
©Thea Nivea
Thea Nivea Glosse
Thea Nivea
Hi, ich bin Thea Nivea. Nivea hab ich von meinem Vater. Weil ich als Kind mal Nivea gegessen habe. Erklärt er jedem, ders nicht hörn will. Überhaupt erklärt er reichlich viel. Damit ich durchblicke, sagt er. Dabei blick ich schon durch, sogar bei Politik. Oder bei Fußball. Und erklär ihm auch manchmal was. Oder meine Mutter mischt sich ein. Was dabei raus kommt, na ja, könnt Ihr selbst lesen, jeden Monat. Wenn Ihr mir was erklärn wollt, schreibt mir einfach: t.nivea@frizzmag.de
Machen wir wieder Wahlprognose, frag ich, oder wie ist die Stimmung? Ich würds eher Wahltipp nennen, sagt mein Vater. Die Grünen werden zweitstärkste Kraft, sagt meine Mutter. Ich dachte, sag ich, an realistische Tipps, nicht, was du dir so wünschst. Ich halte das für einen realistischen Wunsch, sagt meine Mutter, unser Kanzlerkandidat kommt sehr kompetent und sympathisch rüber. Wo rüber, fragt mein Vater, über die 5-%-Hürde? Jetzt übertreib mal nicht, sag ich. Diese Frage stellt sich wohl eher für die FDP und die Linke, sagt meine Mutter. Und für die BSW und ihre Kanzlerkandidatin, sagt mein Vater. Die Linken kommen rein, sag ich, auch unter 5 %, das rocken die drei alten weißen Männer per Direktmandat. Haben die eigentlich auch nen Kanzlerkandidaten, fragt mein Vater. Oder ne Kandidatin, sagt meine Mutter. Soweit ich weiß nicht, sag ich, es gibt ja auch so schon genug. Sechs, sagt mein Vater, so viele wie noch nie. Robert, sagt meine Mutter, Merz, Scholz, Lindner, Wagenknecht und … … Weidel, sagt mein Vater, die beliebtere der beiden Frauen. Und zwei Kopf-an-Kopf-Rennen, sag ich, auf niedrigem Niveau. Ja, sagt meine Mutter, Robert und Merz liegen gleichauf. Fantastische 27 %, sag ich, fänden die als Kanzler gut. Bei Scholz sinds nur 16 Prozent, sagt meine Mutter, wie bei Weidel. Who the fuck is Alice, sag ich. Auch wegen ihr wird die AfD 20 % kriegen, sagt mein Vater. Ich fürchte auch, sag ich, beschämend für Deutschland. Vielleicht schaffts Merz ja noch, sagt mein Vater, die CDU unter 30 % zu bringen. Schafft er, sagt meine Mutter. Bleibt die Frage, sag ich, wo SPD und Grüne landen. 18 % Grüne, 15 % SPD, sagt meine Mutter. Umgekehrt, sagt mein Vater. Lassen wir das mal so stehen, sag ich, ich fasse zusammen: BSW, FDP und Linke unter 5 %, Linke trotzdem drin, CDU knapp unter 30, AfD unfassbare 20 und SPD und Grüne 18 oder 15 %. Auf jeden Fall, sagt mein Vater, wäre dann ne 2er-Koalition möglich, also Schwarz-Rot. Schwarz-Grün, sagt meine Mutter, kommt ja auch auf die inhaltlichen Schnittmengen an. Inhalte, frag ich, auf den Plakaten sind die Inhalte der Grünen: Jetzt, Gemeinsam, Zuversicht, Zusammen. Und die SPD, fragt meine Mutter, die kämpft einfach. Für Sicherheit, Freiheit, Rente, sagt mein Vater. Für deine Rente, blablabla, sag ich, also für dich persönlich. Find ich besser als bei der CDU, sagt mein Vater, da muss man Fleiß wieder im Geldbeutel spüren. Die wollen eben, sagt meine Mutter, Deutschland wieder nach vorne bringen. Oder in Ordnung, sag ich, in der CSU-Variante. Dass mit dem Fleiß, sagt mein Vater, hab ich früher tatsächlich im Geldbeutel gespürt. Wie früher, frag ich. Beim Zeugnis gabs noch Kopfnoten, sagt mein Vater, Betragen, Fleiß, Aufmerksamkeit und Ordnung, meine Oma hat mir ne Mark versprochen, wenn ich in Fleiß ne 1 habe.