
©Thea Nivea
Thea Nivea Glosse
Thea Nivea
Hi, ich bin Thea Nivea. Nivea hab ich von meinem Vater. Weil ich als Kind mal Nivea gegessen habe. Erklärt er jedem, ders nicht hörn will. Überhaupt erklärt er reichlich viel. Damit ich durchblicke, sagt er. Dabei blick ich schon durch, sogar bei Politik. Oder bei Fußball. Und erklär ihm auch manchmal was. Oder meine Mutter mischt sich ein. Was dabei raus kommt, na ja, könnt Ihr selbst lesen, jeden Monat. Wenn Ihr mir was erklärn wollt, schreibt mir einfach: t.nivea@frizzmag.de
Ich wollte eigentlich aufhören, sag ich, nach meiner 200. Glosse. Aber, fragt meine Mutter. Jetzt muss ich ja weitermachen, sag ich. Warum, fragt mein Vater. 500 Milliarden Schulden, sag ich … Sondervermögen, unterbricht mich mein Vater. … geteilt durch 82 Millionen, sag ich, sind roundabout 6.000 Euro. So weit, so richtig, sagt meine Mutter, aber was hat das mit dir und deiner Glosse zu tun? 6.000 Euro sind mein Anteil an diesen Schulden, sag ich, für die ich quasi hafte. Ich beginne zu verstehen, sagt mein Vater. Dann beginne mal zu erklären, sagt meine Mutter. Wenn unsere Tochter, sagt mein Vater, noch 4 Jahre und 2 Monate weitermacht und es schafft, für jede Glosse 120 Euro zu kriegen, dann hat sie ihren Teil des Sondervermögens erwirtschaftet und kann es als Sicherheit hinterlegen. Genau, sag ich, und ich finde, das ist eine sehr verantwortungsvolle Begründung, weitere 50 Glossen zu schreiben. Na dann, sagt meine Mutter, und was schreibst du z. B. in dieser deiner 200. Glosse? Z. B., sag ich, dass Donald Trump nicht genug Eier hat. Der, sagt meine Mutter, der ist das übelste Beispiel für toxisches Männlichkeitsgehabe. Sie meint das wörtlich, sagt mein Vater. Ich höre, sagt meine Mutter. Washington, sagt mein Vater, sucht weltweit nach Eiern, um den steilen Preisanstieg wegen der Vogelgrippe in den USA zu dämpfen. Genau, sag ich, der 46. US-Präsident seit George Washington hat in Deutschland, in Finnland, in Schweden und sogar in Dänemark nach Eiern angefragt, obwohl er die seit Wochen mit der Drohung ärgert, Grönland zu annektieren. Verstehe, sagt meine Mutter, ich würde ihm noch nicht mal ein Ei leihen. Macht auch keiner, sagt mein Vater, außer der Türkei. Ich gestehe, sag ich, ich hatte bisher null Ahnung, dass die Türkei weltweit einer der führenden Eier-Exporteure ist. Ich auch nicht, sagt mein Vater, aber dass Erdogan für Trump jetzt rund 300 Millionen Eier nach Amerika verschiffen will, das passt doch. Ja, sag ich, dann werden auch in der Türkei die Eier teurer, es gibt einen Aufstand, der in einen sog. Eierputsch gipfelt, und Erdogan muss in die USA fliehen. Wird dort aber ausgewiesen, sagt mein Vater, weil er, anders als Prinz Harry, keine Frau hat, die ihn so nervt, dass Trump Mitleid mit ihm hat. Was erzählt ihr da für Zeugs, fragt meine Mutter. Insiderwissen, sagt mein Vater. Aus den Comedy-Shows der Lügenpresse, sag ich. Und was hat das alles, fragt meine Mutter, mit Darmstadt zu tun? Wie meinen, fragt mein Vater. Unsere Tochter, sagt meine Mutter, schreibt seit 17 Jahren eine Darmstadt-Glosse, da sollte es doch wenigstens ein paar Bezüge geben. Jahreszeitlicher Bezug ist vorhanden, sagt mein Vater, Eier und Ostern, das passt. Wenn ich OB wäre, sag ich, würde ich Trump an Ostern nach Darmstadt einladen. Und, fragt meine Mutter, wozu? Ich ahne es, sagt mein Vater. Im Namen des SPD-Ortsvereins Gervinus, sag ich, zum traditionellen Ostereiersuchen auf der Woogsinsel. Er startet in der Gruppe der Kleinsten, sagt mein Vater. Und kriegt zwei Meter Vorsprung, sag ich, wird dann aber von hunderten von Darmstädter Kindern überrannt. Und erliegt seinen Verletzungen, sagt mein Vater, im nahegelegenen Elisabethenstift, was die Fusion mit dem städtischen Klinikum entscheidend voranbringt. Die Tourismuszahlen steigen weiter an, sag ich, es kommen noch mehr Gäste nach Darmstadt und sie bleiben länger, weil sie neben dem Weltkulturerbe Mathildenhöhe auch die Gedenkstätte Woogsinsel besichtigen wollen. Die die Inschrift ziert, sagt mein Vater: Hier wurde der 45. und 47. Präsident der USA von einer Horde losgelassener Kinder zertrumpelt. Das tragische Ende, sag ich, einer Eiersuchmission, ausgerechnet an Ostern, Auferstehung ausgeschlossen. Klingt alles eher nach Aprilscherz, sagt meine Mutter. Das passt, sag ich, der 505. FRIZZ erscheint am 1. April. Ich bin gespannt, sagt meine Mutter, ob das Niveau dieser 200. Glosse die Herausgeberin der FRIZZ-Magazine 505 bis 555 überzeugt und ihr das jeweils 120 Euro wert ist. Wir werden es erleben, sagt mein Vater. Das hoff ich doch, sag ich.