„Bei uns in Darmstadt spielt das Mentale eine große Rolle“

Mitsch Schulz im Gespräch mit Sandro Sirigu

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© Mitsch Schulz

Sandro Sirigu ist einer der Aufstiegshelden der Lilien. Er spielt seit letzter Saison für Darmstadt, wohnt mitten in der Innenstadt und fühlt sich in Darmstadt richtig wohl. Der gebürtige Ulmer spricht über seine Lieblingsbeschäftigungen, seine sportliche Entwicklung und seine Lieblingsstadt.

FRIZZ: Wie wohl fühlst Du Dich denn in Darmstadt?

Sandro Sirigu: Ich wohne jetzt seit knapp 2 Jahren hier und ich fühle mich sehr wohl. Am Anfang war das schon eine kleine Umstellung für mich. Darmstadt ist eine Stadt mit verstecktem Charme. Man muss schon seine Ecken kennen, dann ist das wunderschön. Im Vergleich zu Ulm, wo ich aufgewachsen bin und lange Zeit gelebt habe, war es schon eine Umstellung. Aber wie  gesagt, wenn man sich hier ein bisschen auskennt und dann raus geht, z.B. auf die Sternwarte, den Bürgerpark, die Rosenhöhe in Darmstadt, dann sieht man, dass es hier sehr schöne Ecken gibt. Ich brauche das auch, um mich wohl zu fühlen. Denn ich warte ja nicht den ganzen Tag zuhause am Fernsehen, bis das Training losgeht, sondern ich bin eher ein aktiver Mensch, der viel unternimmt. Ich bin sehr glücklich darüber, dass Darmstadt so schöne Plätze hat.

FRIZZ: Wie sind Deine Familienverhältnisse?

Sandro Sirigu: Ich habe seit 6 Jahren eine Freundin, die noch in Ulm wohnt und gerade ihren Bachelor macht. Sobald sie fertig ist, zieht sie dann nach. Ich habe noch einen Bruder in Ulm, meine Eltern wohnen auch noch dort, in meinem Geburtshaus. Mein Papa ist Halbitaliener, mein Opa kommt aus Sardinien. Meine Mutter ist Amerikanerin, in Texas geboren. Mein Vater war auch beim SSV Ulm aktiv, solange ich dort in der Jugend gespielt habe und hat meine Karriere immer unterstützt. Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu meinen Eltern und versuche sie auch immer zu sehen, wenn ich in Ulm bin. Ich hatte auch eine sehr schöne Kindheit - da bin ich meinen Eltern sehr dankbar.

FRIZZ: Wie sieht Deine eigene Familienplanung aus?

Sandro Sirigu: Ich will schon auf jeden Fall eine eigene Familie gründen, aber ich denke, dass es sinnvoll ist, wenn beide Elternteile beruflich mitten im Leben stehen. Aber es ist noch Zeit. Ich möchte gerne eigene Kinder haben, aber es eilt nicht. 

FRIZZ: Literatur...

Sandro Sirigu: Ich lese sehr gerne John Niven-Bücher. Ein Autor, der sehr schwarzen Humor hat, das gefällt mir. Aber ich lese auch gerne Fantasie-Sachen, als Jugendlicher habe ich Harry Potter verschlungen und war echt traurig, als der siebte Band abgeschlossen war. Ich hab immer noch gerne Bücher in der Hand und habe noch nicht auf E-Book umgestellt. Momentan lese ich „Eine Billion Dollar“ von Andreas Eschbach. Ein total spannendes Buch, zwar fiktiv, aber mit vielen Anlehnungen an die Realität. Man erfährt z.B. einiges über die Hintergründe der Finanzwelt. Und ich steh auch total auf Serien sowie einige andere Spieler auch. Wir können es kaum erwarten, dass endlich die neue Staffel von „Game of Throwns“ kommt. Ich schaue da echt viel. “Breaking bad”, “Suits”, “House of Cards”, “Gotham”. Es gibt einige Serien, die ich super finde. Jetzt habe ich gerade „Sons of Anarchy“ angefangen.  Vor allem bei langen Auswärtsfahrten mit dem Bus kann ich da viel gucken. Generell ist meine Mediennutzung sehr hoch. Ich geh auch gerne ins Kino, zuletzt waren wir im 7. Teil von „Fast und Furios“. In sozialen Netzwerken bin ich auch, bei Twitter, Facebook und Instagram. Ich bin aber nicht sehr aktiv, ich halte mich da eher auf dem Laufenden und nutze sie als Informations-Quellen. 

FRIZZ: Musik...

Sandro Sirigu: ... spielt für mich auch eine große Rolle. Ich sitze in der Kabine auch direkt neben der Box und bin so ein bisschen für die Musik in der Kabine zuständig. Ich bin vom Stil her sehr offen, höre ganz viel Verschiedenes und muss ja auch die Wünsche der Jungs erfüllen.  Das mach ich sehr gerne. Vor dem Spiel gibt es aber eine Play-List die immer ziemlich gleich ist. Da ist viel „House“ dabei.

Momentan ist wahrscheinlich „Hold back the River“, das Lied das am meisten läuft. Dann hat der Leon etwas von der Nationalmannschaft mitgebracht. Sehr rhythmisch, sehr cool. Und „King“ hören wir momentan auch viel.

FRIZZ: Religion...

Sandro Sirigu: Ich bin inzwischen aus der Kirche ausgetreten, ich bin zwar kein Atheist und glaube schon, dass es so etwas gibt wie eine höhere Macht. Aber ich brauche die Institution nicht. Das ist ein schwieriges Thema, da kann man viel drüber reden. Alleine die Kirchengeschichte! Als ich in Rom war und den ganzen Protz gesehen habe, dachte ich, da muss ich nicht mitmachen. Ich bin dafür, dass jeder glauben soll, was er will, aber eine religiöse Institution hat für mich keine Bedeutung.

FRIZZ: Politik...

Sandro Sirigu: Gerade wenn Wahlen sind, beschäftige ich mich schon mit den Programmen der politischen Parteien und lese die auch. Ich gehe auch auf jeden Fall wählen. Für die wichtigen Themen interessiere ich mich auch. Ich verfolge das aber nicht jeden Tag und engagiere mich auch nicht. Überregional beschäftigen mich natürlich die Kriegsprobleme, wie z.B. in der Ukraine. Oder der Flugzeugabsturz, der jetzt war, das sind natürlich Dinge, die einem sehr nahe gehen, da hätte jeder von uns drin sitzen können.

Ich glaube, dass die Welt auch an einem Scheidepunkt steht. Geht es wirklich immer so weiter, oder schaffen wir es irgendwann mal umzudenken. Oder hinterlassen wir unseren Nachfahren Probleme, die einfach nicht mehr lösbar sind? Das größte Problem ist, glaube ich, wirklich die Überbevölkerung. Die Zahl der Menschen steigt extrem schnell an. Es gibt immer mehr Hunger und Armut und immer weniger Ressourcen und Platz.

FRIZZ: Hast Du dich in Darmstadt sportlich weiterentwickelt und wie funktioniert das eigentlich?

Sandro Sirigu: Ich glaube, ich habe mich seit ich in Darmstadt bin, in einigen Bereichen verbessert. Unser Trainerteam verlangt auch ganz klar, dass sich jeder weiterentwickelt. Jeder Trainer hat ja eine eigene Philosophie und gibt einem bestimmte Denkanstöße und jeder hat einen anderen Umgang mit den Spielern. Man kann das mit der Schule vergleichen. Man hat z.B. einen Mathelehrer, bei dem man nichts versteht und dann wird man schlechter. Dann gibt es Lehrer, bei denen der gleiche Stoff total verständlich ist und alles wird einfach. So ähnlich ist es auch im Fußball. Wenn der Trainer weiß, wie er mit den einzelnen Spielern umgehen muss, kann man sich als Spieler auch im Alter noch verbessern. Bei uns in Darmstadt spielt das Mentale eine große Rolle: die Leidenschaft, der Kampf, die Identifikation mit dem Verein, der unbedingte Siegeswillen, das „Heißmachen“ vor jedem Spiel und auch in jedem Training.  Das wird hier von den Trainern, eigentlich von Allen vorgelebt. Und wenn man auf dem Platz steht, hat man das Gefühl, dass wirklich 10 Krieger neben dir stehen und alles für dich tun. Das ist hier wirklich besonders.

FRIZZ: Warum bist Du eigentlich Madrid-Fan?

Sandro Sirigu: Ich habe als Kind von meinem Opa ein Real Madrid-Trikot bekommen. Seitdem gab es immer eine Verbindung. Meine Freundin hat ihr Auslandssemester auch in Madrid gemacht, deswegen war ich auch in letzter Zeit immer mal dort. Für mich ist das die schönste Stadt, die ich bisher gesehen habe. Die Architektur, die Mentalität der Leute, das hat mich sehr angesprochen.

FRIZZ: Ich stelle Dir eine Zeitmaschine hin, Du darfst einmal hin und zurück reisen, wo geht’s hin?

Sandro Sirigu: Fünf Jahre in die Zukunft - da würde ich mich interessieren, wie es mit mir und dem Fußball weitergegangen ist, wie es mit der Familienplanung aussieht. Als Fußballer ist ja die unmittelbare Zukunft immer sehr ungewiss, das macht es interessant. Ich würde auch gerne nach der Karriere eine kleine Weltreise machen, eine Backpacker-Tour mit meiner Freundin, die ist da auch begeistert. Und dann mal schauen, wo ich lande.

FRIZZ: Vielen Dank für das Gespräch!

www.sv98.de

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