„Das passt einfach.“

FRIZZmag im Gespräch mit dem Co-Trainer der Lilien, Sascha Franz

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© Klaus Mai

Mancher mag den Thin Lizzy-Hit „The Boys Are Back in Town“ im Ohr gehabt haben, als die Nachricht von der Rückkehr des Erfolgstrainer-Duos Dirk Schuster und Sascha Franz die Runde machte. Mit ihrem Antritt wächst die Hoffnung auf den Klassenerhalt des SV Darmstadt 98.

FRIZZmag: Im Dezember bist du mit Dirk Schuster an eure alte Wirkungsstätte am Böllenfalltor zurückgekehrt. Wie hat sich das angefühlt?

Sascha Franz: Als Rüdiger Fritsch uns angerufen hat, haben wir gleich gespürt, dass unser Herz anspringt. Natürlich existieren nach wie vor Gefühle für diesen Verein, und wir sind vom ersten Tag an hier in Darmstadt wieder ganz toll aufgenommen worden. Die Leute im Verein haben es uns leicht gemacht und für einen Trainer ist es immer wichtig, dass er mit einem guten Gefühl an den Start geht.

Als du 2012 zum ersten Mal als Co-Trainer in Darmstadt angefangen hast, waren die Lilien Letzter in der 3. Liga. Kurz darauf kam Dirk Schuster zu den Lilien, es folgte ein rasanter Aufstieg. Wie siehst du diese Zeit im Rückblick?

Das hatte schon märchenähnliche Züge. Die Mannschaft war abgeschlagen in der Liga und wenn bedenkt, wo das dann hingegangen ist… das hat natürlich auch persönlich zu einer Weiterentwicklung geführt. Wir mussten sehr schnell den Ansprüchen der neuen Liga genügen und uns auf neue Mannschaften einstellen. Ich denke, dass dieser schnelle Durchmarsch durch die Ligen auch was mit einem als Trainer macht. Man schaut mehr über den Tellerrand. Deine Handlungen werden viel genauer beobachtet, was bedeutet, dass du noch konzentrierter, noch fokussierter sein musst.

Torwarttrainer Dimo Wache meinte nach dem Abgang von Trainer Torsten Frings, das Darmstädter Herz sei tot. Wie war euer Eindruck von der Mannschaft?

Die Mannschaft war durch diese lange Serie von nicht gewonnen Spielen natürlich etwas verunsichert. Die Spieler waren vom ersten Tag an sehr bemüht, sehr willig und haben genau zugehört. Das hat sich auch im Trainingslager nochmal gezeigt: das sind ehrgeizige, wissbegierige Spieler, die das Herz an der richtigen Stelle haben. Die Mannschaft hat einen tollen Charakter und zieht gut mit. Jetzt hoffen wir mal, dass wir das alles auch in den Wettkämpfen rüberbringen können.

Bei der Infrastruktur hat sich einiges verändert: der neue Trainingsplatz, die Tribünen, und der Stadionumbau ist nun endlich auf den Weg gebracht worden.

Da hat eine starke Entwicklung stattgefunden, klar. Wir haben jetzt zwei wunderbare neue Trainingsplätze, der Platz im Stadion ist ebenfalls auf einem ganz anderen Level als damals. Das war ja eher einer der schlechteren Plätze in der Liga, jetzt ist das einer der besten. Und auch das ganze Drumherum, vor allem die Mitarbeiter – da ist wirklich viel passiert. Wir haben zum Beispiel im Trainerteam mit Kai-Peter Schmitz noch einen weiteren Experten hinzubekommen. Und diese Verstärkungen ziehen sich durch alle Bereiche. Vor allem qualitativ!

Die Mannschaft durfte zuletzt noch einmal intensiv im spanischen San Pedro del Pinatar Trainingseinheiten absolvieren. Welches Fazit kannst du ziehen? Vor allem in Bezug auf das Defensivverhalten des Teams.

Das Wichtigste: Wir haben trotz hoher Trainingsintensität alle Spieler verletzungsfrei nach Hause gebracht. Wir hatten vor Ort hervorragende Bedingungen und haben die Inhalte, die wir uns vorgenommen hatten, komplett durchziehen können, weil eben der Großteil des Kaders komplett zur Verfügung stand. Natürlich haben wir auch an der Defensive gearbeitet, aber nicht nur. Am Offensivverhalten, das sich ja durchaus sehen lassen konnte, haben wir ebenfalls intensiv gearbeitet, um das noch zu optimieren.

Wie sieht es mit der Kaderplanung aus? Ihr habt Slobodan Medojevic geholt. Er hat in Frankfurt die meiste Zeit auf der Bank gesessen. Das erinnert an das bewährte Lilien-Modell, Spielern, die in die zweite Reihe gestellt wurden, eine Chance zu geben. Ein Konzept, das ihr auch in Zukunft verfolgen werdet?

Das war erfolgreich, das stimmt. Aber das muss das nicht das Modell der Zukunft sein. Wir sind da dem Markt gegenüber komplett offen. Im Falle von Slobodan Medojevic hat das aufgrund der räumlichen Nähe und seiner sportlichen Situation gerade sehr gut gepasst. Und was die Kaderplanung anbelangt, bleiben wir immer beweglich und schauen auf den Markt und mögliche Optionen.

Dein Vater Horst und Dirk Schusters Vater Eberhard haben in Sachen Scouting für den SVD stets ein gutes Gespür bewiesen. Sind eure Väter auch dieses Mal mit von der Partie?

Es ist ja grundsätzlich immer so, dass Väter ihren Söhnen Ratschläge geben (lächelt). Mein Vater schaut sich im Westen immer noch viele Spiele an und wird uns da auch weiter Tipps geben, wenn er mal ein Talent sieht. Dass er das jetzt nicht mehr 40 Stunden pro Woche machen kann, ist einfach dem Alter geschuldet. Das brauchen sie auch gar nicht mehr, denn auch in diesem Bereich hat eine Weiterentwicklung stattgefunden. Wir haben mittlerweile eine Scouting-Abteilung, die sehr gute Arbeit leistet.

Du hast deine Karriere als Stützpunkttrainer des DFB in Düsseldorf begonnen und hast junge Nachwuchsspieler trainiert. Wird in Zukunft auch die eine oder andere Junglilie auflaufen?

Ja, das glaube ich durchaus. Wobei man bei der Jugend nicht in Jahresschritten, sondern in fünf- oder zehn-Jahresschritten plant und arbeitet. Wenn man bedenkt, wo der Verein auch hier noch vor fünf Jahren war, dann ist es klar, dass das auch hier noch etwas mehr Vorlaufzeit braucht. Mit Jugendleistungszentrum, Internat und vielen hauptamtlichen qualifizierten Trainern und Mitarbeitern sind wir auf einem guten Weg, wie ich finde.

Deine gemeinsame Joggingrunde mit Dirk Schuster früh am Morgen eines Spieltages ist ein berühmtes Ritual.

Ja, wir laufen 18 Kilometer und besprechen dabei unsere letzten Eindrücke und vieles andere. Das ist sehr angenehm, weil das Handy nicht ununterbrochen klingelt und wir einfach den Kopf frei haben.

Ihr beide seid beruflich einen langen Weg gemeinsam gegangen. Was zeichnet eure Zusammenarbeit aus?

Totales Vertrauen! Dirk weiß, wie ich ticke, ich weiß, wie er tickt, und wir wissen einfach, was der andere erwartet. Dadurch ist unser Umgang miteinander offen und vertrauensvoll und das wirkt sich entsprechend positiv auf unsere Zusammenarbeit aus. Unser Umgang ist zudem sehr direkt, was ich schätze. Und fachlich betrachtet, haben wir beide dieselben Fußball-Ansichten und sehen dieselben Dinge. Das passt einfach.

Nun steht die Rückrunde an. Vor euch liegt noch ein ziemlich steiniger Weg?

Das wird auf jeden Fall so sein. Es geht darum, Punkt für Punkt einzuheimsen, um am Schluss drei Mannschaften hinter uns zu lassen. Ich bin aber sehr positiv gestimmt, weil die Mannschaft eine wirklich tolle Vorbereitung hingelegt hat und wir - Stand heute - alle Spieler gesund bis hier her bringen konnten. Und dass es mit starken Gegnern losgeht, finde ich auch gut, denn dann wissen wir direkt, wo wir stehen. Das hat auch was Gutes, denn wir wollen bestenfalls sofort Boden gut machen.

Vielen Dank für das Gespräch.

So, 4.2., 13:30 Uhr, SV 98 - MSV Duisburg; Fr, 9.2., 18:30 Uhr, VfL Bochum - SV 98

Sa, 17.2., 13 Uhr, Arminia Bielefeld - SV 98; Mi, 21.2., 18:30 Uhr, SV 98 - 1. FC Kaiserslautern

So, 25.2., 13:30 Uhr, SV 98 - 1. FC Heidenheim

Mehr Infos unter:

www.sv98.de

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