©Thea Nivea
Thea Nivea Glosse
Thea Nivea
Hi, ich bin Thea Nivea. Nivea hab ich von meinem Vater. Weil ich als Kind mal Nivea gegessen habe. Erklärt er jedem, ders nicht hörn will. Überhaupt erklärt er reichlich viel. Damit ich durchblicke, sagt er. Dabei blick ich schon durch, sogar bei Politik. Oder bei Fußball. Und erklär ihm auch manchmal was. Oder meine Mutter mischt sich ein. Was dabei raus kommt, na ja, könnt Ihr selbst lesen, jeden Monat. Wenn Ihr mir was erklärn wollt, schreibt mir einfach: t.nivea@frizzmag.de
Bist du auch dafür, frag ich meine Mutter, dass SUVs mehr Parkgebühren zahlen sollen als andere Autos? Ja, sagt meine Mutter, ich finde, die machen schon mehr Probleme als Kleinwagen, weil sie viel mehr Platz brauchen. Find ich auch, sagt mein Vater, und überhaupt, parkende Autos stören massiv das Stadtbild, frag mal deine Tochter. Besonders die ausländischen, sag ich, die haben auch so richtig böse Gesichter, nicht so liebe Kugelaugen wie dein Mini. Ich dachte, sagt meine Mutter, deine Frage war ernst gemeint. Eigentlich ja, sag ich, aber die Sache mit dem Stadtbild ist ein noch ernsteres Problem. Also gut, sagt meine Mutter, dann sag ich, wenn sie so zahlreich auf den Gehwegen rumstehen, dann fühl ich mich richtig beengt. Dann, sagt mein Vater, halten sie sich ja auch nicht an die Regeln. Und im Grunde, sag ich, sind sie ja auch arbeitslos. Also abschieben, sagt mein Vater, die autogerechte Symbiose aus wegschieben und abschleppen. Sagt, sagt meine Mutter, ein leidenschaftlicher Autofahrer. Nein, sag ich, das hat er nicht als Autofahrer gesagt, sondern als Fußgänger. Rollstuhlfahrer bin ich ja nicht, sagt mein Vater, denen versauen die Autos nicht nur das Straßenbild, sondern auch die Stimmung. Jetzt wirds metaphorisch heikel, sag ich. Find ich auch, sagt meine Mutter, das ist doch eine Anspielung auf ein Goebbels-Zitat, oder? Genau, sagt mein Vater, 1941 sagte der Reichspropagandaminister über die Juden: Sie verderben nicht nur das Straßenbild, sondern auch die Stimmung. Wie guckst du denn, sagt meine Mutter zu mir, du kennst das Zitat doch? Ja, schon, sorry, sag ich, ich hatte nur gerade einen metaphorischen Nachklappimpuls, den sag ich aber besser nicht. Wenn du das schon selbst sagst, sagt mein Mutter, dann lass es auch. Mir kannst du immer alles sagen, sagt mein Vater, das weißt du doch. Na gut, sag ich, wir wärs, wenn wir nächsten Sonntag losziehen und die Scheiben aller Darmstädter Autohäuser einschlagen? Verstehe, sagt mein Vater, die Tempel des Autowahns kristallisieren. Schluss jetzt, sagt meine Mutter, jetzt reichts, euer Sarkasmus geht mir deutlich zu weit. Ich wollts ja auch gar nicht sagen, sag ich, aber Papa … Papa, sagt mein Vater, wechselt jetzt das Thema und sagt: Demnächst wird wieder was ganz anderes das Stadtbild verderben. Was denn, frag ich. Die ganze Weihnachtsdeko, sagt meine Mutter, dein Vater mag das alles nicht so sehr. Stimmt zwar, sagt mein Vater, aber ich meinte was anderes. Was denn, frag ich. Wahlplakate, sagt mein Vater. Das dauert noch, sag ich, plakatiert werden darf erst 6 Wochen vor der Wahl, also ab dem 2. Februar. Passt, sagt meine Mutter, Lichtmess wird Weihnachten abgeräumt. Wie meinen, frag ich. Kennst du den Spruch nicht, fragt meine Mutter. Nein, sag ich, bislang nicht. Für mich ist Weihnachten am 6. Januar zu Ende, sagt mein Vater, oder spätestens, wenn die Feuerwehr die Tannenbäume abholt. Leute, sagt meine Mutter, Weihnachten hat noch nicht mal angefangen. Der Wahlkampf schon, sag ich, die CDU z.B. verzichtet auf Hauptamtliche auf ihrer Liste. Und auf einen Spitzenkandidaten, sagt meine Mutter, die treten mit einem Quartett an, sehr sympathisch. Hat Vorteile, sagt mein Vater, da kann man bei langweiligen Wahlkampfterminen sogar Doppelkopf spielen. Und, sag ich, Rafael Reißer macht auch wieder mit. Der Herr Ex-Bürgermeister, sagt mein Vater, war diesbezüglich schon immer ziemlich schmerzfrei. Dass er sich das nochmal antut, sinniert meine Mutter. Sie träumt von ihrem Ex-OB, sagt mein Vater. Der erzeugt jedenfalls mehr Wirkung, sagt meine Mutter, als sämtliche 60 Kandidaten auf der FDP-Liste zusammen. Moment mal, sag ich, 60 Kandidaten zusammenzukriegen, das nötigt mir schon Respekt ab. Stimmt, sagt mein Vater, das sind quasi alle ihre Wähler in Darmstadt. Aber Jochen Partsch in der nächsten Stavo, sag ich, das fänd ich lustig. Da wäre für manche SPDler, sagt meine Mutter, eine ordentliche Störung ihres Stadtbilds. Er wäre quasi ein SUV, sagt mein Vater, geparkt zwischen kommunalpolitischen Kleinwagen. Und, sag ich, ganz ohne erhöhte Gebühren.
