„Ich schaue immer nach vorne."

Hanno Behrens im Gespräch mit Mitsch Schulz

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© Mitsch Schulz

Hanno Behrens, aufgewachsen in Elmshorn, hat seine Jugend beim HSV verbracht und kämpft, läuft und rackert seit Sommer 2012 für die Lilien. Wir unterhalten uns über seine Lebensphilosophie, Politik und Leidenschaften. 

FRIZZ: Bist Du eher ein ruhiger oder draufgängerischer Typ? 

Ich denke so mitten drin. Ich bin offen für Neues, kann mich auf Dinge einlassen. Außerdem kann ich auf Menschen zugehen, bin fast immer gut gelaunt. Vielleicht manchmal auch draufgängerisch, wenn ich mit Kumpels unterwegs bin. 

FRIZZ: Welchen Stellenwert haben Freunde? 

Für mich ganz wichtig sind Familie und Freunde: vielleicht sogar das Wichtigste im Leben. Sie geben einem immer Rückhalt. Meine richtig guten Freunde von früher sind auch heute noch meine Freunde und kommen öfter mal vorbei. Inzwischen ist das ja schwierig, jeder studiert oder wohnt irgendwo anders. In Darmstadt sind auch neue Freunde dazu gekommen, z.B. Toni Sailer, aber sicher werde ich auch mit einigen anderen Mitspielern später Kontakt habe, auch wenn sich die sportlichen Wege einmal trennen sollten. 

FRIZZ: Wie sieht es bei Dir mit Filmen, Lesen und Musik aus? 

Ich schaue gerne gute Filme an, aber Serien noch lieber. Die sind intensiver, da können sich die Charaktere viel besser entwickeln. „Game of Thrownes“ ist mein absolutes Highlight, davon bin ich wirklich ein Fan. Oder “Sons of Anarchy”, aber auch “How I met your mother”. Ich lese sehr gerne Biografien, weil ich die Lebensgeschichte anderer Menschen interessant finde. Gerade z.B. die Biografie von Dirk Nowitzki und von Anthony Kiedis von den Red Hot Chilli Peppers. Da mag ich die Musik halt auch sehr, die Texte gefallen mir sehr gut. Es ist interessant, wenn man merkt, dass die Songs viel mit dem Leben zu tun haben. Am liebsten höre ich Rockmusik, so Sachen wie Incubus, Foo Fighters, Rise against oder eben Red Hot Chilli Peppers. Ich höre aber auch mal Hip Hop oder Elektro. Früher war ich auch gerne und viel auf Konzerten. Das „Hurricane“ ist ja bei uns zwischen Hamburg und Bremen. Eines der besten Konzerte, das ich gesehen habe, war das von Rammstein. Das war schon extrem gut und beeindruckend, obwohl das gar nicht so unbedingt meine Musik ist. Aber die Show war sehr gut, eigentlich mehr Theater. Da kam man sich vor wie in einer anderen Welt. Die Stimmung war total beeindruckend. 

FRIZZ: Wie stillst Du denn in Darmstadt dein Bedürfnis nach Musik? 

Ich bin öfter mal im Irish pub, wo es Karaoke gibt, wobei singen wirklich nicht meine Stärke ist. Das ist eine Sache, die ich nicht kann. Aber ich finde es cool, dass manche wirklich gut singen können. Ab und zu spielt auch ein Freund von mir aus Darmstadt, der wirklich ein guter Musiker ist. Ich mag Livemusik sehr gerne: Schlossgrabenfest oder auch das Heinerfest. 

FRIZZ: Hast Du Vorbilder? 

Mein Vater ist ein Vorbild für mich. Was meine Familie angeht - auf jeden Fall. Er steht voll im Leben. Hat immer einen Plan, egal um was es geht. Sportlich gesehen war Eric Meijer, als er noch beim HSV gespielt hat, immer ein Vorbild. Ich war ja früher sehr oft beim HSV im Stadion. Was der aus seinen Mitteln gemacht hat mit seinem Kampfgeist, fand ich sehr beeindruckend. Es war toll, wie er die ganze Mannschaft und das Stadion mitgezogen hat, wenn er eingewechselt wurde. Da ging immer ein Ruck durchs Stadion und man wusste, jetzt geht noch was. 

FRIZZ: Bist Du ein Einzelkämpfer? 

Nein, Einzelkämpfer gar nicht. Ich bin klar ein Teamplayer, absolut, nicht nur beim Fußball. Ich bin immer gern unter Menschen und mit mit vielen Leuten zusammen. 

FRIZZ: Hast du dann gerne eine Führungsrolle oder lässt Du Dich eher führen? 

Teils so, teils so. Ich muss nicht immer die Führungsrolle haben und kann mich auch unterordnen. Ich denke, dass ich auch eine Führungsrolle übernehmen kann. Als 6er im Fußball ist man auch manchmal gefordert, eine zentrale Rolle einzunehmen und Kommandos zu geben. Ich habe überhaupt kein Problem, zu folgen. Wenn unser Kapitän eine Ansage macht, dann wird das so gemacht. Selbst wenn ich anderer Meinung wäre. Na klar, kann man auch mal diskutieren, aber im Fußball ist da meistens keine Zeit. Ich kann andere Meinungen gut akzeptieren. 

FRIZZ: Bist Du ein politischer Mensch? 

Also ich interessiere mich schon sehr für Politik, gerade im Moment die aktuelle Lage im Gazastreifen und Israel, z.B. das interessiert mich sehr, auch weil ich ein paar Freunde habe, die aus der Region kommen. Da habe ich schon viele Diskussionen geführt und auch Bücher gelesen. Wenn ich zuhause den Fernseher an habe, läuft oft nebenbei N24 oder NTV. Ich schaue schon, dass ich immer durch Nachrichten oder Reportagen informiert bin. 

FRIZZ: D.h., Du wählst auch auf jeden Fall? 

Ja, das schon, aber ich bin da auch sehr skeptisch. Ich glaube, das hat keine große Bedeutung. Was vor der Wahl im Programm stand und was dann passiert, ist schon oft sehr unterschiedlich. Wenn man nicht gerade radikal ganz links oder rechts wählt, macht es keinen großen Unterschied. Ich will die Politiker da nicht unbedingt verurteilen. Ich glaube, die sind auch irgendwo gezwungen. Die versuchen schon, das Richtige zu machen für das Volk und für Deutschland, aber es wird eben auch von der Wirtschaft in eine Richtung gedrängt und beeinflusst. Ich will aber jetzt hier nicht den Politikern vorwerfen, dass sie mutwillig in die eigenen Taschen arbeiten, statt nach allgemeinen Interessen vorzugehen, auch wenn es das bestimmt gibt. Es ist sehr schwierig, wenn man nicht direkt damit zu tun hat. Na ja und was die Medien schreiben, ist auch nicht unbedingt die Wahrheit. Da muss man schon versuchen, dahinter zu schauen. Oft liegt die Wahrheit in der Mitte von zwei verschiedenen Meinungen. 

FRIZZ: Wirst Du oft von Fans angesprochen, nervt das? 

Ja, das ist durch den Aufstieg schon öfter geworden. Es ist aber nicht nervig, die meisten Leute sprechen halt gerne kurz mit einem. Manchmal abends, wenn man unterwegs ist und jemand zu viel getrunken hat und den Absprung nicht findet, nervt es schon, aber das ist sehr selten. Ich unterhalte mich immer gerne mit Leuten und höre auch gerne, was die Leute zu sagen haben. Aber wenn mir jemand erzählen will, was ich zu machen habe, versuche ich dezent den Absprung zu finden. Aber es gehört auch dazu, beim Fußball hat eben jeder eine Meinung. Insgesamt finde ich es aber echt cool, ich spreche gern mit Fans, das ist ja auch eine Anerkennung und in der jetzigen Zeit gibt es auch viel Lob. 

FRIZZ: Wie ist denn deine Lebensphilosophie? 

Ich gehöre keiner Religion an und bin Religionen gegenüber eher skeptisch. Ich bin aber schon ein spiritueller Mensch, der an das Gute in jedem Menschen glaubt. Das geht vielleicht bei manchen Menschen durch Erlebnisse oder Erfahrungen verloren. Ich versuche ein sehr offener Mensch zu sein und versuche keinen Menschen zu beurteilen, bevor ich ihn nicht kenne. Ich glaube auch, dass man wenn man Gutes tut, einem auch Gutes widerfährt. Ich schaue immer nach vorne und sehe immer das Positive. So lange man gesund ist und es einem gut geht, gibt es eigentlich keinen Grund, traurig zu sein. Auch beim Fußball ist das so. An dem Tag des Spiels gibt es nichts anderes als das Spiel. Das muss einem alles bedeuten und wenn man verliert, kann man auch mal traurig sein und schlechte Laune haben. Dann muss es aber weiter gehen und man kann nicht noch ewig rumheulen. Als gesunder Mensch hat man kein Recht dazu, wegen irgendwelchen Kleinigkeiten schlechte Laune zu haben, wenn man sieht, dass es Menschen mit irgendwelchen Krankheiten gibt und wie es denen geht. Man sollte wertschätzen, was man hat - das ist jedenfalls meine Einstellung. 

FRIZZ: Zweite Leidenschaft: Surfen 

Meine zweite Leidenschaft ist das Surfen. Ich war jetzt im Sommer mit Toni und einem Kumpel auf Bali zum Surfen. Ich habe früher Windsurfen gemacht. Mein Vater und mein Bruder sind da sehr aktiv, wir waren oft an der Ostsee im Urlaub. Ich probiere jeden Sommer irgendwo hinzufahren, wo man surfen kann. Man ist dann im Einklang mit der Natur. Wenn das Wetter passt, schnappt man sich sein Board und geht raus. Für mich ist das Strandleben nach einer Saison, wenn man körperlich kaputt und vom Kopf her müde ist, wirklich immer eine totale Erholung. Vielleicht ziehe ich später ans Meer, das würde mich sehr reizen. Ich glaube, dass Surfen etwas ist, was ich mein Leben lang machen werde. 

FRIZZ: Vielen Dank für das Gespräch!

www.sv98.de

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