Der Oktober wird gleich doppelt gruselig. Während sämtliche Halloween Partys steigen, steigt auch die Vorfreude auf Michael Kiblers neuen Krimi. Der Darmstädter SPIEGEL-Bestseller-Autor bringt am 4. Oktober seinen neuen Roman »Bunkermädchen« heraus und hält seine Premierenlesung im schaurigen Spitzbunker auf der Knell in Darmstadt. Mit FRIZZmag hat er über die Entstehung seiner Hauptcharaktere gesprochen und wieso es ihm ausgerechnet das Genre Krimi als Schriftsteller angetan hat?
FRIZZmag: Hallo Michael, schön, dass Du uns Deinen neuen Horndeich-Krimi mitbringst. Wieso versetzt das Buch Deine Fans in Angst und Schrecken? Michael Kibler: Weil es an einem unheimlichen Ort spielt. Also ein Bunker ist per se unheimlich. Diese Bunker werden seit Jahrzehnten nicht mehr genutzt. Und ich spoiler nicht zu viel, wenn ich sage, in dem Buch geht es darum, dass diese Bunker illegal genutzt worden sind. Also da haben sich früher einfach Leute einquartiert. In echt war das nach 2000 und es waren ein paar Obdachlose, die da genächtigt haben. Ich habe das Ganze zeitlich versetzt, auf 1984 datiert, das hat besser zur Geschichte gepasst. Und ja, ich versetze meine Leserschaft in Angst und Schrecken, weil es wirklich unheimlich dort ist, in dem Bunker und früher auch um den Bunker herum. Da gab es damals noch so Brombeerhecken, wenn man da im Winter hingegangen ist, dann hat man die Hand vor Augen nicht mehr gesehen. Es ist also ein gruseliger Ort.
Wie wahr ist die Geschichte um Charlotte Fries? Gab es den Mord wirklich? Nein, meine ganzen Geschichten sind immer in meinem Kopf entstanden. Also, es ist kein True Crime. Ich habe mir das einfach ausgedacht. Charlotte Fries ist genauso alt wie ich. Das ist die einzige Verbindung zur Realität. Und wenn Horndeich und die anderen Krimi-Charaktere zu ihrem Fall recherchieren, dann recherchieren sie quasi in meinem alten Leben. Und da konnte ich wunderbar die ganzen Gegenstände, die ich als Student selbst benutzt habe und heute keiner mehr so richtig kennt, in der Handlung unterbringen – wie beispielsweise meinen alten Rechner, der im Vergleich zu heute keine Festplatte, sondern nur ein Diskettenlaufwerk hatte. Und, das erschwerte damals natürlich die Polizeiarbeit bzw. IT-Forensik sehr. Privatdetektiv Steffen Horndeich ermittelt in all Deinen Krimis. Erinnerst Du Dich noch, wie die Figur damals entstand? Ja, das war am Anfang noch gar nicht so klar. Als ich mein erstes Buch »Madonnenkinder« rausbrachte, kannte mich ja niemand in Darmstadt. Aber der erste Krimi kam so gut bei den Einheimischen an, dass man mich für einen zweiten und dritten Roman anfragte. Also habe ich das Leben meiner Figuren weiterentwickelt. Doch, wieso Horndeichs Freundin und ehemalige Polizeikollegin Margot Hesgart so heißt, wie sie heißt, das müsst ihr schon die Mutter von Margot fragen (lacht). Ich bin großer Tatort-Fan und mir war schnell klar, ich mache das einfach wie in der Krimi-Kultserie. Alleine durch Jahrzehnte langes Tatort gucken, hab’ ich eine solide kriminalistische Grundausbildung bekommen. Wieso hat es Dir das Genre »Krimi« als Autor angetan? Ich habe bereits als Kind Rätsel und Krimis geliebt. Seit meinem 10. Lebensjahr schaue ich nun schon Tatort. Da fühlte ich mich im Alter von 40 Jahren befähigt, meinen ersten Krimi zu schreiben. Ich habe also das erste Riesenrätsel in meinem Debütroman »Madonnenkinder« aufgemacht – da liegt plötzlich ein Toter rum. Dann hast du schon mal eine maximale Aufmerksamkeit erzeugt, weil alle wissen wollen, wer der Mörder oder die Mörderin ist. Du hast also gleich zu Beginn der Geschichte eine riesige Spannung aufgebaut und wenn du gut schreiben kannst, hält sich diese bis zum Schluss. Deshalb hat das Genre Krimi gegenüber anderen Büchern einen großen Vorteil. Wie entstehen die Ideen für Deine Bücher? Jedes Buch beginnt damit, dass es irgendeine Initialzündung gibt. Irgendetwas, was ich sehe, mitkriege oder so. Mein Buch »Rosengrab« zum Beispiel, fängt damit an, dass eine weiß gekleidete Frau über die Autobahn rennt. Und sie kommt genau bis zur dritten Spur, dann ist sie nämlich tot. Und ich lag früh um sechs im Bett, als ich die Nachricht damals mitbekam. Da hieß es: »Es ist heute ein Mann gestorben beim Versuch, die Autobahn A67 zu überqueren.« Und ich bin so im Halbschlaf, während da die Nachrichten im Hintergrund rauschen und ich denke: »Wie bescheuert kann man eigentlich sein«. Dann dreh’ mich auf die andere Seite und spinn’ den Gedankengang weiter… »Was ist, wenn der Mann gar nicht freiwillig gelaufen ist?!« Und, zack war die Idee für meinen dritten Roman da. Wenn Du keine Krimis schreiben würdest, würdest Du heute was tun? Dann wäre ich heute hoffentlich ein erfolgreicher Filmemacher. Ich wollte damals in München Regie studieren und habe mich beworben – unter 700 Bewerbenden, 25 werden genommen, rate wer nicht. Da habe ich zu mir gesagt: »Okay, wenn sie mich in München nicht nehmen, dann studiere ich halt Germanistik, Filmwissenschaft und Psychologie in Frankfurt.« So bin ich da reingerutscht. Und, ich habe über die Filmwissenschaft sehr viel mehr über das Schreiben gelernt als im Fach Germanistik. Wenn man wie ich Hitchcock studiert hat, weiß man, wie man eine Geschichte erzählen muss oder hat zumindest das Grundgerüst, mit dem man variieren kann.
Gibt es ein aktuelles Thema da draußen, bei dem Dir ein kalter Schauer über den Rücken läuft? Jeden Morgen, wenn ich »SPIEGEL Online« lese und mitbekomme, wie der sogenannte Präsident der USA agiert, zucke ich innerlich zusammen. Die ganzen weltpolitischen Konsequenzen, die sein Verhalten mit sich ziehen, machen mir Angst, weil alles so unberechenbar ist. Und damit schrumpft Amerika, die bislang große Weltmacht, innerhalb von einem halben Jahr zu völliger Bedeutungslosigkeit zusammen. Und Indien freut sich, Russland freut sich, China freut sich, Europa freut sich nicht. Wie sich die Weltgeschichte noch entwickeln wird, darüber möchte ich lieber nicht zu tief nachdenken. Herzlichen Dank für das unheimlich gute Gespräch, Michael! WEBSEITE Kleine Leseprobe gefällig? Tickets für die Lesungen gibt’s bei FRIZZ Tickets oder Thalia
FRIZZmag verlost 5 x Michael Kiblers neuen Krimi »Bunkermädchen«.
Bitte sende eine E-Mail mit deinem vollständigen Namen und Kontakt an E-Mail Kontakt. Betreff: Bunkermädchen Einsendeschluss: 27.10. Die Gewinnbenachrichtigung erfolgt per E-Mail.

