Ein Stadtteil in den besten Jahren

Kranichstein feiert 50-jähriges Jubiläum

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©Nils Jockel

Einen „Stadtteil mit Ecken und Kanten” hat Oberbürgermeister Jochen Partsch den Jubiläumsstadtteil Kranichstein genannt. Dem kann ich nur zustimmen. Auch für mich ist Kranichstein ein Stadtteil, der herausfordert und in dem es nie langweilig wird.

Hier zu leben ist anregend und lehrreich, das ist mein Kranichsteinbild und meine Erfahrung nach fast 40 Jahren. Kranichstein hatte eine wirklich schwere Kindheit und eine Pubertätsphase, die manche Eltern an den Rand der Verzweiflung gebracht hätte. Dennoch ist dieser Stadtteil heute, zur Überraschung vieler, äußerst munter. Er erfreut sich bester Gesundheit, hoher Stabilität und einer sehr guten Stimmung. Kranichstein 2018 ist weltoffen und international, urban und grün, modern und bunt, experimentell und ökologisch, sozial und generationenorientiert.

Vor allen aber wegen seiner hohe Wohnund Lebensqualität, eingebunden in Wald und Natur, bei kurzen Verbindungen zur Stadt und dem Großraum Rhein-Main, wird das Geburtstagskind außerordentlich geschätzt - ganz besonders von denen, die in diesem Stadtteil leben. Das sind nicht mehr nur junge Familien mit Kindern, auch die ältere Generation hat längst die Vorzüge des Lebens in Kranichstein entdeckt. Keine Wohnung steht leer, kein Baugrundstück ist zu haben, nur selten wird mal eine Wohnung oder ein Haus verkauft. Wer einmal in Kranichstein angekommen ist, will nicht mehr weg, und wer hinein will, braucht Glück, Geduld und Geld. Auch das ist Kranichstein 2018.

Umso erstaunlicher ist es, dass das Bild dieses Stadtteils, vor allem bei Menschen, die außerhalb leben, immer noch widersprüchliche ist und zwiespältige Reaktionen hervorruft. Viele, vor allem Bewohner*innen und Akteure aus ähnlichen Satellitenstädten der 60er und 70er Jahren fragen uns oft, wie wir das hinbekommen haben - eine Frage, die uns Kranichsteiner*innen gar nicht so sehr beschäftigt. Wir wissen, was bedeutenden Anteil an dieser Entwicklung hatte und noch hat: ein traditionell hohes Engagement der hier lebenden Menschen, eine sehr enge und wirkungsvolle Vernetzung der Einrichtungen und Institutionen und eine mittlerweile ausgesprochen gut entwickelte vielfältige Infrastruktur.

Natürlich spielt die tolle Lage inmitten einer schönen Seenlandschaft, großen Grünflä- chen und vielen Freizeit- und Sportmöglichkeiten eine Rolle. Entscheidend für uns, die Menschen, die hier leben und arbeiten, die sich um den Stadtteil kümmern und die viel miteinander unternehmen, ist aber, dass es in Kranichstein spürbar immer besser geworden ist. Jeglicher Anflug von schlechtem Ruf ist in keiner Weise mehr gerechtfertigt. Das belegen eindrucksvoll die Bürgerbefragungen der Stadt Darmstadt in den letzten Jahren, in denen Kranichstein in vielen zentralen Bereichen sehr hohe Werte erreicht hat.

Kranichstein hat sich vorbildlich auf ver- änderte gesellschaftliche und demografische Anforderungen eingestellt. Generationengerechte Wohnprojekte, Initiativen, die sich darum bemühen, das Verbleiben im Stadtteil auch im Alter und bei Hilfebedarf zu ermöglichen finden große Resonanz. Dass Kranichstein ein Herz für Kinder und Jugendliche hat, ist sowieso nichts Neues. Dass es hier ein sehr gut ausgebautes Versorgungssystem mit Krippen, Kindertagesstätten und Kinderhorten, Jugendhäusern, sowie einer betreuenden Grundschule gibt, war lange Jahre nicht selbstverständlich. Dass eine hervorragend funktionierende Grundschule und die Integrierte Gesamtschule gemeinsam mit den Betreuungseinrichtungen eine hohe Verantwortung für die nachwachsende Generation übernehmen, wird über Kranichstein hinaus sehr anerkannt.

Auch wenn die Strukturen eines gewachsenen Dorfes fehlen, es fehlt nicht am gemeinsamen Lebensgefühl: Der engagierte Förderverein hat tatkräftig die Organisation des Stadtteilgeburtstages in die Hand genommen, veranstaltet Flohmärkte, das große jährliche Internationale Fest „Bunte Wiese“, den Kranichsteiner Abend mit der jährlichen Verleihung des Stadtteilpreises „Goldener Kranich“, den Weihnachtsmarkt und viele weitere Aktivitäten - in guter Kooperation mit den Sportvereinen, dem Gewerbeverein und vielen anderen Akteuren im Stadtteil. Denn, von Nichts kommt Nichts.

Kontakt: jubi50@foerderverein-kranichstein.de

Mehr Infos unter:

www.jubi50-kranichstein.de

heribert_varelmann.info

*1953 in Norddeutschland, seit 1979 als Sozialarbeiter in Kranichstein tätig, wohnt seit 1983 mit seiner Familie in Kranichstein, wo seine drei Kinder aufgewachsen sind. Seit über 25 Jahren Organisator und Moderator der Stadtteilrunde Kranichstein und seit 2015 Vorsitzender des Fördervereins Kranichstein e.V..

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