Mit ihren Songs über Liebe, Freundschaft und das Erwachsenwerden treffen Lena Bäcker und Linus Knobling den Nerv ihrer stetig wachsenden Fangemeinde. Nach ersten Singles und EPs veröffentlicht das Würzburger Indie-Pop-Duo nun sein lange erwartetes Debütalbum „Wir verglühen“, das die beiden aktuell auf großer Tournee live vorstellen.
FRIZZmag: Vor gerade einmal fünf Jahren habt ihr euch via Social Media kennengelernt, dann erste Songs geschrieben, Singles veröffentlicht und 2023 dann die erste EP „Fühlst du dich allein?“. Im selben Jahr habt ihr eure erste eigene Tour gespielt. Seither werden die Hallen immer größer und die Fans eurer Songs immer zahlreicher. Ist dieser Erfolg primär eurer Musik zu verdanken oder seid ihr auch einfach sehr hart arbeitende Künstler?
Lena: Wir arbeiten kontinuierlich, aber nicht hart an unserer Musik. Da gehört auch ein bisschen Glück dazu. Wir haben mittlerweile auch ein tolles Team um uns herum, das uns ziemlich viel abnimmt. Und natürlich hoffe ich, dass sich das alles auch wegen unserer Musik so gut entwickelt hat.
Linus: Für uns war es immer etwas paradox, dass wir einfach unsere persönlichen Geschichten in unseren Songs erzählen und die Leute das einfach sehr cool finden und so einen engen Bezug zu unseren Songs entwickeln.
Lena: Wir sind auf jeden Fall sehr dankbar! Am Anfang waren wir etwas ungläubig, als Leute Tickets gekauft haben und zu unseren Konzerten gekommen sind.
Zunächst seid ihr beide solo mit eigenen Songs gestartet. Wie seid ihr zur Musik gekommen und wie habt ihr euch dann gefunden?
Lena: In der Grundschule hatte ich zunächst Klavierunterricht und mit zwölf habe ich dann begonnen, eigene Songs zu schreiben. Linus habe ich dann über „Instagram“ kennengelernt, als ich ungefähr achtzehn war. Wir haben uns gut verstanden, eine Band gegründet und erst mal nur zum Spaß gemeinsam Musik gemacht. Die Idee, als Duo zu arbeiten, kam uns erst später, als wir unseren Produzenten Tim kennengelernt haben.
Linus: Ende 2019 hatte ich mit einem Kumpel beschlossen, Gitarrespielen zu lernen. Ich hatte da so eine alte Gitarrenschule von meinem Dad und ab dem Lockdown 2020 hatten wir jede Menge Zeit zum Üben und ich habe angefangen, erste eigene Lieder zu schreiben. Etwas später habe ich dann Lena kennengelernt und dann ging’s los.
Eure Songs zeichnen sich auch durch ihre meist sehr persönlichen, gefühlvollen Texte aus. Woher nehmt ihr die Inspirationen für eure Texte? Haben die Ideen alle einen autobiografischen Hintergrund?
Lena: Ja, in der Regel schon. Wir greifen da natürlich auch auf unser beider Erfahrungen zurück und das vermischt sich dann beim Songschreiben mitunter. Hier und da inspirieren uns auch Dinge, die Freund:innen von uns passieren. Aber die Themen unserer Songs kommen schon aus dem echten Leben.
Auf eurer EP „Fühlst du dich allein“ habt ihr einen Song über den Schauspieler Timothée Chalamet geschrieben. Chalamet wird aktuell für seine Bob-Dylan-Darstellung im Film „Like A Complete Unknown“ gefeiert. Haben junge Songwriter:innen wie ihr noch einen Bezug zu Künstlern wie Bob Dylan oder Neil Young oder sind die eher primär „Teil der Musikgeschichte“? Was sind eure musikalischen Einflüsse?
Lena: Ich höre mir jetzt nicht unbedingt als Erstes morgens eine Bob-Dylan-Platte an, aber ich habe schon einen starken Bezug zu seiner Musik. Mein Vater mag ihn sehr und spielt selbst Mundharmonika. Dylans Songs und sein Mundharmonikaspiel berühren mich. Linus und ich hören beide indie-folkige Musik und haben ansonsten einen recht breitgefächerten Musikgeschmack.
Linus: Bei meinen Eltern liefen eher die Songs von „Abba“ und „AC/DC“ (lacht). Bei mir fließt eher die Musik, die ich als Jugendlicher gehört habe, in meine Songs ein.
Am 7. März erscheint euer lange erwartetes Debütalbum „Wir verglühen“. Was könnt ihr über das Album und seine Entstehung erzählen und warum habt ihr euch erst so spät an ein Album „gewagt“?
Linus: Als wir unsere ersten Songs zusammenhatten, wollten wir die einfach schon mal veröffentlichen und nicht gleich ein ganzes Album schreiben und produzieren. Das ist ja schon ein ziemliches Projekt. Daher erschien uns das kleinere EP-Format als geeigneter für ein erstes musikalisches Lebenszeichen. Bei der LP war das ein wesentlich fokussierterer Schreibprozess. Wir hatten keine Songs mehr „irgendwo rumliegen“, sondern haben uns ganz regelmäßig getroffen und gezielt für die Platte Lieder geschrieben.
Lena: Und es war auch ein finanzielles Thema. Ein Album ist mit ganz anderen Kosten verbunden und es hat erst mal seine Zeit gebraucht, bis wir auf dem Level waren, das stemmen zu können. Die EPs waren so etwas wie eine Vorproduktion für das Album.
Fällt es euch heute noch genauso leicht, eure Gefühle auszudrücken wie in euren Anfangstagen als Songwriter:in? Ist man als öffentlicher Mensch und Künstler:in nicht deutlich verletzlicher?
Lena: Wir schreiben immer erst mal drauflos und setzen uns da keine Grenzen. Wenn sich im Nachhinein ein Song zu persönlich anfühlt, kann ich mich immer noch entscheiden, ob ich ihn veröffentlichen oder privat für mich behalten möchte.
Linus: Das sehe ich auch so. Man möchte sich beim Songschreiben treu bleiben und da ist es wichtig, dass man sich die Authentizität bewahrt.
Wie geht ihr euer Songwriting an? Jede:r für sich alleine oder gemeinsam? Inwiefern unterscheidet sich die Arbeit im Duo von eurer Arbeit als Solokünstler:in?
Lena: Wir schreiben eigentlich immer alles gemeinsam. Das ist in der Regel sehr bereichernd, kann aber manchmal auch herausfordernd sein. Aber durch das gemeinsame Arbeiten kommen wir oft schneller voran. Alleine ist man oft superkritisch und macht sich hier und da auch selbst runter. Wenn wir gemeinsam arbeiten, legen wir jede auch noch so vermeintlich doofe Idee auf den Tisch. Was nicht selten zur Folge hat, dass der andere die Idee dann gar nicht so doof findet, weil er eine andere Perspektive auf sie hat und sie dann weiter voranbringt. Manchmal gibt es dann aber auch Konflikte, wo wir ewig lang wegen einem Wort oder einer Zeile diskutieren.
Linus: Vor allem haben wir zwei Leben, zwei unterschiedliche Erfahrungsschätze, aus denen wir schöpfen können, und das macht unser gemeinsames Songschreiben immer wieder spannend.
„Wir verglühen“ wurde, wie auch schon eure Singles und EPs, vom bereits erwähnten Tim Tautorat produziert, der bereits für Acts wie „AnnenMayKantereit“, „Provinz“ und „Jeremias“ gearbeitet hat. Wie kam es zur Zusammenarbeit?
Lena: Tim hat mit der Plattenfirma „Four Music“ sein eigenes Label „Tautorat Tonträger“ gegründet. Hierfür war er auf der Suche nach ersten Künstler:innen, wurde auf Songs meines damaligen Soloprojekts aufmerksam und hat mich zu sich eingeladen. Ich hatte da schon in besagter Band mit Linus gespielt, also hat er mich zu dem Treffen begleitet. Gemeinsam mit Tim kamen wir dann auf die Idee, als Duo Songs zu schreiben und aufzunehmen. Tim hat uns sehr geholfen, unsere musikalische Vision zu entwickeln. Ohne ihn wären Linus und ich nicht dort, wo wir heute stehen.
Ihr habt mit Tim bereits in den legendären „Hansa Studios“ in Berlin aufgenommen. Wie hat sich das angefühlt, an dem Ort aufzunehmen, wo David Bowies' „Heroes“ und legendäre Alben von Nick Cave, „U2“ oder „Depeche Mode“ entstanden sind?
Linus: Das war ziemlich surreal, aber auch sehr schön. Die Hansa Studios sind wunderbare, beeindruckende Räumlichkeiten und es hat sehr viel Spaß gemacht, dort aufzunehmen. Aber es war jetzt auch nicht so, dass wir uns da irgendwie unter Druck gefühlt haben, an so einem Ort künstlerisch wahnsinnig abliefern zu müssen. Es war einfach nur so der Gedanke: „Wow, ist das schön, dass wir hier aufnehmen dürfen!“
Ihr beide kommt aus der Gegend um Würzburg. Die Stadt ist nicht unbedingt als Hotspot des Musikbusiness bekannt. Wie verbunden seid ihr mit der Stadt und der Region?
Linus: Recht stark! Würzburg ist keine riesige, hektische Stadt, sondern eher eine Kleinstadt. Das Leben dort ist sehr entspannt, alles ist überschaubar und in Laufnähe. Man muss nicht stundenlang mit der S-Bahn fahren wie in Berlin. Trotzdem passiert dort jede Menge und wir haben sehr viele musikalische Freund:innen in Würzburg gefunden, die alle ganz unterschiedliche Richtungen verfolgen. Das ist unser kreativer Gegenpol zum Arbeiten in Berlin. Klar, es gab auch mal kurz die Überlegung, nach Berlin zu ziehen. Aber mittlerweile schätzen wir diese Überschaubarkeit in Würzburg sehr. Gerade, wenn man von einer Tour zurückkommt, ist es schön, Freunde und Familie immer gleich um sich zu haben und nicht alleine in der großen Stadt zu sitzen.
Im März kommt ihr in die „Centralstation“ – keine kleine Halle. Generell hat euch die steigende Nachfrage Auftritte in größeren Hallen und auch auf großen Open-Air-Festivals im Sommer beschert. Ist euch die Umstellung, eure sehr persönlichen, intimen Songs raus aus dem Club auf die großen Bühnen zu bringen, schwergefallen?
Lena: Das hat sich eigentlich ganz natürlich entwickelt. Wir haben zu Beginn zu zweit sehr viele Support-Shows für andere Künstler:innen gespielt. Das waren meist schon recht große Hallen, aber als Vorband war das eher unstressig und wir haben gemerkt, dass wir auch nur als Duo gut mit einem großen Publikum harmonieren. Wir haben uns für diese Auftritte kein Konzept oder Ähnliches ausgedacht. Das war auch nicht nötig.
Linus: Das lief alles recht organisch ab. Irgendwann haben wir als Trio gespielt, mittlerweile sind wir zu viert auf der Bühne. Dass wir „aufstocken“ konnten, ist ziemlich cool, finde ich.
Wie sehen eure weiteren Pläne nach der Albumveröffentlichung und der großen Tour im Frühjahr aus?
Linus: Im Sommer werden wir noch auf ein paar schönen Festivals spielen und dann machen wir uns schon wieder daran, neues Material zu schreiben. Aber ganz so weit denken wir erst mal nicht, aktuell sind wir noch ziemlich mit den Vorbereitungen für die Tour beschäftigt. Wir freuen uns schon mega auf die Konzerte!
Vielen Dank für das Gespräch.
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FRIZZmag präsentiert: Lena & Linus live
Fr., 14.3., 20 Uhr, Centralstation, Darmstadt
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Betreff: Lena & Linus
Einsendeschluss: 9.3.2025
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