„Mir ist das übrigens egal, ob ich in Darmstadt oder Paris essen gehe, wichtig ist doch, mit wem Du unterwegs bist.“

Mitsch Schulz im Gespräch mit Romain Brégerie

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© Mitsch Schulz

Romain Brégerie ist 28 Jahre alt und spielt seit dieser Saison für die Lilien. Romain wurde in Talent in der Nähe von Bordeaux geboren und dort ausgebildet. Bevor er nach Darmstadt kam, spielte er 4 Jahre bei Dynamo Dresden. Ich traf mich mit Romain ein paar Tage vor dem Spiel in Karlsruhe in einem Darmstädter Café.

FRIZZ: Noch drei Spiele, in denen alles möglich ist. Wie sieht es mit dem Druck aus?

Romain Brégerie: Wir werden alles geben und alles dafür tun, um in jedem Spiel erfolgreich zu sein. Wir müssen immer 100% geben. Unser Ziel war, nicht abzusteigen und das haben wir geschafft. Aber als Fußballer will man immer mehr. Alle sprechen jetzt über den Aufstieg. Die Journalisten, die Fans, die Freunde, die Familie. Wir sprechen in der Mannschaft nicht darüber. Für uns ist das kein Thema. Trotzdem steigt natürlich der Druck ein wenig.  Unsere Aufgabe ist es, immer voll fokussiert zu sein. Das ist der Job, du musst Deine Emotionen etwas zur Seite schieben und alles für die Mannschaft geben. Deswegen sind wir Profis. Du hast als Fußballer eigentlich immer Druck. Ob Du in der Tabelle oben stehst oder unten, es geht immer darum, im nächsten Spiel möglichst drei Punkte zu holen. Das ist Deine Arbeit. Wir können stolz auf unsere Leistung in dieser Saison sein. Es ist nichts unmöglich im Fußball, das ist ja das Schöne. Gerade hier in der 2.ten Liga kann jeder gegen jeden gewinnen.

FRIZZ: Du bist in einer Kleinstadt in Frankreich aufgewachsen, jetzt lebst Du in Gundernhausen. Wie geht’s Dir dort?

Romain Brégerie: Ich wohne in Gundernhausen, ich fühle mich hier in der Gegend sehr gut. Ich habe noch keine Schwachpunkte gefunden. Das liegt natürlich auch am Erfolg. In so einer Saison, wenn man Erfolg hat,  ist alles einfacher. Wir haben in Gundernhausen unsere Ruhe und sind trotzdem sehr nah an Darmstadt. Mit den Nachbarn ist es auch gut. Tobi und Ronny wohnen auch dort. Wir fühlen uns hier sehr wohl.

Für Spielerfrauen ist es ja viel komplizierter als für uns Spieler. Wir kommen irgendwo in einen neuen Verein und an einen neuen Wohnort und sind durch den Verein gleich mit vielen Leuten zusammen, bekommen schnell gute Beziehungen, haben intensive Trainingsvorbereitungen und den ganzen Tag zu tun. Die Spielerfrauen ziehen mit um, kommen an einen neuen Ort, wo sie niemanden kennen, müssen sich um einen neue Arbeit kümmern und alles ist fremd. Das ist wirklich sehr schwierig, finde ich. Aber meine Freundin fühlt sich hier auch sehr wohl und das ist sehr wichtig für mich. 

FRIZZ: Du bist ja in Darmstadt sehr schnell zum Stammspieler geworden.

Romain Brégerie: Ich habe mein ganzes Leben Fußball gespielt. Wenn ich eins kann, dann Fußball. Egal wo man hinkommt, es ist immer Elf gegen Elf. Wir haben in der Fußballakademie in Bordeaux, in der ich ausgebildet wurde, schon früh in der Jugend gelernt, immer in allen Situationen bereit zu sein. Zu einem Profi gehört es, mit allen Situationen im Fußball klar zu kommen. Das haben wir gelernt, so sind wir Profis geworden. Natürlich ist es in jedem Verein immer anders und irgendwo neu anzufangen mit einem neuen Trainer und einem neuen Plan, kann schwierig sein. Aber Du musst dem Trainer genau zuhören und wenn Du verstehst, was er sagt, dann musst Du genau das umsetzen und dann läuft es.

FRIZZ: Was ist außer Fußball noch wichtig?

Romain Brégerie: Familie und Freunde sind sehr wichtig für mich. Ich bin ein einfacher Typ. Für meine Familie und meine Freunde würde ich alles tun. Wenn ich aber jemanden nicht mag, oder mit jemandem einfach nichts anfangen kann, dann ist mir das auch völlig egal. Ich muss nicht mit allen Menschen befreundet sein. 

FRIZZ: Vermisst Du Frankreich und welche kulturellen Unterschiede siehst Du?

Romain Brégerie: Ich vermisse Frankreich natürlich etwas, weil meine Familie dort wohnt und es ist schwierig, sich öfter zu treffen. Die Entfernung ist einfach zu groß. Kulturelle Unterschiede sind kaum vorhanden, die europäischen Länder werden doch immer ähnlicher, ob es das Essen oder Einkaufsmöglichkeiten betrifft. Mir ist das übrigens egal, ob ich in Darmstadt oder Paris essen gehe, wichtig ist doch, mit wem Du unterwegs bist. Wenn Du Freunde hast, ist das Land egal, dann geht es einem überall gut.

FRIZZ: Wie sehen Deine popkulturellen Interessen aus?

Romain Brégerie: Ich lese gerne, höre auch gerne Musik. Da bin ich aber nicht festgelegt, das kommt ganz auf die Stimmung an. Filme interessieren mich sehr. Früher in Frankreich bin ich oft ganz alleine ins Kino gegangen. Da geht es nicht darum, etwas mit Freunden zu machen, sondern den Film zu genießen und sich voll darauf einzulassen. Das Genre ist bei mir auch nicht festgelegt, aber Horrorfilme brauche ich nicht unbedingt. Serien schaue ich auch sehr gerne, gerade auf Auswärtsfahrten hat man ja sehr viel Zeit. Ich schaue aber auch gerne Filme mit meiner Freundin an.

FRIZZ: Spielt Politik und Religion in Deinem Leben eine Rolle?

Romain Brégerie: Religion spielt keine Rolle. Für Politik interessiere ich mich schon. Ich bin aber nicht in eine Richtung festgelegt. Das ist ganz themenabhängig. Ich bin da eher flexibel. Ich gehe auf jeden Fall wählen, aber nicht immer das Gleiche. Wenn ich jemandem mein Vertrauen ausspreche und das nicht funktioniert, dann bekommt beim nächsten Mal eben ein anderer meine Stimme.

FRIZZ: Vergangenheit oder Zukunft? Wohin geht die Reise, wenn Du einmal mit einer Zeitmaschine reisen könntest?

Romain Brégerie: Die Vergangenheit interessiert mich gar nicht, eher die Zukunft. Aber ich würde gar nicht reisen. Ich mag die Gegenwart - hier fühle ich mich wohl und es gibt genug zu tun.

FRIZZ: Lebensphilosophie?

Romain Brégerie: Ich habe keine spezielle Lebensphilosophie. Es ist wichtig im Leben, glücklich zu sein. Dafür muss man was tun und man braucht auch ein wenig Glück.  Und das klappt im Moment sehr gut.

FRIZZ: Vielen Dank für das Gespräch!

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