
©Thea Nivea
Thea Nivea Glosse
Thea Nivea
Hi, ich bin Thea Nivea. Nivea hab ich von meinem Vater. Weil ich als Kind mal Nivea gegessen habe. Erklärt er jedem, ders nicht hörn will. Überhaupt erklärt er reichlich viel. Damit ich durchblicke, sagt er. Dabei blick ich schon durch, sogar bei Politik. Oder bei Fußball. Und erklär ihm auch manchmal was. Oder meine Mutter mischt sich ein. Was dabei raus kommt, na ja, könnt Ihr selbst lesen, jeden Monat. Wenn Ihr mir was erklärn wollt, schreibt mir einfach: t.nivea@frizzmag.de
Deine Mutter regt sich immer noch auf, sagt mein Vater. Ich reg mich nicht auf, sagt meine Mutter, mir sitzt der Schock noch in den Knochen. Zu Recht, sag ich, was ist denn das auch für ne Nummer, alles aussteigen und aufstellen zur Waffenkontrolle, sehr martialisch. Gut, sagt mein Vater, das hätte man ein bisschen sensibler machen können. Zum Glück, sagt meine Mutter, hatte ich das Messer für mein nächstes Wildniswochenende schon letzte Woche gekauft. Apropos Wildniswochenende, sagt mein Vater, was sagen denn deine Leute über die neue Spezies der Killerameisen? Mach dich nur lustig, sagt meine Mutter, das ist ein ernsthaftes Problem. Kann ich bestätigen, sag ich, Freunde von mir in der Lincoln-Siedlung finden das gar nicht witzig. Die Zunahme von invasiven Arten, sagt meine Mutter, ist eine Folge des Klimawandels, der zeigt sich eben nicht nur mit Hitze und Starkregen. Immerhin, sagt mein Vater, weiß man ja jetzt auf den Meter genau vorher, wer absäuft, wenns mal aus Kübeln schüttet. Bei ‚wenns mal', sagt meine Mutter, wirds nicht bleiben, ich finde es sehr gut, dass es jetzt diese Starkregengefahrenkarte gibt. Starkregengefahrenkarte, sehr schönes Wortungetüm, sag ich, wenn ich die richtig lese, dann sollte es beim Heinerfest besser kein Starkregenereignis geben. Sowieso gar kein schlechtes Wetter, sagt mein Vater, das hätte das 75. Heinerfest nicht verdient. Das hätte gar kein Heinerfest verdient, sag ich, mir ist durch die kleine Ausstellung am Friedensplatz erst richtig klar geworden, was damals die Idee war. Und wie aktuell sie heute wieder ist, sagt meine Mutter, immer mehr Menschen machen sich große Sorgen um den Zustand der Welt. Sehr nachvollziehbar, sag ich, bei der Psychopathenansammlung an Präsidenten. Die sind alle mal gewählt worden, sagt mein Vater, und dann sogar wieder. Es sind trotzdem Diktatoren, sagt meine Mutter. Und Diktaturen, sag ich, können den sie angeblich tragenden Konsens durch die Kombination von Medienmonopol, Kontrolle der Öffentlichkeit und Repression künstlich herstellen. Ein sehr schlauer Satz, sagt mein Vater, von wem hast du den? Weiß ich nicht mehr, sag ich, hab ich mir aber tatsächlich von irgendwo rauskopiert. Nicht sehr seriös, sagt mein Vater. Wieso, sag ich, ich verwende ihn doch nur im Gespräch mit euch und geb zu, dass er nicht von mir ist. Wie schätzt du, fragt mein Vater, in diesem Zusammenhang die, sagen wir mal, Zurückhaltung der Stadt in Sachen Information zur Rheinstraßenbrücke ein? Mit Zurückhaltung von Informationen, sag ich, fängt die Erosion der Demokratie an. Deshalb ist es gut, sagt meine Mutter, dass die Tina-Rumpeldaten jetzt öffentlich sind. Die Anwohner lassen sich auf die Dauer auch nicht für blöd erklären, sagt mein Vater. Manches Verfahren, sag ich, dauert dann halt länger, Merck z. B. wird nicht amused sein, dass die Oarhelljer Mucker 45 Meter zu hoch finden. Zumal die Mucker, sagt mein Vater, mit dem Aldi schon bewiesen haben, dass sie erfolgreich verhindern können. Ich würde gerne, sag ich, erfolgreich die Schließung der huette verhindern. Ich auch, sagt mein Vater, ich hab schon unterschrieben, ohne huette hätte ich nämlich meine Pubertät nicht überlebt. Ich nicht ohne Krone, sagt mein Mutter. Dann haben wir ja was gemeinsam, sag ich. Ich hab die Petition auch unterschrieben, sagt meine Mutter. Es war ja auch mega, sag ich, was das Soundcollective*huette beim SGF abgeliefert hat, da hättet ihr alle mitkommen müssen. Apropos alle mitkommen, sagt meine Mutter, ich finde den neuen Heinerfest-Präsidenten sehr sympathisch. Darmstadt hat Glück mit seinen Präsidenten, sagt mein Vater, sein Vorgänger und sein Stellvertreter sind das nämlich auch. Kann ich bestätigen, sag ich. Heißt, sagt mein Vater, wir gehen schon alleine deshalb zusammen hin? Ich kann nur am Montag, sag ich. Passt ja, sag mein Vater, Feuerwerk und Finale im Alle Welt Treff. Lieber Piazza, sag ich, und dann lassen wir uns ins Sommerloch fallen. Von wegen, sagt mein Vater. Weltpolitisch, sagt meine Mutter, könnte das eher ein Abgrund werden.