Im 75. Heinerfest-Jahr wählte der Heimatverein Darmstädter Heiner Felix Hotz zum Vorsitzenden und Dr. Markus Hoschek zu seinem Stellvertreter. Grund genug für FRIZZmag, mit beiden zu sprechen.
FRIZZmag: Felix, als ich dich das letzte Mal interviewt habe, bist du gerade Vize-Heinerfest-Präsident geworden. Gehst du demnächst in Rente?
Hotz: Nein, ich hab's nicht vor, warum fragst du?
Weil Günther Metzger, „Little" Klein und Wolfgang Koehler mit ihren Hauptberufen durch waren, als sie Heinerfest-Präsident wurden. Ist das bei dir anders?
Hotz: Ja. Wolfgang Köhler hat mich angesprochen, ob ich sein Nachfolger werden möchte. Die Grundidee dabei ist, den Heimatverein ein bisschen zu verjüngen, zu modernisieren und in die Zukunft zu bringen.
Wir hatten ja weltweit mehrere prominente Amtswechsel: Bundeskanzler, Papst, Heinerfest-Präsident. Ist das die richtige Steigerung?
Hoschek: Nein, ganz im Gegenteil (lacht), wir haben zum Glück mit der Weltpolitik nichts zu tun!
Hotz: Und wir sehen das Amt des Heinerfest-Präsidenten nicht im Vordergrund. Die eigentliche Arbeit ist vorher.
Hoschek: Wir arbeiten das ganze Jahr, bereiten vor, treffen Entscheidungen und schließen Verträge. Das Heinerfest soll ja auch in Zukunft finanziell und wirtschaftlich ordentlich auf die Füße gestellt und weiterentwickelt werden.
Hotz: Wir tragen die komplette Verantwortung für dieses Fest. Wir sind präsent. Wir werden an vielen Stellen sagen, danke für das Ehrenamt, danke für das, was die Stadt macht, danke für die Unterstützung unserer Sponsoren.
Hoschek: Wir haben jeden Tag eine kalte Lage, so nennt sich das, wenn wir uns mit den Blaulichtern und dem Ordnungsamt treffen. Wir müssen jederzeit erreichbar sein, falls irgendwas sein sollte. Das war schon immer so, heutzutage muss man das noch in einem anderen Licht sehen.
Felix, du bist jetzt 50, oder?
Hotz: Nee, nicht mal.
Dann bist du der jüngste Heinerfest-Präsident, den es jemals gegeben hat?
Hotz: Sieht so aus.
Wolfgang Koehler war acht Jahre im Amt. Bei dir könnte das für 25 Jahre, also bis zum 100. Heinerfest reichen, dann wärst du genauso alt wie Wolfgang Koehler jetzt.
Hotz: Rein rechnerisch könnte ich das machen. Ob meine Familie da mitgehen würde, weiß ich nicht genau, weil es terminlich durchaus sehr anstrengend ist. Schauen wir einfach mal, wie es wird. Jetzt machen wir erst mal unser erstes Jahr. Vielleicht jagen sie mich danach ja übern Luisenplatz (lacht).
Ihr seid Vorsitzender und stellvertretender Vorsitzender des Heimatvereins Darmstädter Heiner. Das ist ein eingetragener Verein mit einer ordentlichen Mitgliederversammlung. Die hat wann stattgefunden?
Hotz: Unsere Wahl war am 25. Februar.
Dann gibt es noch den Förderverein Darmstädter Heiner. Was ist der Unterschied zum Heimatverein?
Hotz: Der Heimatverein, das ist ein ziemlich enger Kreis, der das Heinerfest an sich ausrichtet. So kann man es sagen.
Hoschek: Beim Förderverein kann jeder und jede, die Interesse haben, das Heinerfest zu unterstützen, Mitglied werden. Mit einem regelmäßigen Beitrag, mit einer Geldspende oder mit ehrenamtlicher Arbeit beim Heinerfest.
Hotz: Der Mitgliedsbeitrag kostet 35 Euro im Jahr, eigentlich ein sehr geringer Beitrag.
Hoschek: Ab 35 Euro sind alle dabei.
1951 gab's das erste Heinerfest, 2025 ist das 75. Aber einmal ist es doch ausgefallen wegen Corona, oder?
Hotz: Das Heinerfest ist noch nie ausgefallen. Wir haben zwei Jahre eine andere Form des Heinerfests gefeiert. So muss man es eigentlich sehen. 2020 hatten wir das Tuk-Tuk-Heinerfest. Da war Corona sehr virulent und wir konnten quasi nur symbolisch feiern. 2021 gabs nur das Heinergatter auf dem Karolinenplatz, sonst hätte nichts stattfinden können.
Hoschek: Das konnten wir damals nur mit Impfnachweis und was auch immer noch dazu gehörte ermöglichen.
Hotz: Ja, ja, das hatten wir alles mal. Ist zum Glück schon fast wieder vergessen.
Was ist denn eure nachhaltigste Erinnerung? Etwas, was ihr persönlich mit dem Heinerfest verbindet und nicht vergesst?
Hotz: Also mein erstes Erlebnis ist, da habe ich noch im Kinderwagen gesessen und meine Eltern angefleht, dass wir während des Aufbaus in die Innenstadt zum Eis-Roth Eis essen gehen, weil ich dabei beobachten konnte, wie die Schausteller ihre Wägen aufbauen. Auf dem Platz vorm Jugendstilbad die Achterbahn oder die Geisterbahn, das hat mich schon sehr fasziniert.
Hoschek: Woran ich mich besonders gern erinnere, das war, als das erste Mal die HEAG Hallen wieder zugänglich waren und ins Heinerfest einbezogen wurden, lange bevor das Carree gebaut wurde, irgendwann in meinen letzten Schul- oder ersten Studientagen, wir da eine ganze Nacht gefeiert haben und es sehr, sehr lustig war.
Auf welches Highlight freut ihr euch diesmal besonders?
Hotz: Das erste Highlight ist die Ausstellungseröffnung „75 Jahre Heinerfest" auf dem Friedensplatz. An der gleichen Stelle, an der letztes Jahr diese beeindruckende Ausstellung zur Brandnacht gestanden hat. Wieder auf großen Stelen. Mit Bildern aus den ersten Tagen, auf so eine gute Art und Weise nachkoloriert, dass man denkt, man würde mitten im Fest stehen.
Hoschek: Das ist das erste Mal, dass es eine solche Ausstellung gibt. Ich glaube, gerade im Kontext der Ausstellung über die Brandnacht, die doch sehr bedrückend war, ist das auch ein Stück Fortsetzung der Geschichte. Die Bürgerschaft Darmstadt hat damals das Heinerfest gemacht, um wieder Hoffnung zu säen. In dieser Tradition sehen wir das Heinerfest, in dieser Tradition soll es auch weiterleben.
Hotz: Das ist auch ein politisches Thema. Ich finde es total wichtig, dass man auch jüngeren Leute, die heute auf dem Heinerfest nur die Party sehen, anhand dieser Bilder klar macht, wo das Fest herkommt und warum wir das immer noch im Herzen tragen. Das Motto „Kommt alle“ heißt wirklich „Kommt alle“.
Hoschek: Wenn in Deutschland mal ein politisch anderer Wind wehen würde, würden wir kein Heinerfest mehr veranstalten, denn die Grundlage für dieses ganze Fest ist: „Kommt alle!“ Es ist die Befreiung, der Neustart. Und eine Lehre aus der Vergangenheit.
Hotz: Was mir noch wichtig ist, wir haben wieder viele Veranstaltungen rund ums Heinerfest. Das Heinerfest findet nicht nur in der Innenstadt statt, sondern vom Dackelverein bis zur Rollatoren-Wanderung überall in Darmstadt. Einfach das Programmheft lesen, bei uns auf die Homepage gehen, da erfährt man so viel über Darmstadt, über die Darmstädter Vereine, die sich beteiligen. Ein Highlight dieses Festes ist, dass es so vielfältig ist.
Euer Wunsch fürs 75. Heinerfest, außer gutem Wetter?
Hoschek: Ein fröhliches, friedliches, völkerverständigendes und alle Darmstädterinnen und Darmstädter zusammenbringendes Fest. Jetzt habe ich dir vorgegriffen.
Hotz: Ich hätte es nicht besser sagen können. Und dass die Leute vielleicht mal die Sorgen und den Kummer zu Hause lassen. Fünf Tage lang die Seele baumeln lassen, feiern und Spaß haben.
info.vitae
Felix Hotz, *18.7.1976 in Darmstadt, Theatermacher, Komödiant und Geschäftsführer der Comedy-Hall, ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Dr. Markus Hoschek, *10.11.1967 in Rüsselsheim, Vorstand der HEAG Holding AG, ist verheiratet und hat zwei Kinder.
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