„Ich hatte das Gefühl, ich muss vor dem Essen wieder beten.“

Saisongärten des Hofgut Oberfeld

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© Catharina Frank

Viele träumen von einem eigenen Garten, in dem sie ihr eigenes Gemüse anbauen können. Mirjam Müller und Jan Müller-Halama haben sich diesen Traum erfüllt – seit fünf Jahren haben sie einen Saisongarten auf dem Oberfeld.

Beide fingen nahezu ohne Vorkenntnisse an. Der bearbeitete und mit 17 Gemüsearten bestellte Boden wurde nach einer Anweisung übergeben. „In den ersten Jahren war es manchmal etwas chaotisch, da haben wir auch einige Pflänzchen umgepflügt“, erzählt Jan. Nach und nach ergänzten sie den Bestand mit weiteren ökologischen Pflanzen. „Heute ist uns jedes Pflänzchen heilig“, sagt Mirjam, „und wir erkennen inzwischen schon was es ist, wenn die Pflanzen noch ganz klein sind.“ Geerntet haben sie im letzten Jahr große Mengen an Salat, Mangold, Zwiebeln, Zucchinis, Radieschen, Pastinaken und Kartoffeln. „Wenn man die Kartoffeln aus der Erde holt, dann fallen sie wie Goldstücke heraus“, schwärmt Jan. Man komme durch das Gärtnern leicht mit seinen Nachbarn ins Gespräch und könne sich Rat holen. Die angebotene E-Mail-Beratung und Sprechstunde hätten sie daher nicht in Anspruch nehmen müssen.

„Es ist ein tolles Gefühl, wenn man zu Hause das eigene Gemüse zubereitet“, schwärmt Mirjam. Man empfinde eine ganz andere Wertschätzung für die Lebensmittel, am Anfang hatte sie das Gefühl, sie müsse vor dem Essen wieder beten. Auch der Geschmack sei ganz anders. „Als Jan das erste Mal in eine Zwiebel vom Oberfeld gebissen hat, war er völlig entzückt“, lacht sie. Jan berichtet, dass er gar kein Gemüse mehr in Supermärkten einkaufe. Freude bereite ihnen auch das saisonmäßige Kochen, im Herbst gäbe es häufig leckere Eintöpfe. Für Rezepte holen sie sich Anregungen im tollen „Saisongarten-Kochbuch“. „

„Das ist hier wie Urlaub!“

Das Säen, Jäten, Ernten und Gießen haben sie eigentlich nie als Belastung empfunden, vielmehr als Urlaub. Die Zeit verginge auf dem Oberfeld immer unglaublich schnell. „Wenn ich aus der Stadt hier her komme, genieße ich immer wieder die gute Luft, den weiten Blick und die Kühe am Horizont“, so Jan, der von Beruf Energieberater ist. „Und durch das Barfußlaufen kann man sich schön erden“, ergänzt Physiotherapeutin Mirjam. Auch ihre zweijährige Tochter Merle hat viel Freude, sie ist fürs Gießen zuständig.

Die Saisongärten - von Anfang Mai bis Mitte Dezember - erfreuen sich seit 2010 großer Beliebtheit. Inzwischen gibt es auf dem Oberfeld 370 Parzellen à zirka 70 Quadratmetern und eine Warteliste für Interessierte. Landwirt Thomas Goebel berichtet, dass die Saisongärten von einer bunten Mischung von Menschen aller Altersgruppen genutzt werden: „Auf dem Feld sind alle gleich.“

Jan und Mirjam bestätigen das, sie würden ihren Saisiongarten ein Leben lang betreiben, „selbst wenn wir mal ein Haus mit Garten haben sollten“.

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