"Ehrlich, offen, verträumt."

Dominik Stroh-Engel im Gespräch mit Mitsch Schulz

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© Mitsch Schulz

Dominik Stroh-Engel, 28 Jahre alt, ist Torschützenkönig der vergangenen Drittliga Saison und Topstürmer der Lilien. An einem regnerischen Samstagmittag, während des Heinerfestes, sitzen wir gemütlich zusam- men und trinken Kaffee. Wir unterhalten uns über alles Mögliche, nur nicht über Fußball. 

FRIZZ: Wie schätzt du dich selbst als Mensch ein? 

Dominik Stroh-Engel: Ehrlich, offen, verträumt. Ich bin ein entspannter und ausgeglichener Mensch. Ich glaube, dass ich gut erzogen wurde und dass ich einfach gewisse Manieren ha- be und deswegen z.B. selten Streit habe. Ich bin überhaupt kein Streitmensch, eher so ein Ruhe- pol. Natürlich kann man es nicht jedem Recht machen, aber das ist ok, man muss nicht jeden Menschen mögen und ich muss auch nicht von jedem gemocht werden. Egal aus welchen Gründen. Ich lebe im Hier und Jetzt, ich weiß, dass auch alles sehr schnell vorbei sein kann, von heute auf morgen. Über die Vergangenheit mache ich mir keine großen Gedanken, das ist halt pas- siert und man kann sie auch nicht rückgängig machen. Man sollte auch der Vergangenheit nicht hinterher trauern. In gewissen Bereichen beschäftige ich mich auch mit der Zukunft.

FRIZZ: Willst du Kinder haben?

Dominik Stroh-Engel: Ja irgendwann mal, aber meine Freundin und ich sind selbst noch zu sehr Kind. Wir wohnen aus beruflichen Gründen getrennt. Sie in Berlin, ich in Wiesbaden. Da machen wir uns noch keine Gedanken. Ich bin ein Familienmensch. Ich brauche das, diesen Zusammenhalt, dieses Heimatverbundene. Ich weiß, dass ich von dort immer Unterstützung bekomme und mich da richtig wohl fühle, meine Familie ist ein ganz wichtiger Punkt in meinem Leben. Gottseidank hab ich eine große Familie, drei kleine Schwestern, meine Eltern und eine große Verwandtschaft. Das ist mir sehr wichtig. Meine Eltern sind auch bei jedem Spiel in Darmstadt dabei. Ich weiß jedenfalls sehr zu schätzen, dass ich, egal wo ich wohne, immer wieder nach Hause kommen kann und es mir dort gut geht.

FRIZZ: Wie siehst du dich in 10 Jahren?

Dominik Stroh-Engel: In zehn Jahren habe ich irgendwo ein Geschäft, bin selbstständig und ha- be mit meiner Freundin wahrscheinlich ein Haus und Kinder. Wenn ich dem Fußball erhalten blei- be, arbeite ich vielleicht noch bei einem Verein, vielleicht auch als Trainer. Die richtige Geschäftsidee habe ich noch nicht, aber wahrscheinlich irgendetwas mit Sport oder vielleicht mit Computern. Ich bin ja mit Compu- tern groß geworden und habe auch früher PCs selbst zusammengebaut. Mit sozialen Netzwer- ken kann ich aber wenig anfangen, das ist mir alles zu viel, dieser Zwang, jeden Tag irgendwelche Dinge zu posten oder auf irgendetwas zu antworten. Da hab ich lieber meine Ruhe.

FRIZZ: Bist Du ein politischer Mensch, interes- sierst du dich für Politik?

Dominik Stroh-Engel: Ich sehe mich eher nicht als politischen Menschen, ich verfolge aber grundsätzlich schon politische Themen und schaue regelmäßig Nachrichten. Ich bin aber nicht aktiv und glaube auch nicht, dass man au- ßer bei der Wahl irgendetwas groß beeinflussen kann. Die Gewählten machen sowieso ihr Ding und ich glaube die Jugend interessiert sich daher leider immer weniger dafür. Wenn mich ein The- ma interessiert, setzte ich mich damit auseinan- der und habe dann auch eine Meinung, z.B. zum Thema Abwasser, Wasserverbrauch oder Plastik- müll. In 20 Jahren leben 9 Milliarden Menschen auf diesem Planeten und ein Drittel davon ver- fügt nicht über Trinkwasser. Da versuche ich dar- auf zu achten und sag auch mal den Mitspielern in der Kabine beim Duschen, dass sie zwischen- drin mal das Wasser ausstellen sollen, denn deren Kinder und Enkelkinder brauchen auch noch was. Oder ich verzichte möglichst völlig auf auch Plastikflaschen, jedes Jahr werden 2,7 Millionen Liter Rohöl benutzt um Plastik herzustellen. Da hab ich halt kein Verständnis für. Natürlich habe ich aber keinen Einfluss auf Politik. Ich versuche Dinge selbst richtig zu machen, aber das sind Kleinigkeiten. Wenn ich jemanden sehe, der was auf die Straße schmeißt, sag ich schon mal, dass er das aufheben soll. Ich finde Nachhaltigkeit sehr wichtig. Es gibt in jeder Partei Themen, die ich gut, oder weniger gut finde, deswegen könnte ich mich schlecht für eine engagieren. Wählen tue ich meistens die Grünen, ich hab kein Pro- blem das zu sagen, wir leben in einer Demokratie und haben Meinungsfreiheit, jeder kann sei- ne Meinung sagen, da kann man auch sagen, was man wählt.

FRIZZ: Hast du Vorbilder?

Dominik Stroh-Engel: Nein überhaupt nicht, hatte ich auch noch nie. Natürlich gibt es ein paar Fußballer, die mir gefallen, an denen ich mich auch orientiere, z.B. Lewandowski oder Ibrahimovic. Aber so richtige Vorbilder habe ich nicht.

FRIZZ: Gibt es Dinge, die du bewunderst oder über die du dich freust?

Dominik Stroh-Engel: Ich bewundere meine Eltern, dass sie vier Kinder aufgezogen haben. Ich bewundere viele Dinge im privaten Bereich. Aber natürlich freue ich mich auch, wenn wir Weltmeister werden und bewundere die Spieler. Oder ich bewundere Obama, wenn er Soldaten aus Afghanistan abzieht.

FRIZZ: Was sind wichtige Werte für dich?

Dominik Stroh-Engel: Disziplin, Höflichkeit, Hilfsbereitschaft, offen und ehrlich sein. Und nicht gleich auf die Palme gehen, wenn jemand mal was Falsches gesagt hat. Dinge, die man macht, anständig vorzubereiten, sei es im Berufsleben oder privat. Und wie schon gesagt, ich halte die Nachhaltigkeit für ein wichtiges Thema, wenn jeder Mensch ein wenig auf die Erde und die Menschen und auf das was man selbst tut achten würde, wäre schon sehr viel getan. Ich finde gerade in Deutschland sind wir extrem verschwenderisch.

FRIZZ: Bedeutet dir Religion etwas?

Dominik Stroh-Engel: Ich bin evangelisch getauft worden, gehe aber nur selten und wenn, dann zu bestimmten Anlässen, wie Weihnachten oder Hochzeiten in die Kirche. Ich habe aber mit Religion nichts am Hut und glaube auch nicht. Ich brauche auch keine höhere Macht, die mir Kraft gibt. Viele Menschen haben das oder brauchen das und werden auch so erzogen. Ich brauche das aber nicht, da bin ich zu realistisch. Ich bin aber sehr für Glaubens- freiheit, jeder soll an das glauben, was ihm gut tut.

FRIZZ: Zum Schluss dann doch noch Fußball: Was ist für dich das Wichtigste beim Stadionumbau?

Dominik Stroh-Engel: Eine Hintertortribühne für den Fanbereich, so wie das in vielen guten Stadien ist. Natürlich ist auch jetzt eine tolle Atmosphäre, wenn das Stadion voll ist, aber mir würde gefallen, wenn alle Fans gemeinsam stehen und uns anfeuern.

FRIZZ: Vielen Dank für das Interview.

www.sv98.de

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