©Thea Nivea
Thea Nivea Glosse
Thea Nivea
Hi, ich bin Thea Nivea. Nivea hab ich von meinem Vater. Weil ich als Kind mal Nivea gegessen habe. Erklärt er jedem, ders nicht hörn will. Überhaupt erklärt er reichlich viel. Damit ich durchblicke, sagt er. Dabei blick ich schon durch, sogar bei Politik. Oder bei Fußball. Und erklär ihm auch manchmal was. Oder meine Mutter mischt sich ein. Was dabei raus kommt, na ja, könnt Ihr selbst lesen, jeden Monat. Wenn Ihr mir was erklärn wollt, schreibt mir einfach: t.nivea@frizzmag.de
Ihr feiert das doch, fragt meine Mutter. 500 Ausgaben Content-garniertes Anzeigenpotpourri, sagt mein Vater, warum sollte man das feiern? Wie ist der denn drauf, frag ich meine Mutter. Am besten nicht drauf eingehen, sagt meine Mutter, wo er doch derjenige ist, der jedes Mal stundenlang im FRIZZ blättert. Und ungefragt daraus vorliest, sag ich. Okay, sagt mein Vater, sollte ein Witz sein, ein Zwischenruf hinterm geschlossenen Vorhang. Es wird nicht besser, sag ich. Ich hab schlechte Laune, sagt mein Vater. Und dann neigt er zu extremem Zynismus, sagt meine Mutter. Ich hab Zahnschmerzen, sagt mein Vater, und kann erst heute Nachmittag kommen. Ach, sag ich, haben dir die Migranten den Zahnarzttermin weggenommen? Haha, sagt mein Vater, wer ist denn hier zynisch? Deutschland im Vormerz, sag ich, das macht auch schlechte Laune. Der Orangenmann, sagt mein Vater, wird wieder Präsident in den USA, das macht noch schlechtere Laune. Weil die Migranten den Amis die Hunde weggefressen haben, frag ich, oder warum? Weil es die Big Player der Weltwirtschaft so wollen, sagt mein Vater. Ich bin sicher, sagt meine Mutter, es wird Kamala Harris. Dann, sag ich, bin ich sicher, dass es ganz lange kein Ergebnis geben wird. Und dann, sagt mein Vater, wirds eben doch Trump. Dann besauf ich mich, sagt meine Mutter. Einverstanden, sagt mein Vater, am besten mit Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt. Mittendrin in der Waffenverbotszone, sag ich. Und ich tanze mit der Glühweinprinzessin, sagt mein Vater. Ich hatte mir ernsthaft überlegt, sag ich, ob ich mich bewerbe. Als amerikanische Präsidentin, fragt mein Vater. Nein, sagt meine Mutter, als Darmstädter Glühweinprinzessin. Warum weiß ich davon nichts, fragt mein Vater. Sowas, sagt meine Mutter, bespricht frau mit ihrer Mutter. Die Kriterien hätte ich erfüllt, sag ich. Die wären, fragt mein Vater. Ein persönlicher Bezug zu Darmstadt, sag ich. Hast du, sagt mein Vater. Und natürlich die Freude an der Weihnachtszeit, sagt meine Mutter. Da wirds schon enger, sagt mein Vater. Die Hauptaufgabe ist, sag ich, dem Weihnachtsmarkt ein sympathisches Gesicht zu verleihen. Das passt wieder, sagt mein Vater. Und, sag ich, ich hätte ihn gemeinsam mit dem OB eröffnet und das neue Motiv des Glühweinglases präsentiert. Zudem, liest meine Mutter von ihrem Handy ab, ist die Glühweinprinzessin an weiteren Terminen in der Innenstadt und im Luisencenter unterwegs, verschenkt Süßes an die kleinen Besucher und steht als beliebtes Fotomotiv bereit. Und wofür das alles, fragt mein Vater. Für 500 Euro, sag ich, als Shoppinggutschein fürs Luisencenter. Wahnsinn, sagt mein Vater, und warum hast du dich nicht beworben? Sie hat, sagt meine Mutter, schon die Altersgrenze überschritten. Wie alt darf man denn sein, fragt mein Vater. Sag ich nicht, sag ich, sonst wissen alle, wie alt ich schon bin. Wissen wir doch sowieso, sagt mein Vater. Ihr schon, sag ich, aber nicht meine Leser. Und Leserinnen, sagt meine Mutter. Ja, ja, der Genderwahn, singt mein Vater, der geht uns alle an, und führt ganz Deutschland dann in den Niedergang. Vermutlich nicht der Originaltext, sag ich. Nein, sagt meine Mutter, der geht mit Chianti-Wein. Ah, hier, sag ich, Rudolf Schock, sagt mir gar nichts. Ist auch eher was für die Generation deiner Oma, sagt mein Vater. Songwriter Ralph Siegel, sag ich, den kenn sogar ich. Gut, sagt meine Mutter, was machen wir jetzt damit? Wir nehmen zur Kenntnis, sag ich, dass Genderwahn und Chianti-Wein die gleiche Metrik haben. Drum schenkt die Gläser ein, die Welt soll unser sein, beim Wein, singt mein Vater weiter. Auch ne Möglichkeit, sagt meine Mutter, wir feiern und saufen uns die Welt schön. Und ich mir meine Zahnschmerzen weg, sagt mein Vater. Unsere Welt in Darmstadt, sag ich, ist ja noch voll in Ordnung. Echt jetzt, fragt meine Mutter. Schon, sag ich, wenn man sein Ambitionsniveau senkt. Wenn man was senkt, fragt meine Mutter. Seine Ziele, sagt mein Vater. Genau, sag ich, heute sagt man halt Ambitionsniveau. Also gut, sagt meine Mutter, was genau feiern wir? Uns, sag ich. Und, sagt mein Vater, 500-mal FRIZZ-Magazin.