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Ein Aufruf zu mehr Achtsamkeit

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Das Land ist durch einen neuartigen Virus lahmgelegt und auf einmal scheinen viele Menschen zu lernen, worauf es im Leben wirklich ankommt. Doch wieso braucht es erst eine tödliche Krankheit, um mehr Achtsamkeit in sein Leben zu lassen? Ein Appell für die Zukunft.

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„Hey, könntest du mir helfen, mein Wohnzimmer zu streichen?“ Diese Nachricht erhalte ich von einem guten Freund, der während der Corona-Krise angefangen hat, seine Wohnung zu renovieren. Klar, gibt ja gerade sonst nicht viel zu tun, aber wieso braucht es eine solche Ausnahmesituation, damit wir lang geplante Projekte endlich durchziehen? Ich bin nicht frei davon. Seit über zwei Jahren will ich nun schon meinen alten Kleiderschrank loswerden und ersetzen. Mehr als zwei Jahre, in denen ich genug Zeit gehabt hätte. Aber nein, wie mein Freund mit seiner Wohnung, brauchte ich erst diese Krise zum Anstoß der Umgestaltung meines Zimmers.

Seitdem mir das klar geworden ist, denke ich viel darüber nach, was die aktuelle Lage mit uns macht und wie sie uns nachhaltig verändert. Immer wieder taucht dabei der Begriff Achtsamkeit auf. Er beschreibt das Leben im Hier und Jetzt. Achtsamkeit ist außerdem seit einiger Zeit zu einem Trendbegriff geworden. Jede*r möchte auf einmal etwas achtsamer durchs Leben gehen, das Ich im Moment spüren. Am Ende steht dann aber doch wieder die Arbeit, die Uni oder die Ausbildung an erster Stelle. Noch schnell um 22 Uhr die neue Mail gecheckt. Um 21 Uhr den Anruf von der Chefin entgegengenommen. Sich nicht krankschreiben lassen, weil das ja auf der Arbeit schlecht ankommt.

Durch Corona können viele von uns nicht so arbeiten wie vorher. Wir sitzen zu Hause mit unserer Langeweile und werden schon fast gezwungen, uns mehr mit uns selbst auseinanderzusetzen. Und auf einmal widmen wir uns wieder Projekten, die uns am Herzen liegen, die wir aufgrund von Alltagsstress verdrängt und ignoriert haben. Klar brauchen wir für manche dieser Projekte Geld. Geld, das wir durch Arbeit verdienen. Aber diese Arbeit und dieses Geld sollten nicht vor unserem eigenen Wohlbefinden stehen.

Vielleicht ist eine Lehre aus der ganzen Krise, dass wir in Zukunft solche Herzensprojekte – egal ob den Garten bepflanzen, das Zimmer umräumen oder die Wohnung renovieren – nicht bis zur nächsten Ausnahmesituation vor uns herschieben. Wir sollten öfter mal auf die Bremse treten, uns daran erinnern, wie sehr uns diese Projekte geholfen haben, und ihnen zukünftig mehr Zeit einräumen.
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