„Ich spiele Fussball, dafür brauche ich keinen Luxus."

Marcel Heller im Gespräch mit Mitsch Schulz

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© Mitsch Schulz

Marcel Heller hat schon bei Eintracht Frankfurt, Dynamo Dresden, MSV Duisburg und Alemannia Aachen gespielt. In Darmstadt, wo er seit 2013 spielt, wurde er sehr schnell zum Stammspieler und begeistert die Zuschauer und Fans mit seinem Ballgefühl, seiner Schnelligkeit und seinen ungewöhnlichen Dribblings. Wir treffen uns beim Italiener und ich erlebe einen sehr gut gelaunten und positiv denkenden Menschen.

FRIZZ: Wie geht es dir hier in Darmstadt?

Natürlich war der Anfang nicht ganz einfach. Das ist immer so, wenn man irgendwo neu hinkommt. Alles ist neu: die Wohnungssuche, die Freundin sucht einen neuen Job. Da muss man erst mal gucken ob man sich wohl fühlt. Aber ich denke, seit wir hier in Darmstadt sind, wird es von Woche zu Woche immer besser. Wir fühlen uns hier sehr wohl, die Wohnung ist schön, meine Freundin beendet in ein paar Wochen ihre Ausbildung. Ich fühle mich im Verein sehr wohl, werde von allen voll akzeptiert, von den Mitspielern, dem Trainerteam, den Verantwortlichen und den Fans. Und deswegen habe ich auch vor ein paar Wochen meinen Vertrag bis 2017 verlängert. Im Moment habe ich nur eins im Kopf: weiter Erfolg haben mit SV Darmstadt 98 und weiter voll Gas geben. 

FRIZZ: Was ist denn hier anders im Vergleich zu deinen bisherigen Vereinen, fehlt dir hier etwas? 

Hier ist alles familiärer, alles enger beisammen. Als ich neu hierherkam, habe ich viel Hilfe bekommen, ob das bei der Ausbildung der Freundin oder bei der Wohnungssuche war. Egal, welche Hilfe wir benötigt haben. Es hat sich immer jemand darum gekümmert. In dieser Hinsicht ist man bei Darmstadt 98 wirklich gut aufgehoben. Klar ist hier im Stadion vieles alt und nicht alles auf dem neuesten Stand wie bei anderen Vereinen, bei denen ich gespielt habe. Aber ich bin Fußballer. Ich spiele Fußball, dafür brauche ich keinen Luxus. Ich sehe mich voll und ganz als Straßenfußballer. Bis zur A- Jugend habe ich nur im Dorfverein gespielt und ansonsten jede frei Minute auf der Straße oder Bolzplätzen verbracht. 

FRIZZ: Wie ist deine Lebenseinstellung? Denkst du darüber nach, wie man richtig lebt? 

„Carpe diem“ - nutze den Tag, lebe jeden Tag, als ob es Dein letzter wäre. Das ist schon ein Lebensmotto von mir. Ich nehme jeden Tag, wie er kommt und versuche immer positiv zu denken: sowohl im Privatleben als auch beim Fußball. Wenn man positiv denkt, hat man ein schöneres Leben. Dann wird auch alles positiv. Das sage ich auch meinen Freunden, wenn mal jemand negativ denkt. Mir zumindest hilft das sehr. Wenn negative Dinge passieren, muss man die hinnehmen und das Positive daran finden. 

FRIZZ: Machst du dir Gedanken über die Zukunft? Wie sieht´s in 10 Jahren aus? 

Klar macht man sich Gedanken, obwohl ja Fußballer als Menschen gelten, die sich keine Gedanken machen. Aber gerade in unserem Job ist es wichtig zu wissen was man will, denn irgendwann kommt der „Cut“, der ist auf einmal da und wenn du dann nicht weißt, was du machen willst, ist es schlecht. Natürlich bespreche ich heute mit meiner Freundin, was wir wollen, wie unser Leben später aussehen soll. Ein schönes Häuschen, eine kleine Familie, da sind wir uns einig. Wir haben keine luxuriösen Ansprüche, natürlich will man sich auch ab und zu mal etwas Schönes gönnen, das gehört dazu. Man weiß ja nie, wie lange das Leben ist, wie schnell alles vorbei sein kann. Aber Priorität hat die Zukunft. Ich muss jetzt nicht in Saus und Braus leben. Ich trinke und rauche nicht und Party muss auch nicht unbedingt sein. Ab und zu mal mit den Mannschaftskollegen ausgehen - das braucht man dann schon, aber das ist auch alles. Ich will auf jeden Fall Kinder. Zwei Kinder wäre schon in Ordnung, ich muss ja meinen Familiennamen weitergeben (lacht). Der Name Heller muss schon noch weiterleben…Da muss ich bald mal anfangen… Ich hab damals eine Ausbildung als Chemikant gemacht, die ich auch beendet habe. Vielleicht kann ich mich ja später, wenn ich noch hier bin, bei der Firma Merck reinreden (lacht). Die Ausbildung habe ich damals gemacht, weil das wirklich alle aus der Klasse gemacht haben. Dort arbeiten jetzt auch viele meiner alten Freunde. Das Schönste wäre aber, später im Fußballbereich weitermachen zu können: als Trainer oder Scout oder ähnliches. Das wollen allerdings sehr viele, deswegen ist das nicht so einfach. Ich könnte mir aber auch gut vorstellen, im Bereich Mode etwas zu machen. Das könnte ich auch mit meiner Freundin zusammen angehen. Ich bin jetzt 28, da mache ich mir schon Gedanken, wie es in fünf oder sechs Jahren weitergeht. 

FRIZZ: Gibt es bei dir außer Fußball noch andere kulturelle oder popkulturelle Interessen? 

Ich spiele Fußball und gucke auch gerne Fußball. Champions League, 2. Liga, schon wegen der Konkurrenz, alles Mögliche an Fußball. Also wenn ich Fußball gucken kann, dann gucke ich! Meiner Freundin zuliebe schaue ich aber nicht jeden Tag. Da muss man auch mal Kompromisse machen. Theater, Museum oder Kunst, da habe ich nicht so viel Interesse. Ich gehe gerne ins Kino auch mit mehreren Leuten, Actionfilme oder gerne auch Komödien, denn ich lache auch gerne mit Leuten zusammen. Serien, wie Breaking Bad, Homeland oder Game of Thrones. Auf den langen Auswärtsfahrten hat man da Zeit. Es gibt ja wirklich tolle Serien. Musik höre ich gerne RnB oder Hip Hop. Was wir auch sehr gerne machen, sind Städtereisen, Städte anschauen, Sightseeing. Zuletzt waren wir in München, demnächst ist New York dran, da freue ich mich sehr drauf. Play Station spiele ich auch sehr gerne, Fifa 14 mit Freunden. Ich spiele natürlich immer mit meinem eigenen Spieler. Das ist sehr gut gemacht, der ist echt schnell und das macht richtig Spaß. Alleine spiele ich auch mal Action- oder Ballerspiele. 

FRIZZ: Gibt es noch eine Leidenschaft außer Fußball? 

Ja, da steht Mode an erster Stelle bei mir. Ich habe schon immer viel eingekauft, eigentlich zu viel. Ich habe viele Klamotten zuhause. Vielleicht mehr als meine Freundin. Das ist ja ein bisschen ungewöhnlich, aber ich wollte immer „gut rumlaufen“, habe das auch bei anderen Fußballern gesehen und habe mich dann sehr für bestimmte Stile und Marken interessiert. Eine Zeit lang wollte ich immer das Neueste und Beste haben, aber inzwischen ist das nicht mehr so schlimm. Ich muss jetzt erst mal alles tragen, was ich daheim habe und gehe nicht mehr dauernd einkaufen. Ich mag z.B. außergewöhnliche stylische Jeans, mit Farbe oder Flecken, eben außergewöhnliche Sachen. Ich fühle mich einfach gut, wenn ich solche Sachen trage. In Darmstadt gibt es schon 2,3 gute Geschäfte, aber die Nähe zu Frankfurt ist ja auch gegeben und da kenne ich von früher noch gute Läden. 

FRIZZ: Stell dir vor, du könntest eine Zeitmaschine nutzen. Wohin geht die Reise? 

Oh, das ist schwer. Sehr gerne würde ich mal in die Vergangenheit reisen und sehen, wie es früher war. Wie haben die Menschen gelebt, wie sah die Welt aus? Wie sah es auf den Straßen aus? Die Zukunft wäre aber noch interessanter, man sieht ja viel in Filmen, wie es aussehen könnte. Da hat man ja schon einen kleinen Einblick, wie es werden könnte. Das muss nicht alles so werden, aber ich glaube schon, dass man z.B. bald mit Autos fliegen wird, dass man nur noch Ziele eingibt und dann irgendwo hingebracht wird. Ich würde gerne Beides sehen, aber in meinem Leben geht es nur um die Zukunft. Vergangenheit ist abgeschlossen, da kann man nichts mehr ändern. Man kann nur daraus lernen, aus Fehlern oder schlimmen Dingen, die passiert sind und etwas mitnehmen. Ändern kann man aber nichts. Aber Zukunft kann man noch planen und gestalten. 

FRIZZ: Vielen Dank für das Gespräch!

​www.sv98.de

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