©Thea Nivea
Thea Nivea Glosse
Thea Nivea
Hi, ich bin Thea Nivea. Nivea hab ich von meinem Vater. Weil ich als Kind mal Nivea gegessen habe. Erklärt er jedem, ders nicht hörn will. Überhaupt erklärt er reichlich viel. Damit ich durchblicke, sagt er. Dabei blick ich schon durch, sogar bei Politik. Oder bei Fußball. Und erklär ihm auch manchmal was. Oder meine Mutter mischt sich ein. Was dabei raus kommt, na ja, könnt Ihr selbst lesen, jeden Monat. Wenn Ihr mir was erklärn wollt, schreibt mir einfach: t.nivea@frizzmag.de
Die alljährliche Frage, sagt mein Vater, vor allem an Politiker. Und an uns selbst, sagt meine Mutter. Mit Erich Kästner rhetorisch locker zu bewältigen, sag ich, Leben ist immer lebensgefährlich. Seien wir ehrlich, sagt meine Mutter, durch Trump wirds lebensgefährlicher. Während seiner ersten Amtszeit, sagt mein Vater, gabs keine Kriege. Na dann, sag ich. Und das Ampel-Aus, sagt mein Vater, hat auch nur Vorteile. Ich ahne es, sagt meine Mutter, weil es neue Mitglieder in die Parteien gebracht hat, alleine 100 bei den Grünen in Darmstadt. 100 Neue, sag ich, ich dachte, so viele seid ihr insgesamt. Wir sind inzwischen 600, sagt meine Mutter. Das sind die Jahre der Macht, sagt mein Vater, das macht attraktiv. Und wie viele Mitglieder hat die SPD in Darmstadt, fragt meine Mutter. An die 900, sag ich, immer noch mit Abstand die mitgliederstärkste Partei. Für die SPD wirds jedenfalls schlimmer, sagt meine Mutter. Schlimmer als für wen, fragt mein Vater. Stop, sag ich, über die Bundestagswahl reden wir nächstes Mal. Dann aber, sagt mein Vater, mit Wahltipps. Was wird denn in Darmstadt besser, frag ich. Es gibt mehr Tempo-30-Zonen, sagt meine Mutter, in Arheilgen, in der Waldkolonie und in der Heinheimer Straße. Aber das Mobilitätskonzept im Pallaswiesen-Mornewegviertel wird nicht umgesetzt, sagt mein Vater, trotz hoher Fördermittel. Ist halt nicht drin derzeit, sagt meine Mutter, ihr wisst ja, wie es um den Haushalt steht. Darmstadt hat den höchsten Berg Hessens, sagt mein Vater. Welcher soll das sein, fragt meine Mutter. Die Wasserkuppe wird er nicht meinen, Mama, sag ich, er meint den Schuldenberg. Ist euch schon mal aufgefallen, fragt mein Vater, wie ähnlich Schuldenberg und Schellenberg klingen? Da gibts aber keinen ursächlichen Zusammenhang, sag ich. Aber er wird weiter wachsen, sagt mein Vater. Der Schellenberg, sagt meine Mutter, ist seit Jahren gleich groß. Aber Darmstadt wird noch größer, sag ich, 2025 werden wir die 170.000 überschreiten. Das bezweifle ich, sagt meine Mutter. Naja, sag ich, 168.457 Einwohner waren wir im Sommer 2024, 2.750 mehr als im Sommer 2023. Hochgerechnet, sagt mein Vater, passt das. Haltet ihr das für besser oder für schlimmer, fragt meine Mutter. Jedenfalls ziehts Blasen, sagt mein Vater, es braucht weitere Investitionen in die Infrastruktur. In die Digitalisierung z. B., sag ich. Stimmt, sagt mein Vater, Darmstadt ist total abgekackt im Digitalranking und ist auch in den Einzelwertungen nirgends mehr an der Spitze. Beim Car-Sharing, sag ich, liegen wir auch nur noch auf Platz 16. Ja, sagt meine Mutter, seit Benz OB ist, wird alles schlechter. Genau, sag ich, deshalb fährt die S-Bahn von Darmstadt aus auch nicht mehr in den Taunus, sondern in die Wetterau. Sag mal nen Satz mit Wetterau, sagt mein Vater. Sag selbst, sag ich. Wer weiß, sagt mein Vater, dass Europas modernster Satellit fürs Wetterau s Darmstadt kommt? Der ist, sagt meine Mutter, für die schnelle Erkennung und Vorhersage von Extremwetterereignissen. Ist nicht auch ne Frühwarn-App für Starkregen geplant, frag ich, mit Sensoren an Bächen und Kanälen und Warnmeldung übers Handy? In echt jetzt, fragt mein Vater. In Echtzeit, sagt meine Mutter, und noch was wird besser. Ich bin gespannt, sagt mein Vater. Ab Ende Januar, sagt meine Mutter, ist Darmstadts oberster Feuerwehrmann eine Frau. Okay, sagt mein Vater, wenn bei der nicht so viel anbrennt, wie bei dir. Jetzt wirds sehr kalauerig, sag ich, zumal die gute Frau auch noch Herdt heißt. Ich könnte noch einen drauf kalauern, sagt mein Vater. Bei welchem Thema, frag ich. Nahversorger am Schwarzen Weg, sagt mein Vater. Das Problem ist gelöst, sag ich, der REWE ist zwar weg, aber im Frühjahr kommt da ein Edeka hin. Und das ist gut so, sagt meine Mutter, besonders für die Bewohner des Altenheims. Deswegen ja, sagt mein Vater, weil Edeka als Abkürzung viel besser zu einem Altenheim passt. Das ist jetzt nicht dein Ernst, sag ich. Ein Kalauer aus der untersten Schublade, sagt meine Mutter, das jedenfalls wird dieses Jahr nicht besser. Schlimmer, sag ich, kanns ja auch nicht mehr werden.