Heiteres Farbenspiel

August Buxbaums Wohnbauten am Spessart- und Rhönring in neuem Glanz

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©Klaus Mai

Die Wohnblocks des ehemaligen Darmstädter Stadtbaurats August Buxbaum am Spessart- und Rhönring werden saniert und kommen jetzt in der originalen Fassadenfarbe daher. Die Meinungen sind geteilt. Und trotzdem: Die von Staus geplagte Durchgangsstraße macht jetzt einen heiteren und farbenfrohen Eindruck, den das Auge erfreut.

 Es war nicht ungewöhnlich, die in den 20er-Jahren entstandenen Siedlungsbauten mit kräftigen Farben anzulegen. Nicht umsonst spotteten die feinen Zehlendorfer Bürger über Bruno Tauts Waldsiedlung in Berlin-Zehlendorf und nannten sie „Papageiensiedlung“. Als Stadtbaurat in Magdeburg setzte der kreative Architekt und Protagonist des Modernen Bauens seine Farbgebung konsequent durch, begleitet mit einer Zeitungskampagne, die mit dem „Aufruf zum farbigen Bauen“ titelte. 80 Hausfassaden in der Innenstadt erhielten einen farbigen Anstrich. Das war ein erfolgreicher Werbefaktor mit beachtlicher Resonanz in der Presse und brachte der Stadt bisweilen den Titel „Bunte Stadt Magdeburg“ ein.

Warum also nicht auch Farbe in Darmstadt? Die bauverein AG saniert seit 2016 in mehreren Bauabschnitten das zwischen 1921 und 1928 erbaute Ensemble des Architekten und Darmstädter Stadtbaurats August Buxbaum entlang des Straßenzugs Rhön- und Spessartring bis hin zur Frankfurter Straße. Mit der Grundsanierung der denkmalgeschützten Mehrfamilienhaus-Bebauung kehrt die originale Farbgebung zurück. Die ersten Bauten erstrahlen bereits in sattem Ocker und kräftigem Rot.

Die Industrialisierung im 19. Jahrhundert führte zu rasch wachsenden Städten, zu Verdichtung und Spekulantentum. Vor allem die Nachfrage nach kleinen preiswerten Wohnungen für die Industriearbeiter stieg drastisch an. Auch in Darmstadt herrschten katastrophale Wohn- und Hygienebedingungen in heruntergekommener Bausubstanz. Als Reaktion auf diese Missstände entstanden in vielen deutschen Städten gemeinnützige Bauvereine mit dem Ziel der Verbesserung des Wohnungsbaus und der Wohnungsversorgung.

©Klaus Mai

Die vom 1864 gegründeten Darmstädter Bauverein für Arbeiterwohnungen bis zum Ersten Weltkrieg errichteten Wohnhäuser waren nur ein Tropfen auf den heißen Stein und viel zu wenig, um die Wohnungsnot in Darmstadt nur annähernd zu lindern. Nach dem Ersten Weltkrieg ist die Lage nicht viel besser. Die Zeit der Weimarer Republik war geprägt durch die verheerenden Folgen des Weltkriegs. Nach Kriegsende herrschte überall Wohnungsnot.

Zudem löste sich erst mit der Entstehung von Baugenossenschaften und vor allem mit dem Beginn öffentlicher Wohnungsbauförderung zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Zielkonflikt zwischen Renditeerwartung und sozialem und gemeinnützigem Bauen.

Die Zahl der in Hessen gebauten Wohnungen stieg von 1.205 (1919) auf 7.825 (1928) stetig an, nicht zuletzt auch eine Folge des nun subventionierten gemeinnützigen Wohnungsbaus.

In diese Zeit fällt auch das große Darmstädter Wohnungsbauprojekt am Rhön- und Spessartring. Dort wurden nach Entwürfen von Buxbaum mehr als 50 Geschosswohnungsbauten errichtet. Dieses Ensemble zählt wie viele seiner Wohnbauten aus den 1920er-Jahren, zum Beispiel am Fiedlerweg oder in Bessungen, bis heute zum Wohnungsbestand des Bauvereins.

Das Café Gretchen (Spessartring/Ecke Hohler Weg) ist in einem mit Arkaden akzentuierten Kopfbau des Buxbaum-Ensembles untergebracht. Die Pächter sind mit dem neuen farbigen Kleid der Häuser zufrieden. Ein schöner Anblick, besonders für den Cafébesuch im Freien unter den Arkaden. Armin und Annette Blinkle gefällt’s.

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