbesserung der Situation der Frauen, jedoch nicht im Sinne von Feminismus oder Klassenkampf. „Austens Protagonistinnen sind keine klassischen Heldinnen. Sie überschreiten oft Grenzen und können auch laut, beleidigend und biestig sein“, so Große. Lizzy Bennet etwa muss erkennen, dass ihr erstes Urteil über Mr. Darcy falsch war – und sie revidiert es! ZUR WEBSEITE

©Anna Malena Große
Leicht und scharfzüngig
„Stolz und Vorurteil“ im Staatstheater Darmstadt