„Ehrlichkeit ist mir sehr wichtig, in jeder Beziehung...“

Mitsch Schulz im Gespräch mit Yannick Stark

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© Mitsch Schulz

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Yannick Stark wurde in der Saison  2010/2011 für viele Lilienfans zum Helden, als er im vorentscheidenden Spiel in Worms den Siegestreffer erzielte (eine Woche später wurden die Lilien Regionalligameister). Im Januar ist Yannick, zur Freude vieler Darmstädter, ans Böllenfalltor zurückgekehrt. Für den in Darmstadt geborenen Mittelfeldspieler ist jetzt ein Traum in Erfüllung gegangen. Ich treffe einen coolen, auf dem Boden gebliebenen Fußballprofi und wir sprechen über seine Vergangenheit, Karriere und Erwartungen.

FRIZZ: Wie geht’s dir, wie siehst du momentan deine eigene Situation?

Yannick Stark: Es ist absolute Vorfreude. Für uns alle ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Bei mir besonders, weil ich mit meinem absoluten Herzensverein diesen persönlichen Traum verwirklichen konnte. Die Vorbereitung auf die neue Saison war intensiv und hart, aber wir freuen uns jetzt einfach nur, uns mit den Bundesligamannschaften messen zu können. Meine eigene Situation sehe ich deutlich verbessert. In der Sommerpause habe ich mal richtig abgeschaltet und dann eine Woche früher angefangen zu trainieren und versucht, eine gute Vorbereitung zu haben. Ich denke, dass ich auch einen ganz guten Eindruck hinterlassen habe. Das letzte halbe Jahr war persönlich schwierig, das hatte aber seine Gründe. Ich bin ja nach diesem Hickhack erst am letzten Tag der Transferperiode hier her gekommen. Nach 10 Tagen war dann das  erste Spiel gegen 1860, wo ich von Anfang an gespielt habe. Das lief nicht so gut, da habe ich kein gutes Spiel gemacht. Auch die Mannschaft war da insgesamt nicht gut.  Danach wurde dann wieder rotiert und dann lief es wieder besser. Mir war ja auch klar, als ich hierher zurückkam, dass die Mannschaft, mit der aufgestiegen wurde und die eine tolle Hinrunde gespielt hat, einen Bonus hat. Das ist nur fair und das muss ich akzeptieren. Das ich am Ende der Runde nicht mehr im Kader stand, war total bitter für mich. Aber das ist auch einen Situation, aus der ich lernen musste und am Ende war eben völlig zurecht der Mannschaftserfolg entscheidend und das war einfach überragend mit dem Aufstieg.

FRIZZ: Du warst ja in der Zwischenzeit beim FSV Frankfurt und bei 1860 München. Wie sind denn so die Unterschiede?

Yannick Stark: Hier ist halt alles total familiär. Man kennt jeden. Es gibt ein sehr kleines Funktionsteam und ob das jetzt der Präsident ist, Herr Fritsch, oder Tom Eilers - die Leute sind hier alles sehr umgänglich. Man hat das Gefühl, dass hier auch alle wirkliche Fans von Darmstadt 98 sind. Die Leute sind oft bei der Mannschaft, fast alle sind miteinander per Du, das ist alles sehr persönlich und man hat das Gefühl, wir sitzen alle im gleichen Boot. Das ist das, was Darmstadt ausmacht. Bei anderen Vereinen findet man viel mehr Selbstdarsteller. Hier arbeitet jeder fürs Team und ordnet sich unter. Außerdem gibt es solche besonderen Bedingungen wie in Darmstadt bei den anderen nicht. Wie letzte Saison, als wir ständig improvisiert haben, weil der Platz nicht bespielbar war und wir mit Kleinbussen auf irgendwelche umliegenden Plätze fahren mussten, weil auf dem Trainingsplatz der Ball nicht richtig rollte. Aber da beschwert sich keiner. In der Mannschaft herrscht eine gute Mentalität, da geht es einfach nicht so sehr um das Drumherum, sondern vor allem um das Sportliche, den Charakter und die Gemeinschaft. Dinge, über die man eben den Fußball definiert.

FRIZZ:  Was ist außerhalb des Fußballs wichtig für dein Leben?

Yannick Stark: Mir ist es wichtig, mit meiner Freundin viel Zeit zu verbringen. Wir sind jetzt zum Glück zusammengezogen. Das erleichtert einiges, in der Münchner Zeit war das deutlich schwieriger. Mir ist wichtig, meine Freundschaften zu pflegen. Generell natürlich die Familie. Ich habe zu meinen Eltern ein gutes Verhältnis, meine Schwester ist momentan in Würzburg, also auch nicht weit weg. Ich hab zwar nicht in München gesessen und Rotz und Wasser geheult, weil meine Liebsten nicht in der Nähe waren, aber es ist einfach angenehmer, wenn man sein näheres Umfeld bei sich hat.

FRIZZ: Welche Werte sind für dich wichtig?

Yannick Stark: Ehrlichkeit ist mir sehr wichtig, in jeder Beziehung, also auch beim Fußball ehrliche Arbeit abzuliefern. Zuverlässigkeit finde ich noch wichtig. Ein konkretes Lebensmotto habe ich nicht, aber mir gefallen so Sprüche wie „Wer nicht kämpft hat schon verloren“ oder „Lebe Deinen Traum und träume nicht Dein Leben“ Solche Sprüche finde ich schon ganz passend, aber ich würde sie mir jetzt nicht tätowieren lassen, weil sie meinen Lebensstil genau treffen.

FRIZZ: Was machst du denn nach Deiner

aktiven Karriere?

Yannick Stark: Ich habe bei meinem Abi in der Bertolt-Brecht-Schule in Darmstadt die Leistungskurse Biologie und Sport gehabt. Und wenn man einmal Blut geleckt hat, dann will man schon im Sportbereich bleiben, im besten Fall im Fußball. Das stell ich mir auch später vor, ich überlege gerade noch Sportmanagement zu studieren. Trainer im Profibereich würde ich ungern werden, denn ich bin sehr gerne sesshaft und ständig die Stadt zu wechseln würde mir nicht so liegen.

FRIZZ: Wie wichtig war dein Vater Jogi für deine Karriere?

Yannick Stark: Meine Eltern haben mir vieles vereinfacht. Mein Vater hat mich in der Jugend trainiert. Natürlich hat er mir am Anfang sehr viel beigebracht. Auch die Einstellung ist ja wichtig. Ich glaube da haben mir meine Eltern ganz gute Werte vermittelt. Wir haben auch viele Extraschichten gemacht. Ich bin aber nie gestrietzt worden. Es war eher immer so, dass ich gesagt habe: „ Komm Papa, wir gehen nochmal ein bisschen kicken.“ Er ist ja auch fußballverrückt, wir sind jedes Wochenende in die Stadien gepilgert, dann noch zur SGA Arheilgen, dann hat er noch mit den „alten Herren“ gespielt. Ich war da immer dabei und hatte immer einen Ball mit. Die Wochenenden waren immer wie Feiertage, weil sich alles um Fußball gedreht hat.  Nach der C-Jugend kam ein Angebot von der Eintracht - da merkte man schon, in welche Richtung das gehen kann. Nach der A-Jugend und den Eintracht-Amateuren, war ich dann hier, anschließend kam der Aufstieg und der nächste Schritt zum FSV Frankfurt.

FRIZZ: Hat Religion eine Bedeutung für dich?

Yannick Stark: Ich bin katholisch und Religion war auch ein Prüfungsfach beim Abi. Meine Mutter ist auch katholisch und sie hat mir und meiner Schwester da schon einiges mitgegeben. Ich glaube schon an Gott, aber ich bin kein Kirchengänger. Ich denke, dass Glaube einem schon ein bisschen Halt oder Sicherheit gibt. Ich bete nicht, aber in Extremsituationen geht man schon in sich und erhofft sich Hilfe. Es ist schon schade, dass man immer nur in Extremsituationen an etwas glaubt und im normalen Alltag vergisst, dankbar für das zu sein, was man hat.

FRIZZ: Du warst in Griechenland im Urlaub? 

Yannick Stark: Ich bin im Urlaub sehr gemütlich und lasse mich da sehr gerne bedienen. Rund um die Uhr essen und viele Sportangebote. Einfach nur das machen, auf was man Lust hat. Ich brauche keinen Abenteuerurlaub. Ich genieße es, wenn das Wetter gut ist, einen schönen Strand zu haben und ein Hotel, das in Ordnung ist. Ich fliege auch nicht so gerne, da reicht mir Südeuropa oder Nordafrika -  tolle Urlaubsziele, die man von hier schnell erreicht. 

FRIZZ: Wie würdest du dich charakterisieren?

Yannick Stark: Zuverlässig, gesellig, umgänglich und vielleicht ein wenig schlitzohrig. Ich mache gerne mal Späßchen und ich weiß auch, wie ich mir das Leben einfach mache. Ich lasse auch gerne mal alle Fünfe gerade sein, wenn ich denke, das passt jetzt schon so. Wenn ich enttäuscht bin oder wütend, wenn mir etwas nicht gefällt, bin ich eher in mich gekehrt und sage nicht geradeaus, was mir nicht passt. Diese Eigenschaft gefällt mir eher nicht.

FRIZZ: Wie sieht es mit sozialen Netzwerken aus?

Yannick Stark: Da nervt mich, dass es auf Facebook Fan-Seiten von mir gibt, die gar nicht von mir sind. Da schreiben Fans und bekommen Antworten, die gar nicht von mir sind. Ich will auch keine Fan-Seite, ich habe nur eine ganz normale Freundschaftsseite, das andere brauche ich nicht. Umso mehr nervt es, wenn irgendwelche Leute das in meinem Namen mache. Vor allem mit Dingen, die ich nie machen würde. 

FRIZZ: Du kannst einmal eine Zeitreise machen, wo geht’s hin?

Yannick Stark: Ich bin eher ein zukunftsorientierter Mensch. Was passiert ist, kann man nicht mehr rückgängig machen. Ich würde in die Zukunft reisen, z.B. ins Jahr 2500. Mich interessiert einfach, wie die Welt dann aussieht. Existiert sie überhaupt noch? Werden wir alle mit Autos rumfliegen. Das fasziniert mich. Oder auch die Frage, wie es mit der Natur weitergeht.

FRIZZ: Vielen Dank für das Gespräch!

www.sv98.de

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