Genuss aus Flasche und Fass

Pfungstädter Traditionsbrauerei geht mit der Zeit

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©Klaus Mai


Die südhessische Privatbrauerei im Herzen Pfungstadts kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Seit ihrer Gründung im Jahre 1831 versorgt die Brauerei in Familienbesitz nicht nur die Region. Überall in Deutschland, aber auch in Peking und Moskau wird Pfungstädter getrunken. In der fast 190-jährigen Geschichte hat sich zwangsläufig einiges verändert. 2018 produzierten die Biermacher ungefähr 200.000 Hektoliter Bier und machten rund 20 Millionen Euro Umsatz.

„Bier ist ein Kulturgut“, so Stefan Seibold, Geschäftsführer der Pfungstädter Brauerei Hildebrand GmbH & Co. KG. Und die Pfungstädter Biermacher nehmen ihre Aufgabe ernst. Sie sind nicht nur dem Reinheitsgebot, sondern auch der Region verpflichtet. Alle Zutaten kommen aus dem Südhessischen. Lediglich der Hopfen stammt aus Bayern. Das Unternehmen hat eine enge Bindung an die Landwirte der Region.

Die Kunst des Brauens beherrscht bei den Pfungstädtern ein professionell aufgestelltesTeam. Auf natürliche Zutaten und einen regelmäßig geprüften und zertifizierten Brauprozess wird streng geachtet. „In einer Brauerei arbeitet man nicht, man lebt dort“, so Alexander Grünewald, der zum Team der Brauer gehört. Grünewald hat bereits bei einem Schülerpraktikum seine Liebe zum Biermachen entdeckt. Seit seiner Lehrzeit ist er in Pfungstadt dabei. Alle Mitarbeiter der Brauerei sind lokal und emotional ihren Produkten verbunden. „Es gibt kein Geheimrezept. Die Zutaten Hopfen, Malz, Hefe und Wasser sind vorgegeben, aber es schmeckt überall anders“, erklärt der Brauer. „Die Qualität der Zutaten und was man daraus macht“ bestimmen den typischen Geschmack. Der klassische Biertrinker greift regelmäßig zum gewohnten regionalen Angebot, aber rund 50 Prozent durchsuchen das Regal nach preisgünstigeren Bieren.

Der Bierdurst hat in den letzten Jahren nachgelassen. Die Deutschen trinken weniger Bier. Das bekommen auch die Pfungstädter zu spüren. „Der Markt ist sehr hart“, so Seibold, der die Position des Geschäftsführers im siebten Jahr innehat. Er stammt aus der Getränkebranche, doch seine letzte Position im Mineralwassergeschäft war kein „richtiges emotionales Erlebnis“. Damit war der Wechsel zum Bier vorgegeben.

Die Biermacher aus Pfungstadt haben auf das rückläufige Biergeschäft reagiert, wozu auch das Kneipensterben in der regionalen Gastronomie beiträgt. Auch das „Feierabend-Bier“ gehört der Vergangenheit an. In Kantinen gibt es nur noch selten Bier. Die Antwort des Unternehmens auf die veränderte Geschäftslage war ein neuer Markenauftritt unter dem Motto »Pfungstädter. Die Biermacher« und der Ausbau des Exportgeschäfts. Ebenso ergänzen mittlerweile ein optimiertes Sortiment und besondere Brauspezialitäten die Produktpalette.

Exklusiven Genuss bietet das »Braumeister-Pils«, ein mildes Pils mit fünffach-fruchtiger Hopfenaromatik, ein Bier sowohl für Craft Fans als auch für Pilskenner. Am besten frisch gezapft empfehlen die Pfungstädter Biermacher auch das mit Dinkelmalz gebraute Urweizen-Sortiment, das »Urweizen Hefe hell« und das »Urweizen Hefe dunkel« sowie das »Urweizen kristall« und das »Urweizen Hefe alkoholfrei«.

Die neuen Brauspezialitäten sind gefragt, aber der sinkende Bierabsatz kann damit noch nicht aufgefangen werden. Um das Geschäft auf den Auslandsmärkten anzukurbeln, sucht die Brauerei nach neuen Wegen und bereitet einen Kurswechsel vor.
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