Mission Leben betreut ab Januar jugendliche Flüchtlinge in Darmstadt

Studentische Hilfskräfte und Fachkräfte für neue Einrichtung gesucht

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© Klaus Mai

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Immer mehr Jugendliche kommen ohne ihre Eltern nach Deutschland. Einige von ihnen sind ohne ihre Eltern geflüchtet, andere haben sie auf der Flucht verloren. Das gemeinnützige und diakonische Unternehmen Mission Leben übernimmt ab Januar die Betreuung von 38 unbegleiteten minderjährigen Kindern und Jugendlichen in einer neuen Einrichtung der Stadt Darmstadt. Für ihre Begleitung und Betreuung werden noch studentische Hilfskräfte, Einsteiger und Fachkräfte gesucht. Der zukünftige Leiter der Flüchtlingseinrichtung, Joachim Beck, erzählt im Interview mit FRIZZ, wie es zu dem Projekt kam, berichtet über seine persönlichen Erfahrungen und erklärt, welche Voraussetzungen die Bewerber mitbringen sollten.

FRIZZ: Wie kam es zu dem Projekt?

Joachim Beck: Die Stadt Darmstadt hat von Mission Leben das ehemalige Altenpflegeheim im Schiebelhuthweg gekauft. Das Jugendamt der Stadt fragte uns nun, ob wir dort in einer neuen städtischen Einrichtung jugendliche Flüchtlinge betreuen könnten. Wir arbeiten seit 60 Jahren in der Jugendhilfe und betreuen in anderen Städten bereits junge Flüchtlinge. So haben wir diese Aufgabe im Jugendhilfe Team Darmstadt als Träger übernommen und sind für die Versorgung der Jugendlichen und deren pädagogische Betreuung zuständig.

FRIZZ: Wer wird in der Einrichtung betreut?

Joachim Beck: Viele der Jugendlichen sind erst kürzlich in Deutschland angekommen und stammen hauptsächlich aus Afghanistan. Sie sind zwischen 13 und 17 Jahren alt. Von den Jugendlichen, die alleine geflüchtet sind, können zum Glück viele Englisch.

FRIZZ: Wie läuft ein Tag in so einer Einrichtung ab?

Joachim Beck: Es wird gefrühstückt, dann besuchen die Jugendlichen Deutschkurse und kommen zum Mittagessen zurück in die Einrichtung. Anfangs wird das Essen von einem Caterer geliefert, auf Dauer soll aber auch gemeinsam gekocht werden. Am Nachmittag werden sie pädagogisch betreut, treiben Sport oder besuchen kulturelle Einrichtungen. Mit Fußball- und Schwimmvereinen laufen derzeit schon Gespräche über eine Zusammenarbeit. Die Jugendlichen sollen Darmstadt erkunden und das Leben in Deutschland kennen lernen. Die Jugendlichen werden in der Einrichtung im Team rund um die Uhr betreut.

FRIZZ: Derzeit sind Sie ja Teamleiter des Betreuten Wohnens für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Offenbach. Welche Erfahrungen haben Sie bisher mit den Flüchtlingen gemacht?

Joachim Beck: Die Jugendlichen sind unglaublich lernbegierig und dankbar. Sie wollen schnell Deutsch lernen, die Schule besuchen. Ich kenne niemanden, der nicht Deutsch lernen will. Wir werden nach dem Besuch der Deutschkurse geeignete Schulen suchen, damit die Jugendlichen mindestens einen Hauptschulabschluss erlangen können.

FRIZZ: Mit welchen Problemen werden Sie konfrontiert?

Joachim Beck: Zum einen sind dies kulturelle Unterschiede, zum anderen natürlich die Sprache. So schnell wie möglich besuchen die Jugendlichen Deutschkurse, und wir vermitteln ihnen Umgangsformen wie „Danke“ und „Bitte“ sagen. Es ist sehr wichtig, ihnen unser Wertesystem zu erklären. Wir müssen zum Beispiel deutlich machen, dass Frauen hier in Deutschland gleichberechtigt sind. Wir machen aber zum Glück die Erfahrung, dass sich das Frauenbild schon in kurzer Zeit positiv verändern lässt.

FRIZZ: Sie sprachen davon, dass Sie bei der Betreuung der Minderjährigen Unterstützung brauchen.

Joachim Beck: Gesucht werden vor allem studentische Hilfskräfte für die Nachmittagsbetreuung, Quereinsteiger, Berufseinsteiger im pädagogischen Bereich und Fachkräfte mit längerer Berufserfahrung.

FRIZZ: Was müssen die BewerberInnen mitbringen?

Joachim Beck: Sie sollten offen für andere Kulturen sein, selbstbewusst auftreten, belastbar und durchsetzungsfähig sein. Der Umgang mit Gesetzestexten sollte ihnen vertraut sein, d.h. sie sollten wissen, wo man wichtige Regelungen für Flüchtlinge im Gesetz findet. Kulturelle und sprachliche Kenntnisse der Fluchtländer sind hilfreich. Wenn jemand Arabisch, Dari oder Farsi kann, den nehmen wir mit Kusshand. Am besten eignen sich nach meiner Erfahrung Sozialpädagogik-Studierende. Die Einrichtung ist auch ideal für Berufseinsteiger. Hier kann man sich ausprobieren, da immer begleitend eine erfahrene Fachkraft anwesend sein wird.

FRIZZ: Was bietet Mission Leben den BewerberInnen?

Joachim Beck: Voll- und Teilzeitstellen - auch Praktika werden angeboten. Angehende ErzieherInnen, HeilerziehungspflegerInnen oder pädagogische Fachkräfte können bei Mission Leben ihr Anerkennungsjahr absolvieren. Derzeit entwickeln wir noch ein Fortbildungskonzept speziell für diese Einrichtung.

FRIZZ: Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für die neue Einrichtung.

www.mission-leben.de/fluechtlinge

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