„Freiheit ist das höchste Gut!”

Wildtiere gehören nach draußen, sobald sie sich um sich selbst kümmern können.

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©Klaus Mai

Lisa Stallzus leitet das Tier- und Naturschutzprojekt „Die Feder“ in Kooperation mit dem Tierheim Darmstadt und versorgt vor allem Wildvögel, Christian Zentgraf ist Tierarzt und Leiter des Tierheims.Wir sprachen mit beiden über ihr Wildtier-Projekt.

FRIZZmag: Frau Stallzus, wie lange arbeiten Sie schon mit Wildtieren?

Vor elf Jahren habe ich mit Wildtieren angefangen, als ich einen Vogel gefunden habe, der Hilfe brauchte. Seitdem pflege ich ehrenamtlich Wildtiere, aktuell kümmere ich mich um alles, was fliegt – Singvögel (insbesondere Rabenvögel), Greifvögel, Mauersegler. Ich habe eine Ausbildung zur Tierheilpraktikerin, habe sehr viel gelesen, mich mit vielen ausgetauscht und besuche Seminare.

Was ist bei den Wildtieren anders als bei Haustieren?

Stallzus: Für die Pflege von Wildtieren braucht man sehr viel Sachkunde. Erst muss die Tierart bestimmt werden. Vorher wird nichts gefüttert – nicht ein Körnchen! Und das Futter bekommen die Tiere nie direkt aus der Hand. Ich kann ein Wildtier nicht dauerhaft in der Voliere halten. Sie gehören einfach nach draußen, sobald sie wieder in der Lage sind, sich um sich selbst zu kümmern. Meine Wildtiere haben keine Namen und ich spreche auch nicht mit ihnen. Rabe Ole (s. Foto) ist eine Ausnahme, er wurde mir bereits handzahm gebracht. 

Wenn Wildtiere zu Hause aufgezogen worden sind, können sie wieder in die Freiheit entlassen werden?

Zentgraf: Bei Rabenvögeln ist es praktisch unmöglich, denn sie lernen nur von ihren Eltern alles Wichtige, z.B., was Feinde sind. Meist haben sie ein kurzes Leben, wenn man sie nach draußen lässt, weil sie von Katzen oder Hunden geschnappt werden.

Stallzus: Bei Rabenvögeln kommt dazu, dass man sie sehr auf Menschen prägen kann, sodass sie keine Scheu mehr haben. Daraus wird dann ein Vogel, der nicht weiß, dass er ein Vogel ist und daher Menschen anfliegen würde. Deshalb gibt es vom Gesetzgeber Restriktionen, man darf Rabenvögel nur in Gesellschaft aufziehen.

Was empfehlen Sie Menschen, die draußen verletzte Vögel finden?

Zentgraf: Die Leute sollten beim Tierheim anrufen, bevor sie etwas füttern oder zu trinken geben. Selbst Wasser kann für junge Vögel tödlich sein. Also, bei einem verletzten oder bewusstlosen Tier, bitte nur sichern und uns melden

Welche Fehler machen Menschen häufig, wenn sie Wildtiere einsammeln?

Stallzus: Zu Scharen werden Amseln und Krähen vermeintlich „gerettet“, weil sie über den Boden hüpfen und noch nicht fliegen können. Das ist in der Ästlingsphase aber völlig normal und sie haben Eltern, die sie versorgen. Leider werden auch im Internet viele falsche Informationen verbreitet. Wir Stationen versuchen mit Flyern oder auf unseren Websites sachgerecht zu informieren und gehen dazu Kooperationen ein z.B. mit dem NABU – Naturschutzbund Deutschland.

Was ist für Sie das Schönste an Ihrer Arbeit?

Stallzus: Die Auswilderung. Dazu muss alles stimmen: das Wetter, das Gewicht und dann muss alles ganz schnell gehen. Am schönsten ist die Auswilderung mit den Mauerseglern. Sie sind schwer zu pflegen, sehr eigen, aber es ist ist unfassbar schön, wenn sie starten. Dann stehe ich draußen und oft kommen mir die Tränen.

Spendenkonto:

Bankverbindung TSV Darmstadt:

IBAN: DE10 5085 0150 0000 5694 53; BIC: HELADEF1DAS

Kennwort: „Die Feder“

Tierschutzverein und Tierheim Darmstadt und Umgebung e.V

Alter Griesheimer Weg 199, Darmstadt

Mehr Infos unter:

www.tsv-darmstadt.de

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