© Klaus Mai
Fotograf Christoph Rau (re.) und Sohn Eisel
Fotograf Christoph Rau (re.) und Sohn Eisel
Vor zwanzig Jahren bereiste der Darmstädter Fotograf Christoph Rau Schweden und lernte Land und Leute kennen und lieben. 20 Jahre später macht sich der Darmstädter gemeinsam mit seinem Sohn Eisel in einem alten Volvo auf, das Land erneut zu entdecken. Mit dabei: Eine alte Hasselblad-Kamera, Faltpläne und jede Menge Musikkassetten. Auf der Suche nach einem alten Reisegefühl.
1996 - das war das Jahr von Klonschaf "Dolly", der Milliardenpleite des Baulöwen Jürgen Schneider und des Sieges der deutschen Nationalmannschaft dank "Golden Goal" bei der Fußball-EM in England. Christoph Rau erinnert das Jahr 1996 hingegen vor allem an eine Reise nach Schweden. Gemeinsam mit seiner damaligen Frau reiste der Darmstädter mit seinem alten Mercedes ins beschauliche Horndal, um der Kindstaufe eines befreundeten Paares beizuwohnen. Es folgten wunderbare Sommerwochen in ländlicher Idylle, ein interessanter Autausch mit Land und Leuten, der eine umfangreiche Bilderserie generierte. Wie aus der Zeit gefallen wirken diese reduzierten, oft in schwarzweiß gehaltenen Bilder des schwedischen Sommers von 1996 im Rückblick. Bildgewordene Poesie, die heute im Instagram Zeitalter selten geworden ist.
20 Jahre sind seit dieser Reise vergangen. Jahre, in denen Rau noch vielen andere Orte dieser Erde besucht und zahlreiche neue Freundschaften in aller Herren Länder geschlossen hat. Doch die Liebe zu Schweden ist stets sehr präsent geblieben in Raus Leben. Durch das großzügige Geschenk der Familie seiner verstorbenen Freundin und Kollegin Renate Gruber, einer umfangreichen Kameraausrüstung der legendären Marke Hasselblad, entdeckt der Fotograf wieder seine Liebe zur analogen Fotografie. Eine Freundin, die Raus Liebe zu Schweden teilt, bringt ihn schließlich vor zwei Jahren bei einem gemeinsamen Kaffee auf die Idee, mit der alten Kamera Schweden noch einmal zu bereisen. Mit der Zeit nimmt diese Idee immer konkretere Formen an. Eine Reise der Entschleunigung soll der Schweden Trip werden. Rau möchte auf der Route von damals mit einem alten Wagen gemächlich die A7 gen Norden fahren. An Bord: alte Musikkassetten mit den Songs von damals und Faltkarten als einzigem Navigationsmaterial. Fotografiert wird selbstredend ausschließlich mit der alten Hasselblad, denn das analoge Fotografieren passt in seiner Langsamkeit sehr zur Idee der Reise, zudem denkt der Fotograf, dass auf diese Art schlicht andere Bilder entstehen. Den "alten Wagen" stellt der bekannte Darmstädter Autohändler Hedtke zur Verfügung - ein alter Volvo Kombi 245, tiptop restauriert in weiß. Ohne Schnickschnack, dafür robust und bequem.
Bei aller Retromanie bedient sich Rau für die Finanzierung der Reise dann aber doch moderner Möglichkeiten: Über eine Crowdfunding Kampagne bittet er um Sponsoren für die Reise und bietet im Gegenzug u.a. Portrait-Sitzungen und Kaffee- Treffen während des Trips an. Die Kampagne wird erfolgreich beendet und auch die Medien zeigen mittlerweile großes Interesse an dieser Reise in die Vergangenheit und die Rückbesinnung auf ein anderes Reisegefühl. Nun begibt sich Christoph Rau vom 4. bis zum 25. August endlich wieder nach Schweden und möchte die Menschen besuchen, die er damals fotografiert hat und die Orte besuchen, in die er sich damals verliebt hat.
1 von 2
© Christoph Rau
2 von 2
© Christoph Rau
Begleitet wird er hierbei von seinem Sohn Eisel, der ein Jahr nach der ursprünglichen Schweden-Reise geboren wurde und sich schon sehr auf die gemeinsame Reise freut, auch wenn er ihren analogen Aspekt nur bedingt nachvollziehen kann. Das selbstauferlegte Smartphone-Verbot betrifft auf jeden Fall nur seinen Vater, wie der Junior schmunzelnd anmerkt. Bis Kiel wird die beiden der kamerunische Lyriker Enoh Meyomesse begleiten, den Christoph Rau dort zusammen mit dem Autoren Feridun Zaimoglu im Rahmen eines Projektes mit Deutschlandradio Kultur portraitieren wird. Weitere Stationen werden u.a. das IKEA-Museum in Älmshult, die Stadt Vingåker, das von Kurt Tucholsky literarisch verewigte Schloss Gripsholm und, natürlich, Horndal sein. Nach ihrer Rückkehr wird der Fotograf aus den gesammelten neuen Impressionen und Fotos der alten Reise unter dem Titel "Schweden Revisited 1996 + 2016" ein Foto- Buch zusammenstellen, das die beiden Reisen dokumentiert.
Das Thema wird Rau indes auch zukünftig nicht loslassen: Eine Trip in die Champagne 1992 ist als "Frankreich revisitied" in Planung und angesichts der zahlreichen Reisen, die Rau im Laufe seines Lebens unternommen hat, darf man gespannt auf weitere "Revisited"-Ideen sein. Manchmal ist ein Blick zurück die schönste Inspiration.
Weitere Infos unter: www.schweden-1996-2016.de