… setzen die monatlichen Buchempfehlungen aus Darmstadt. Seit 1952 trifft sich regelmäßig eine unabhängige Jury aus Schriftstellern, Journalisten und Literaturkritikern, um aus der Vielzahl der Neuerscheinungen ein Buch besonders hervorzuheben. Mit der Auszeichnung sollen diese Bücher einer größeren Verbreitung verholfen werden. Dabei fällt die Wahl nicht unbedingt auf den literarischen Bestseller, manches Buch wurde durch die Auszeichnung „Buch des Monats“ erst erfolgreich. Aktuell gehören der Jury an: Peter Benz, Kurt Drawert, Oliver Jungen, Hanne F. Juritz, Sibylle Maxheimer, Julia Schröder, Dr. Tilman Spreckelsen, Dr. Gerhard Stadelmaier, Dr. Hajo Steinert, Beate Tröger und Wolfgang Werth.
Begründung der Jury Es gab sie wirklich, die Pariser Leichenseziererin Marie Biheron im 18. Jahrhundert, Apothekerstochter und geradezu süchtig nach toten Körpern, deren Innereien sie faszinierte und die sie in Wachs nachbildete, naturgetreu in Perfektion. Herz, Leber, Nieren usw. wurden wächserne Skulpturen, die wohlhabende Abnehmer fanden. Marie Antoinette hatte ihre helle Freude daran. Die anatomischen Studien wurden in einer Zeit absolut männlicher Dominanz bewundert, beneidet, bespöttelt und geklaut. Die Revolution, die Erfindung der Guillotine, die Hinrichtungen sind in dieser Geschichte Randerscheinungen. Wichtig ist der Autorin die feine Liebesbeziehung zwischen der Seziererin und der späteren Lebensgefährtin, einer bedeutenden Pflanzenzeichnerin. Beide machten mit ihren unterschiedlichen Künsten Karriere. Christine Wunnicke versteht es trefflich, Vergangenes ins Jetzige zu befördern und bei allen Schrecklichkeiten die Lesenden mit Wissen und Skurrilitäten bei Laune zu halten. Darmstädter Jury „Buch des Monats e.V.“, Hanne F. Juritz