Mit ihrem aktuellen Album „Rambazamba & Randale“ haben sich die Düsseldorfer Punkrocker „Rogers“ 2023 lautstark und voller Energie zurückgemeldet! Und auch live geht's wieder in die Vollen: Ab Februar kommt die Band auf Tour und bringt ihre explosive Live-Energie unter anderem auch nach Darmstadt. FRIZZmag sprach vorab mit Sänger Chri und Gitarrist Elias über neue Songs, alte Bekannte und ihre Heimatstadt Düsseldorf.
Mit eurem aktuellen Album „Rambazamba & Randale“ seid ihr vor zwei Jahren erstmals in die Top Ten der Charts eingestiegen, euer bis dato größter Erfolg. Allerdings war die Veröffentlichung eine recht schwere Geburt: Ihr wart 2019 schon am Vorbereiten, das Album sollte im Jahr darauf kommen und dann hat Corona dem Ganzen einen großen Strich durch die Rechnung gemacht. Welche Erwartungen hattet ihr an den Release der Platte?
Chri: Das war schon eine lange Durststrecke vorher. Man wusste ja einfach nicht, wie es weitergeht. Kompletter Stillstand! Wir haben Proberaummiete gezahlt und unseren Gitarren beim Rumstehen zugeschaut. Schließlich hatten wir uns dann entschieden, das Album nicht während der Pandemie zu veröffentlichen, sondern erst damit rauszugehen, wenn auch Liveshows wieder im vollen Umfang möglich sind. Einfach, um die Veröffentlichung direkt mit den Fans zu feiern und uns auch bei den Konzerten das Feedback für die neuen Songs abzuholen. Das war uns sehr wichtig.
Elias: In so eine klassische Bandproduktion fließt sehr viel Arbeit ein. Das ist schon ein anderer Aufwand als bei Hip-Hop-Tracks mit Beats und Raps. Wir wollten die Platte nicht in einem reinen Online-Release verpuffen lassen.
Chri: Umso schöner war, dass das Album dann so viel Aufmerksamkeit bekommen hat. Das war ein voller Erfolg und ich weiß noch, wie wir vom Charteinstieg erfahren haben. Wir haben an dem Tag in Dortmund gespielt und kurz nach dem Soundcheck meinte jemand, dass unsere Platte in die Top Ten eingestiegen ist. Da waren wir erst mal alle am Jubeln, klar.
„Rambazamba“ ist euer erstes Album bei „Warner Music“. Früher gab's einen großen Aufschrei, wenn die Punkband zum Majorlabel geht – siehe „Sex Pistols“ und „EMI“. Heute scheint das niemanden mehr zu jucken. Trotzdem ist „DIY“, das Bestreben, alles selbst zu machen, nach wie vor sehr verbreitet unter Punkbands. Warum seid ihr diesen Schritt hin zur Industrie gegangen? Viel zahlen können auch die Majors heute nicht mehr.
Chri: Das stimmt wohl, aber von der Plattenfirma mal nett zum Essen eingeladen zu werden, ist ja auch ganz cool (lacht). Aber eigentlich war das ein ganz natürlicher Schritt. Unser Management kennt die Leute dort schon sehr lange und es war auch von Anfang an klar, unter welchen Parametern diese Zusammenarbeit laufen wird. Wir mussten uns da in keiner Weise verbiegen. Wir sind dafür auch schon zu lange im Business, wissen, wie das läuft und wie das für uns aussehen soll. Von der Plattenfirma gab es vor allem im Marketing Support.
Elias: Wobei man auch hier anmerken darf, dass die erfolgreichsten „TikTok“-Aktionen unsere eigenen waren. Das lief vorbei am Marketingplan.
Chri: Deswegen haben wir uns mittlerweile auch entschlossen, alles wieder in die eigenen Hände zu nehmen. Das läuft irgendwie doch am einfachsten.
Auch innerhalb der Band gab es mit dem aktuellen Album wichtige Veränderungen: Euer langjähriger Gitarrist und Songwriter Nico hat die Band 2019 verlassen. Für ihn kam Elias, der auch einen Großteil der neuen Songs mitgeschrieben hat. Wie hat sich Elias' Mitarbeit ausgewirkt?
Chri: Elias hat definitiv zu einer großen Sound-Addition beigetragen und dadurch, dass sich unser Drummer Dom und Elias schon seit gefühlten Ewigkeiten kennen und gemeinsam Musik machen, hat das komplett gematched. Die beiden haben auch diese neuen elektronischen Spielarten in unsere Songs gebracht, die unaufdringlich sind, aber den Sound sehr passend komplettieren. Als Elias eingestiegen ist, haben wir dann auch begonnen, unser eigenes Studio zu bauen. Über ein halbes Jahr haben wir da jede freie Minute reingesteckt, was sich auf jeden Fall gelohnt hat. Wir partizipieren sehr davon, dass wir fast alles in unserem eigenen Studio recorden können. Das eröffnet uns viele neue Möglichkeiten.
Dominic und Elias haben beide Musik studiert. Musikstudium und Punkrock – steht sich das nicht im Weg? Von wegen „Drei Akkorde“ und so ...
Elias: Nee, würde ich nicht sagen. Musik ist ja immer erst mal ein Gefühl und das fließt in unsere Arbeit, keine konkreten Noten oder Skalen, die man geplant zusammensetzt. Musik muss sich gut anhören und nicht gut lesen lassen können. Von daher steht sich das überhaupt nicht im Weg. Es bedeutet nur, dass man Zeit mit seinem Instrument verbracht hat und einem das Handwerk behilflich sein kann, seine Gefühle gut musikalisch umsetzen zu können.
Chri: Und dann gibt’s ja immer noch mich, der mit Ideen kommt nach dem Motto: „Hör mal, was hältste davon? Da Dä Da, Räng, Räng!“ (lacht) Nein, im Ernst: Das läuft sehr homogen bei uns.
Ihr schreibt auch für andere Künstler. Wie wichtig sind solche Jobs? Können „Rogers“ von ihrer Musik leben?
Chri: Wir haben uns sehr lange gar nichts ausbezahlt und später, als wir das endlich konnten, erst mal unsere Crew bezahlt. Mittlerweile läuft das natürlich auch für uns besser, aber der monetäre Input lag bei keinem von uns nur auf der Band.
Elias: Diese Writing-Jobs sind auf jeden Fall on top. Das kalkuliere ich nicht als feste Möglichkeit, Geld zu verdienen. Das ist nichts, womit ich plane. Es geht da eigentlich mehr um Optionen aus dem näheren und weiteren Bandumfeld. Da kommen mitunter Anfragen und wenn die spannend sind, nehmen wir uns die Zeit, unseren musikalischen Input einzubringen.
Livekonzerte sind ein wichtiger Kern eurer Arbeit. Und euer Pensum ist amtlich: Rekord waren einmal 22 Shows in 26 Tagen. Welchen Stellenwert haben Konzerte, der Kontakt zu euren Fans für euch?
Chri: Die Konzerte haben genau das Bild von uns geschaffen, das wir nach außen und in uns tragen. Die Musik und die Energie kannst du nirgendwo so spüren wie bei einem Livekonzert. Ich erinnere mich noch an früher, als Bands vor allem von ihren Albumverkäufen leben konnten, an Shows, bei denen die Bands ihr Programm immer mehr oder weniger runtergespult haben. Das fand ich arm. Mir war es immer schon wichtig, dass wir dem Publikum bei unseren Konzerten den großen Kinofilm rüberbringen.
Elias: Auch im Zusammenhang mit diesen KI-Diskussionen – viele sehen KI ja auch als Bedrohung für Bands und ihre Arbeit – darf man für die Konzerte sicher sein, dass die menschengemacht bleiben dürften. Welche KI soll uns das wegnehmen? Die Konzerte, die wir spielen, und was die Leute dort erleben, das wird immer einen ganz großen Stellenwert für uns haben.
Viele dieser Konzerte bestreitet ihr gemeinsam mit anderen Bands. Über die Jahre dürfte sich da ein beachtliches Netzwerk an befreundeten Bands, Festivals und Kooperationspartnern entwickelt haben. Wie wichtig sind solche Netzwerke für Bands heutzutage?
Chri: „Netzwerke“ würde ich das nicht unbedingt nennen. Wir waren einfach immer die nette Band und haben uns mit allen sehr gut verstanden. Mit der Zeit sind viele der Bands, mit denen wir gespielt haben, einfach gute Freunde geworden. Natürlich tauscht man sich da auch aus. Dieser Austausch war vor allem in den ersten Jahren wichtig und hat uns sehr geholfen. Aber das hatte und hat nichts „Strategisches“.
Ihr seid in Düsseldorf zu Hause – eine DER Musikmetropolen und Punkrock-Mekka. Der legendäre „Ratinger Hof“ gilt als Geburtsort des deutschen Punks. Welchen Einfluss hat Düsseldorf auf eure Entwicklung als Band gehabt?
Chri: Als gebürtiger Düsseldorfer, Jahrgang 1989, war es quasi unmöglich, an den „Toten Hosen“ in der Jugend vorbeizukommen. Vielleicht saugt man da einfach dieselben Einflüsse auf und das wirkt sich auf die Musik aus. Aber wirklich bewusst passiert das nicht. Ich weiß noch, dass ich in unseren Anfangsjahren immer zu hören bekommen habe, dass ich wie der „Broilers“-Sänger klingen würde. Dabei waren die mir damals überhaupt kein Begriff, obwohl die Band ja auch aus Düsseldorf kommt. Kurz gesagt: Ich habe mich nicht für Punkrock entschieden, weil ich Düsseldorfer bin.
Wie dicke seid ihr eigentlich mit den „Hosen“?
Chri: Vom (der Schlagzeuger der „Toten Hosen“, Anm. d. Red.) ist mein Nachbar, den sehe ich eigentlich regelmäßig. Wenn man wollte, hätten wir sicher die Möglichkeit, mit den anderen Kontakt aufzunehmen.
Elias: Andi („Hosen“-Bassist, Anm. d. Red.) hat uns vor Kurzem in einem Podcast lobend erwähnt, das fand ich nett.
Chri: Auf dem Schirm haben die uns sicher. Aber „dicke“ nennen würde ich das nicht. Ich treffe mich jetzt nicht dauernd mit Campino oder so. Aber wenn er das liest: Ich bin immer für Wein und Austern zu haben! Er kann mich gerne einladen (lacht).
Campino wird 63 dieses Jahr. Und auch die anderen „Hosen“ steuern aufs Rentenalter zu. Stehen „Rogers“ bereit, das Düsseldorfer Punk-Erbe irgendwann zu übernehmen?
Chri: Solange es Wein und Austern im Gegenzug gibt, übernehmen wir gerne auch das.
Was steht nach dieser Tour und dem Festivalsommer an? Wenn ihr an euren früheren Veröffentlichungsrhythmus anknüpft, sollte da bald ein neues Album anstehen, oder?
Chris: Auf jeden Fall! Wir veröffentlichen ja auch schon seit ein paar Monaten erste Stücke. Wir wollten das diesmal anders machen und immer, sobald wir einen tollen neuen Song fertig haben, den direkt raushauen. Natürlich stehen wir nach wie vor auch noch auf physische Releases. Daher wird’s wahrscheinlich so laufen, dass wir zu den bereits veröffentlichten Songs noch ein paar neue zusätzlich schreiben und das dann unsere neue Platte wird.
Elias: Heutzutage verpuffen Albumveröffentlichungen sehr schnell. Da „Spotify“ ein Album auch nur als eine Veröffentlichung behandelt, gehen die einzelnen Songs oft unter. Das wäre schade um die Stücke, daher gehen wir diesen anderen Weg und veröffentlichen alle Songs sukzessive über einen längeren Zeitraum. Das fühlt sich bis dato ganz gut an.
Vielen Dank für das Gespräch.
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Betreff: Rogers
Einsendeschluss: 16.2.2025
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