© Museum Angewandte Kunst, Anja Jahn
»Frankfurter Küche«
Praktisch und ergonomisch wie ein industrieller Arbeitsplatz sollte sie sein. Die von der Wiener Architektin Margarete Schütte-Lihotzky entworfene »Frankfurter Küche« wurde 1926 im Rahmen des Projekts »Neues Frankfurt« von Ernst May initiiert. Sie gilt als Vorbild der modernen Einbauküche. Nach sorgsamer Restaurierung ist ein Exemplar der legendären Küche in der Dauerpräsentation »Elementarteile« des MAK zu sehen.
Zu Beginn der 1920er-Jahre konstituiert sich in Frankfurt am Main ein beispielloses Programm baulicher und kultureller Erneuerung, das unter dem Namen »Neues Frankfurt« in die Kulturgeschichte eingeht. Die Stadt entwickelt sich in der Weimarer Republik zum Inbegriff der modernen Großstadt. Zwar gilt das Bauhaus heute vielen als Wiege der Moderne. Doch die berühmte Kunst- und Gestaltungsschule war nicht der alleinige Brennpunkt neuartiger Gestaltung in Deutschland und Europa. Zum Ausgang der 1920er-Jahre war Frankfurt als ein dem Bauhaus adäquates Zentrum der Avantgarde etabliert. Die Ausstellung »Moderne am Main 1919–1933« im Museum Angewandte Kunst (MAK) zeigt, dass sich das »Neue Frankfurt« nicht im bekannten, von Ernst May initiierten Wohnungsbauprogramm erschöpft. Die Großstadtutopie umfasst ab der zweiten Hälfte der 1920er-Jahre einen universalen Anspruch im Mode-, Industrie-, Produkt- und Kommunikationsdesign. Die angewandten und freien Künste durchdringen mit neuen Formen alle Bereiche des menschlichen Lebens. Im Verbund mit einer forcierten Industrialisierung und dem Ausbau kommunaler Bereiche soll das »Neue Frankfurt« eine moderne urbane Gesellschaft formen. Entscheidende Protagonisten sind die wiedererstandene Messe, das städtische Hochbauamt sowie die Kunstschule Frankfurt, die unter Fritz Wichert eine bedeutende Neuausrichtung erfährt.
© Museum Angewandte Kunst, Anja Jahn
»Frankfurter Küche - Elementarteile«
Die Präsentation zeichnet ein Bild von Aufbruch, Vorbildfunktion und Auseinandersetzung und stellt die Frage, ob und in welcher Weise grundlegende gesellschaftliche Veränderungen auch einen ästhetischen Wandel mit sich bringen sollten und wie das Neue in die Welt kommt. Die Ausstellung ist Teil einer gemeinsamen Initiative von drei Frankfurter Museen - dem Museum Angewandte Kunst, dem Deutschen Architekturmuseum und dem Historischen Museum Frankfurt - sowie dem neu gegründeten Forum »Neues Frankfurt« anlässlich des Bauhaus-Jubiläums 2019.
19. Januar bis 14. April 2019 Di, Do – So 10–18 Uhr, Mi 10–20 Uhr Museum Angewandte Kunst, Schaumainkai 17, 60594 Frankfurt am Main museumangewandtekunst.de