"Für mich persönlich ist unser Stadion geiler als die Allianz Arena."

Christian Mathenia im Gespräch mit Mitsch Schulz

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© Mitsch Schulz

Christian Mathenia, Torhüter des SV Darmstadt 98, wurde letzten Sommer von Mainz 05 verpflichtet. Bisher hat er alle Saisonspiele in der 2. Liga bestritten. In den Medien wird er mit Manuel Neuer verglichen. Ich kenne Chris noch nicht, aber es gibt eine Verbindung: den Wohnort Odenwald.

FRIZZ: Du wohnst im Odenwald, erzähl mal!

Christian Mathenia: Ja, in Rai Breitenbach, ein Stadtteil von Breuberg. Ich wohne da mit meiner Freundin, die dort aufgewachsen ist. Ich wollte jedenfalls in die Gegend von Darmstadt ziehen, um mich voll auf meinen Job einzulassen. Es ist idyllisch, man kann den Kühen beim Grasen zugucken. Gegenüber haben wir jetzt eine Pferdekoppel. Aber das find ich ganz gut. Wenn ich im Garten bin, kann ich auf die Burg hoch schauen. Ich komme da sehr gut zu Ruhe und fühle mich sehr wohl. Die Menschen sind dort auch nicht anders als in Darmstadt oder Mainz. Der Dialekt unterscheidet sich nur ein wenig. Ich habe das Gefühl, da mehr angesprochen zu werden als in Darmstadt. Vielleicht ist ein Fußballprofi auf dem Dorf nicht so alltäglich. Die Menschen sind dort sehr offenherzig, ich werde aber nicht nur als Fußballer wahrgenommen, sondern auch als Mensch. Das gefällt mir.

FRIZZ: Was passt denn besser zu Dir Stadt oder Land?

Christian Mathenia: Naja, ich bin ja schon immer ein Stadtjunge gewesen. In Mainz geboren und aufgewachsen und habe direkt gegenüber vom Bruchwegstadion gewohnt. Dann ist natürlich klar, ich bin eher ein Stadtkind als ein Dorfkind. Aber ich habe damit kein Problem. Ich bin jetzt auch in einem Alter, in dem ich nicht jeden Tag feiern oder Rambazamba machen muss.  Da ist es auch mal schön, Ruhe zu finden. Ich vermisse den Rhein ein bisschen. In Darmstadt fühle ich mich aber auch wohl. Ich stehe nicht auf riesige Städte, so kleine Städte haben mehr Charme.

FRIZZ: Gibt es noch andere Leidenschaften bei Dir, außer Fußball?

Christian Mathenia: Ja, wenn ich im Urlaub bin, tauche ich sehr gerne. Ich bin mehr so der Energietyp und suche gerne die Herausforderung, war auch schon mit den Jungs Bungeejumping oder Parasailing. Ich mag da sehr den Adrenalinkick. Ich bin sehr gerne mit meiner Freundin zusammen, unternehme gerne etwas mit ihr. Wir gehen ins Kino oder in die Stadt und lassen es uns einfach gut gehen. Eine Lieblingslocation habe ich nicht. Wenn wir weggehen, probieren wir auch sehr gerne etwas Neues aus, egal ob im Odenwald, in Darmstadt oder in Mainz. 

FRIZZ: Wie sieht Deine Mediennutzung aus?

Christian Mathenia: Ich bin schon relativ oft auf Facebook, aber ich habe keine Fanseite und muss da nicht jeden Schritt posten. Die Freundschaftsanfragen werden täglich immer mehr, ich schaue aber schon, ob ich die Leute überhaupt kenne. Auch die Nachrichten werden immer mehr und ich versuche, alles zu beantworten, wenn es sachlich bleibt. Bei Beleidigungen von Fans anderer Vereine, was leider ab und an der Fall ist, ignoriere ich das natürlich, aber sonst versuche ich schon auf die Wünsche von Fans einzugehen. Ich bin auch bei Instagram, da stell ich ab und zu mal ein paar Bilder rein, aber ansonsten bin ich in sozialen Netzwerken nicht aktiv.

Musik spielt schon eine große Rolle bei mir. Ich höre sehr abwechslungsreiche Musik und bin nicht festgelegt. Ich würde mal gerne zu Usher gehen und war z.B. bei Michael Bublé. Ich find´s cool, aber das ist natürlich Geschmackssache. Ich höre am meisten Charts oder Hip Hop. Klar, geht man auch mal in die Disco - ich bin 22. Und auch wenn der Job es kaum zulässt, muss man seine Jugend natürlich genießen. Am liebsten schaue ich Action Filme, aber wenn wir zusammen ins Kino gehen, muss das natürlich abgestimmt sein, also im Zweifel für die Frau! 

Ich lese am liebsten Biografien, Oliver Kahn – Erfolg kommt von innen, oder Zlatan Ibrahimovic. Meistens sind die Sachen, die ich lese auf den Sport bezogen. Früher war Oliver Kahn mein Vorbild, schon weil er den Kampfeswillen perfektioniert hat. Aber heute kommt man vom rein Sportlichen nicht an Manuel Neuer vorbei. Er ist heute klar mein Vorbild. 

FRIZZ: Wie siehst Du das mit der Ähnlichkeit mit Manuel Neuer?

Christian Mathenia: Na ja, das wurde von den Medien aufgegriffen. Ich bekomme das auch öfter gesagt und habe das auch schon von Leuten gehört, die nicht wussten, wer ich bin, dass der Lilien-Torhüter aussieht wie Manuel Neuer. Natürlich wird man gerne mit einem sympathischen Star verglichen, aber eigentlich ist es egal und hat keine Bedeutung.

FRIZZ: Bist Du gläubig, spielt Religion eine Rolle?

Christian Mathenia: Religion spielt in meiner Familie keine Rolle, aber ich glaube an Gott. Also ich glaube, dass es da etwas gibt. Ich gehe aber nicht jede Woche in die Kirche. Ich interessiere mich dafür, wir waren gerade jetzt erst im Dom. Ich glaube, wenn ich etwas Ungutes, Verbotenes oder Verachtenswertes tue, bekomme ich es irgendwann im Leben zurück, also so wie Karma. Ich bin wirklich ein gutmütiger Mensch und versuche es, in allen Bereichen jedem recht zu machen. Aber ich bin auch abergläubisch, das sieht man ja. Wenn ich auf den Platz laufe, habe ich meine Rituale. Ich mache den ersten Schritt mit Rechts, dann klatsche ich beide Torpfosten und die Latte ab. Das habe ich inzwischen automatisiert. Außerdem habe ich in der Kabine, in meinem Schränkchen, ein paar kleine Handschuhe noch aus der F-Jugend als Glücksbringer. Seit diesem Jahr habe ich mir angewöhnt, vor jedem Spiel einen Zettel zu schreiben, auf dem steht, was ich mir für das Spiel vornehme. Das lese ich vor jedem Spiel nochmal durch und versuche es zu verinnerlichen. 

FRIZZ: Ist dir Familie wichtig?

Christian Mathenia: Ja sehr, meine Familie hat mich dahin gebracht, wo ich jetzt bin. Hätten meine Eltern damals gesagt, dass ich mich nur auf die Schule zu konzentrieren habe, dann wäre das mit dem Fußball nichts geworden und wir hätten das Gespräch jetzt nicht. Meine Eltern haben eine große Rolle gespielt und da bin ich auch sehr dankbar. Ich hatte auch keine Kämpfe mit meinen Eltern, die standen von Anfang an hinter mir. Mein Vater hat, während ich in der U15 bis U17 in Mainz gespielt habe, tagtäglich im Auto geschlafen. Er hat mich zum Training gefahren und da er LKW Fahrer ist und Spätschicht hatte, musste er immer im Auto schlafen. Da hat er wirklich viel geopfert. Meine Eltern sind auch bei den Spielen im Stadion, meine Mutter eher weniger, weil sie das vor lauter Nervosität nicht so aushält. Für meinen Vater ist das gar kein Problem. Meine Freundin ist auch immer dabei.

FRIZZ: Vermisst Du im Verein etwas, was Du in Mainz hattest?

Christian Mathenia: Also zunächst muss ich sagen, dass ich ein Mensch bin, der keinen Luxus braucht. Ich finde das o.k. so, wie es ist. Für mich persönlich ist unser Stadion geiler als die Allianz Arena. Ich bin da etwas altmodisch. Ich fand z.B. auch das Stadion in Aue super. Wenn man oben aus dem Wald rausfährt und dann unten in die Schlucht reinguckt, ich fand das ultrageil. Klar könnte man hier einen besseren Trainingsplatz haben oder bessere Duschen oder weitere Geräte zur Regeneration. Bei anderen Clubs ist das Standard, hier eben nicht.

FRIZZ: Wenn Du eine Zeitmaschine hättest und eine Fahrt machen könntest, in welche Zeit würdest Du reisen?

Christian Mathenia: Also mich interessiert schon die Zukunft, weil ich gerne wissen will, wie es ist, wenn ich 80 Jahre alt bin, fliegen wir dann mit Autos rum. Man weiß ja nicht, wie sich die Technik entwickelt. Aber nichtsdestotrotz würde ich lieber in die Vergangenheit reisen, weil mich das wirklich noch mehr interessiert. Ich hab ja schon gesagt, ich bin ein altmodischer Mensch. Ich würde in die 60er/70er Jahre reisen. Mich würde interessieren, wie das damals so ablief, z.B. ohne Handy - das ist ja heute unmöglich und man kann sich das gar nicht mehr vorstellen! Wenn ich mir Bilder vorstelle, sehe ich tolle Kleidung, super Tanzmusik, ne coole Zeit. Größere Zeitsprünge interessieren mich nicht so sehr.

FRIZZ: Vielen Dank für das Gespräch!

www.sv98.de

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