„Kräfte vor Ort wecken und stärken”

Die Hans Erich und Marie Elfriede Dotter-Stiftung fördert zum Wohle Eberstadts

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©Klaus Mai


Ein Werktag im Eberstädter Industrieviertel. Im ehemaligen Wohnhaus der Eheleute Dotter tagt der Vorstand der Dotter-Stiftung, nicht selten bis in die Nacht. Denn es gibt eine Menge zu tun, um die Intentionen der Stifter zu realisieren. 

Hans Erich Dotter (1920 -2012) und Marie Elfriede Dotter (1927 - 2006) waren ihrer Heimat sehr verbundene Bürger aus Darmstadt-Eberstadt und zeitlebens dort ansässig. Hans Erich gehörte zu den Vätern des deutschen Wirtschaftswunders. 1948 kam er mittellos aus russischer Kriegsgefangenschaft zurück. Mit Tatkraft und Fleiß sowie Gespür für den Markt und die Bedürfnisse seiner Kunden entwickelte er das Friseurkosmetik-Unternehmen Goldwell vom Standort Darmstadt-Eberstadt aus zu einem weltweit erfolgreich tätigen Konzern mit weit über 1.000 Mitarbeitern. 1989 verkaufte Hans Erich Dotter sein Unternehmen an die japanische Firma Kao. Das kinderlose Ehepaar setzte 2003 die nach beider Tod zu gründende Hans Erich und Marie Elfriede Dotter-Stiftung als Alleinerbin ein.

Am 01.12.2014 vom Regierungspräsidium anerkannt, ist die Hans Erich und Marie Elfriede Dotter-Stiftung eine noch junge Stiftung, gehört aber ihrem Stiftungskapital nach zu den 50 größten deutschen Stiftungen. Sie verfügt über ein Vermögen von rund 150 Millionen Euro und schüttet jährlich etwa 1,2 Millionen Euro aus. Allerdings gibt es eine wichtige Einschränkung: Das Projekt oder der geförderte Verein muss etwas mit Eberstadt zu tun haben. „Das Vermächtnis meines Großonkels gilt ausschließlich Eberstadt mit einem bisschen Darmstadt“ erklärt der Vorsitzende des Stiftungsvorstands, Karl Georg Dotter. Er wird unterstützt von drei weiteren Vorstandsmitgliedern, einem fünfköpfigen Beirat und drei Mitarbeitern.

Die wesentlichen Bereiche der Stiftungs-Aktivitäten sind Bildung, Ausbildung und Erziehung, Kunst und Kultur, insbesondere Musik, Soziale Anliegen, insbesondere Altenbetreuung und Heimatkunde und Heimatpflege. So werden pro Jahr 40 bis 50 Projekte ganz unterschiedlicher Größe gefördert. Im Mittelpunkt steht dabei immer der Anspruch, die vorhandenen Kräfte vor Ort zu wecken und zu stärken. Die Stiftung unterscheidet dabei in Förderprojekte, für die die Antragsteller ihr Anliegen in einem Förderantrag formulieren, über den die Stiftung in einer ihrer mehrmals im Jahr stattfindenden Bewilligungssitzungen entscheidet. Mit dem Bereich der Kooperationsprojekte beteiligt sich die Dotter-Stiftung an ausgewählten, innovativen Erfolgsmodellen, die durch andere Stiftungen bereits erprobt wurden. Ziel dabei ist es, diese Projekte soweit als möglich mit den lokalen Bedürfnissen vor Ort zu verbinden. Schließlich kreiert die Stiftung auch eigene Projekte, in denen sie durch gezieltes Vernetzen von Projektpartnern vor Ort oder durch das Auflegen eigener Programme ihrem Stiftungsauftrag nachkommt.

Zum öffentlichkeitswirksamen Markenzeichen der Stiftung sind die sog. Dotterkonzerte avanciert, bisher haben schon 16 Konzerte mit einer äußerst interessanten Bandbreite stattgefunden, am 20. Januar folgt das 17., das Benefiz-Neujahrskonzert in der Christuskirche. Man wolle den eingesessenen Eberstädtern und den Menschen in Eberstadt Süd etwas bieten und an die Vielfalt der Musik in unterschiedlichen Epochen heranführen, erklärt Dr. Jürgen Frei, stellvertretender Vorsitzender der Stiftung. Etwa zehn Konzerte pro Jahr finden jährlich statt, „zu moderaten Eintrittspreisen“, wie Frei betont. „Die Eheleute Dotter waren sehr musikbegeistert, insbesondere Herr Dotter hat uns in persönlichen Gesprächen aufgegeben, jeden Monat abwechselnd in einer der großen Kirchen in Eberstadt ein großes Konzert zu machen.” Im Zuge des sog. Dotterversprechens übernimmt die Stiftung alle Kosten der Konzerte und verwendet die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern ausschließlich für den Ernst-Ludwig-Saal, „da sind bisher ca. 18.000 Euro zusammengekommen“, ergänzt Steffen Meder, Bereichsleiter Kunst und Kultur der Dotter-Stiftung. Frei gibt ein klares Ziel vor: „Wir wollen den Ernst-Ludwig-Saal im Zusammenwirken mit der Stadt wieder zu einem Vorzeigesaal machen“. 1906 erbaut, sollte er in den 70er Jahren abgerissen werden, ist aber durch eine Bürgerinitiative erhalten geblieben und ist heute ein Mittelpunkt des gesellschaftlichen und sozialen Lebens in Eberstadt. Darüber hinaus gibt es die sog. musikalischen Gottesdienste. „Herrn Dotter lag es sehr am Herzen, die Menschen durch Musik in die Kirche zu locken“, so Frei.

Bei der Verteilung des jährlichen Budgets für Projekte entfallen allerdings „nur” 15% für den Bereich Musik, 45% werden für Jugend, Ausbildung und Erziehung zugewiesen, 20% für Senioren und Soziales und 10% für Eberstadt direkt. „Also z.B. Vereinsarbeit“, erläutert Jürgen Frei, dabei konzentriere die Stiftung ihr Wirken insbesondere auf Eberstadt-Süd 3, einen, wie Frei es ausdrückt, „äußerst prekären Bezirk“. Folgerichtig sind die Projekte, die das meiste Geld erhalten, der Circus Waldoni und das Ganztagsangebot an der Eberstädter Wilhelm-Hauff-Schule in Eberstadt-Süd. Aber auch die Gutenbergschule hat bereits von diversen Projekten profitiert.

Förderanträge, bzw. Spendenanfragen an die Stiftung können jeweils bis zum Quartalsende gestellt werden. Über die Mittelvergabe entscheidet der Vorstand ca. zwei Monate nach der jeweiligen Antragsfrist. „Wir bemühen uns um eine zügige Zustellung der Förderentscheidungen per Post”, verspricht die Stiftung auf ihrer Webseite. Und natürlich lässt der Vorstand bei der Entscheidung zuvor höchste Sorgfalt walten.

Niemanden muss es deshalb wundern, wenn am Stiftungssitz in der Zerninstraße, im ehemaligen Wohnhaus der Stiftungsgründer, noch spät am Abend das Licht brennt. Es ist ein Licht, das zum Wohle Eberstadts scheint.


Hans Erich und Marie Elfriede Dotter-Stiftung

Zerninstraße 10, 64297 Darmstadt-Eberstadt

Tel.: 06151 / 1369550, E-Mail: kontakt@dotter-stiftung.de

dotter-stiftung.de
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