Ein mächtiger Gegner

Auch die Lilienfans kämpfen gegen den DFB.

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©UDL

Zwei Trommler führen einen Marsch von tausenden Menschen in Camouflage an. Das Ganze erinnert an eine martialische Militärparade oder den Einzug in ein feindliches Lager. Doch es sind Fans, besser gesagt die Fanszene der SG Dynamo Dresdens, die am 14.5. zu Gast in Karlsruhe war. Dynamo Dresden erklärte dem DFB mit dieser Aktion den Krieg. Keine Protestaktion im Fußball hat mehr Medienaufgebot bekommen als diese. Und am 24.9. sind diese Dynamo-Fans in Darmstadt.

Der DFB forderte die Fans auf, eine schrift- liche Erklärung abzugeben: „Das große Problem ist, dass der DFB und die aktiven Fanszenen nicht mehr miteinander sprechen. In einem so fortschrittlichen Land wie Deutschland ist das ein absolutes Armutszeugnis”, heißt es in der Stellungnahme von Ultras Dynamo und der aktiven Fanszene der SGD.

Nicht nur die Fans haben ihre Probleme mit dem Dachverband, auch die Vereine lei- den unter immer schwerer zu erfüllenden Auflagen. Der einstige Freizeitsport Fußball hat sich in ein Milliardengeschäft verwandelt. Der Traditionsverein SV Darmstadt 98 hat vor allem wegen seines Stadions zu kämpfen und steht immer wieder kurz davor, seine Spiele in der Arena seines verhassten Gegners in Frankfurt ausführen zu müssen. Unvorstellbar für die Fans des SVD, die einen überaus guten Bezug zu ihrem Verein haben: “Wir können Choreos vor Spielen im Stadion üben, ohne sechs Wochen vorher einen Antragabgebenzumüssen”,sagt Uli Ultra (Name von Red. geändert) aus Darmstadt.

Das Geschäft treibt Fans und ihre Mannschaften immer weiter auseinander und ruiniert manch einen Verein. Das beste Beispiel hierfür ist 1860 München. Als ein reicher Investor den Verein vor der Insolvenz rettete, mussten fortan die Spiele, zum Entsetzen der Fans, in der Allianz-Arena ausgetragen werden. Der Verein hatte einen Teil seiner Identität verloren. Nach sechs Jahren die nächste Niederlage: Der Investor bezahlte die Lizenzgebühr für die 3. Liga nicht und 1860 München rutschte runter in die Regionalliga Bayern. Das Gute daran: Sie kicken jetzt wieder an der Grünwalder Straße, die Fans freuen sich.

Denn der echte Fan unterstützt seinen Verein, egal in welcher Liga. Und es gibt einen Gegner für alle, die Großmacht „Deutscher Fußball Bund“. Wenn sich Dortmund- und Frankfurt-Fans beim Pokalfinale mit „Scheiß DFB-Gesängen“ verbünden und gegen Helene Fischer, GoPros an Biergläsern und kommerzialisierte Choreos demonstrieren, wenn heimische Fans der gegnerischen Mannschaft bei Geisterspielen in „ihren” gesperrten Block verhelfen, wenn gemeinsam eine Stimme gegen Paralleljustiz, Kollektivstrafen und Korruption gefunden wird, dann spürt man, „dass Fußball noch nicht verloren ist. Ohne Fans würde der Apparat nicht funktionieren.”

Der DFB kommt den Fans inzwischen notgedrungen einen Schritt entgegen. Bis auf weiteres wolle man auf Sanktionen wie Blocksperren, Teilausschlüsse oder „Geisterspiele” verzichten. Präsident Grindel: „Wir wollen ein Zeichen setzen, um gemeinsam in den Dialog einzutreten“.

„Wir sind gespannt und freuen uns auf ein hoffentlich friedliches Spiel unserer Lilien gegen Dynamo Dresden, schließlich gibt es einen mächtigeren Gegner”, sagt Uli Ultra, „der ganze September ist ultra!“ Nach der Länderspielpause gehen die Lilien als Tabellenzweiter in die nächsten Spiele: 

So., 10.9., 13.30 Bochum (H) | So., 17.9., 13.30 Bielefeld (H) Mi., 20.9., 18.30 Heidenheim (A) | So., 24.9., 13.30 Dresden (H) Fr., 29.9., 18.30 Ingolstadt (A)

www.sv98.de

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