„Als Torwart bin ich natürlich auch ein bisschen verrückt, wer lässt sich schon aus drei Metern den Ball an den Kopf donnern.“

Mitsch Schulz im Gespräch mit Patrick Platins

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© Mitsch Schulz

Patrick Platins, im Allgäu geboren, ist seit vergangener Saison beim SV Darmstadt 98. Er stand einige Jahre im Kader des VFL Wolfsburg und hatte, bevor er zu den Lilien kam, eine erfolgreiche Zeit in Bielefeld. Ich treffe einen stets gut gelaunten und positiv denkenden Menschen in einem Darmstädter Café.

FRIZZ: Was bist Du für ein Typ?

Patrick Platins: Ehrgeizig, lernfähig, kleiner Spaßvogel.  Ich versuche so zu sein wie ich bin und mich nicht zu verstellen auch im Profifußball Geschäft nicht. Ich bin überzeugt davon, dass sich Ehrlichkeit immer durchsetzen wird. Als Torwart bin ich natürlich auch ein bisschen verrückt, wer lässt sich schon aus drei Metern den Ball an den Kopf donnern. Ich bin auch etwas draufgängerisch, mag das Risiko. Ich mache gerne Klippenspringen oder springe gern vom 10 Meter Turm. Mit Familie wird man aber auch etwas ruhiger.

FRIZZ: Wie kommst Du mit Deiner Rolle als zweiter Torhüter zurecht?

Patrick Platins: Na klar will ich auch spielen, in Wolfsburg war ich ganz oft auf dem Sprung den Durchbruch zu schaffen, dann hab ich mich leider ein paarmal verletzt. Das hat mich zurückgeworfen. In Bielefeld hatte ich die meisten Einsatzzeiten, das war auch eine meiner besten Stationen. Die Stadt der Verein und die Fans liegen mir immer noch am Herzen. Wir haben da auch noch viele Freunde.

Nach Darmstadt kam ich dann letztes Jahr 2 Tage vor Saisonbeginn, hatte keine Vorbereitung mit der Mannschaft. Das kam ja durch den Weggang von Wetklo und war sehr kurzfristig. Da haben mir die Trainer gesagt, dass ich hinter Mathenia erstmal Nummer 2 bin und man dann sehen wird wie es sich entwickelt. Aber Chris spielt hervorragend, wir haben einen Lauf, da gibt es keinen Grund zu wechseln. Das ist völlig ok!  Ich muss auch im Training immer volle Leistung zeigen, sonst sinkt das Niveau und die Spieler denken ich finde mich mit der Ersatzrolle ab. Aber das mach ich auf keinen Fall. Ich will dem Trainerteam und den Mannschaftskollegen zeigen, dass sie sich voll auf mich verlassen können und wenn der Fall eintritt, das ich spiele, will ich zu 100% da sein. 

FRIZZ:  Was hast Du bisher außer Fußball spielen gemacht und wie sind deine Pläne nach der Karriere?

Patrick Platins: Ich habe mittlere Reife in Bayern gemacht, dann Berufsfachschule Wirtschaft in Wolfsburg, wollte dann noch aufs Gymnasium, da kam aber der Profivertrag dazwischen. Dann hab ich noch Zivildienst im Krankenhaus gemacht. Ich will mich jetzt noch weiterbilden, habe schon ein Sportmanagement Studium, da wollte ich jetzt noch den Fachwirt oder etwas Ähnliches hinterher machen.

Wir haben in Wolfsburg ein Haus gekauft, dass nimmt momentan viel Zeit in Anspruch. Das wollen wir erstmal vermieten, aber irgendwann, am Ende der Karriere wollen wir wieder nach Wolfsburg, meine Frau ist ja bei VW nur freigestellt und kann dann dort wieder einsteigen. Ich könnte mir schon ein Job im Fußball Nachwuchsbereich vorstellen. Die Arbeit mit Jugendlichen und Kindern finde ich sehr Interessant. Ich habe letztes Jahr bei Elton in der Fußballschule oft Torwarttraining mit Kindern zwischen 6 und 12 Jahren gemacht. Das hat mir gut gefallen. Ein kleiner Traum ist auch ein kleines Café to go zu eröffnen. Wo die Leute reinkommen sich wohlfühlen, eine Kaffee oder Wein trinken. Aber schön klein und gemütlich. Ich lerne gern Leute kennen und bin offen. So ein Treffpunkt wo man guten Kaffee serviert und ein paar kleine Leckereien wäre schon sehr schön.

FRIZZ: Bist Du ein politischer Mensch und was würdest Du verändern wenn Du könntest? 

Patrick Platins: Ich habe eigentlich zu allem eine Meinung, aber ich bin nicht unbedingt ein politischer Mensch. Ich  gehe auf jeden Fall wählen, weil es die einzige Möglichkeit ist mitzubestimmen was machbar ist. Natürlich bin ich nur ein einzelner Mensch, aber es gibt ja viele Leute die ähnlich denken wie ich. Wenn ich gar nicht wählen gehe, kann ich auch nichts beeinflussen.  Was sich sehr wichtig finde, ist, dass jeder Mensch auf der Welt das Recht haben sollte die gleiche Bildung zu genießen. Mir ist das ja in Deutschland schon aufgefallen, als ich von Bayern nach Niedersachsen gegangen bin. Als ich in Wolfsburg auf der Berufsfachschule gegangen bin, bin ich ohne zu lernen, von einem mittelmäßigen Schüler in Bayern, zu einem Einser-Schüler in Niedersachsen geworden. Das ist doch Unsinn, dass man nur das Bundesland zu wechseln braucht um ein gutes Abi zu machen. Ich finde Bildung total wichtig für die Menschen, jedes Kind auf der Welt sollte die Möglichkeit zur Bildung haben.

FRIZZ: Wie siehst Du die sozialen Aktivitäten im Verein? Bekommst Du da was mit?

Patrick Platins: Wir sind ja mit dem Verein verbunden, wir fahren ja nicht nur ins Training, sondern lesen auch alles und bekommen viel mit. Durch Peak ist das jetzt viel extremer geworden. Während dem Warmmachen bekommt man das ja auch mit. Das z.B. pro Tor das wir schießen, eine soziale Einrichtung unterstützt wird. Das war ja sogar beim Spiel in Schalke so, nicht nur bei uns. Ich finde das wichtig. Soziale Einrichtungen sind ja immer auf die Hilfe von Sponsoren angewiesen, damit die tolle Arbeit die geleistet wird auch weiterhin gewährleistet wird.

FRIZZ: Was hat dich im Leben geprägt?

Patrick Platins: In erster Linie natürlich meine Eltern, die waren immer für mich da, haben mich immer unterstützt und mich bestmöglich auf alles vorbereitet. Dann war es wichtig, dass ich mit 17 von zuhause weggegangen bin und in Wolfsburg auf mich alleine gestellt war. Und der Zivildienst hat mich sehr geprägt. Es gab da die Möglichkeit immer wenn Training war freigestellt zu werden, sonst wäre ich vielleicht auch zur Bundeswehr gegangen. Im Zivildienst war ich auf einer Krebsstation im Krankenhaus und da musste ich auch alles so ausüben wie ein Pfleger. Das war psychisch nicht so einfach, aber hat mir sehr viel gebracht. Ich würde das heute wieder machen.

FRIZZ: Welches Thema beschäftigt Dich momentan am meisten?

Patrick Platins: Naja, da geht es mir wohl so, wie vielen. Das Flüchtlingsthema ist aber auch ein echt schweres Thema. Trotzdem gilt da für mich die Regel, dass jedem Menschen Bildung und das Recht zusteht sich auszubreiten. Natürlich haben wir in Deutschland auch Probleme, auch mit Armut, die wir nicht vernachlässigen können. Aber wenn man in einem Kriegsland lebt und das miterlebt, dann würden wir auch versuchen irgendwohin in Sicherheit zu ziehen. Das kann ich total nachvollziehen. Wir müssen das tun, was in unserer Macht steht. Aber mehr geht halt nicht. Das ganze Ausmaß war uns wahrscheinlich nicht bewusst und überfordert uns. Daher müssen wir halt jetzt sehen, dass wir das unter Kontrolle bekommen. Für mich wird das Internet da auch ganz schön missbraucht und alles sehr negativ gesehen. Jeder kann sich da anmelden und aus dem Hinterhof irgendetwas raushauen. Wenn man sich zu viel in sozialen Netzwerken aufhält ist das wie Gehirnwäsche…Viel zu viel Negatives. Aber mit Angst darf man nicht durchs Leben gehen. Uns geht’s doch ziemlich gut und da sollte man Tag für Tag das Positive daraus ziehen. Ich finde nichts schlimmer als negative Menschen, die Dir die ganze Zeit erzählen, was alles schlecht läuft und was alles Negativ ist. Jeder muss das Beste aus seinem Leben machen und jeder hat das selbst in der Hand. Verliere niemals dein Lächeln, ist so ein Spruch, den ich sehr wichtig finde.

FRIZZ: Bist Du religiös?

Patrick Platins: Ich bin schon gläubig, ich war früher Ministrant. Meine Mutter wirft mir allerdings heute noch vor, dass ich das nur gemacht habe, weil es einen Ausflug in den Europapark gab! (Lacht) Ich bin katholisch erzogen worden, in Bayern, da glaube ich schon, dass es jemand gibt, der auf uns aufpasst oder uns ein bisschen leitet. Ich finde das schadet nicht. Bei uns ist es auch Tradition zumindest an Weihnachten in die Kirche zu gehen. Ich finde es gut, dass man in sich gehen kann und sich an jemanden wenden kann. Vielleicht so wie eine virtuelle Bezugsperson bei der man sich öffnen kann. Daraus kann man Kraft schöpfen.

FRIZZ: Angenommen Du könntest eine Zeitreise machen, wo geht es hin?

Patrick Platins: In die Zukunft würde ich nicht reisen. Ich möchte im Moment nicht sehen, was in Zukunft kommt, das finde ich eher ein bisschen gruselig. Mich würde die Vergangenheit interessieren. Die ehemalige DDR habe ich ja selbst nicht miterlebt, aber ich würde das gerne erleben wie das damals war. Im Geschichtsunterricht habe ich da auch nicht so viel mitbekommen, aber ich finde das ein sehr spannendes Thema.

FRIZZ: Was bedeutet Familie für Dich und wie soll Deine Tochter werden?

Patrick Platins: Familie ist total wichtig für mich. Ich bin verheiratet, habe eine kleine Tochter. Familie ist ein wichtiger Ausgleich zum Job. Man ist ja viel unterwegs mit der Mannschaft und es dreht sich viel um Fußball. Da ist es für mich sehr wichtig von zuhause die nötige Unterstützung zu bekommen. Wenn man nach Hause kommt und die Familie ist da, das gibt mir einfach sehr viel.

Was Erziehung betrifft, denke ich schon, dass meine Frau und ich da ähnlich sind und schauen, dass wir unserer Tochter viel von uns mitgeben. Es ist wichtig dass Sie lernt, was richtig und falsch ist, dass sie jedem Mensch gegenüber Respekt hat. Ich würde Ihr gerne eine gewisse Grundmentalität mitgeben, so dass sie in der Lage ist sich ihre eigene Meinung zu bilden und dann selbst entscheiden kann was sie will. Wir wollen viel mit Ihr unternehmen, viel an der frischen Luft sein, viel in Bewegung sein. Der Computer kommt schon irgendwann von selbst. Das Materielle spielt bei uns eher keine große Rolle, das ist nicht das Wichtigste im Leben, wenn wir Ihr das mitgeben können ist es gut.

FRIZZ: Vielen Dank für das Gespräch!

www.sv98.de

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