Eine neue Generation

Marc Thamm leitet seit knapp 6 Jahren die Klaus Thamm GmbH

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© Klaus Mai

2011 übernahm Marc Thamm von seinem Vater das Darmstädter Unternehmen Klaus Thamm GmbH mit 170 Mitarbeitenden. Im Interview mit Martina Noltemeier erzählt Marc Thamm, wie er seinen Weg als Jungunternehmer zwischen Tradition und Moderne gefunden hat...

In den 1960er Jahren beobachtete Klaus Thamm, wie seine Nachbarn morgens in Hut und Lodenmantel vor der Arbeit Schnee schippten – ein sehr mühsames Geschäft! Da kam ihm die zündende Geschäftsidee: eine Firma, die Schneeräumung und Winterdienst für Wohnungseigentümer, Wohnbaugesellschaften sowie Geschäftsliegenschaften anbietet. Inzwischen gibt es die Klaus Thamm GmbH seit über 50 Jahren und sie hat ihr Angebot auf verschiedene Geschäftszweige ausgeweitet. 1971 kamen Vermögensverwaltung – die Entwicklung von Wohn- und Geschäftsimmobilien hinzu, ab den 1990er Jahren investierte man in Altersheime.

Marc Thamm übernahm 2011 die Thamm Gruppe. „Es war ein Glück, dass ich die Firma meines Vaters übernehmen konnte, die er viele Jahre aufgebaut und mit viel Engagement betrieben hat, dafür zolle ich ihm Respekt“. Gleichzeitig wollte er einen eigenen Stil entwickeln und seine Ideen einbringen. Das ist vor allem das Voranbringen der Schneeräumung. Außerdem wurde Leipzig als neuer Standort für Immobilien ins Auge gefasst und zwei Mehrfamilienhäuser mit 24 Wohneinheiten erworben. „Die Übernahme war kein klarer, kalter Schnitt, ich telefoniere noch heute sehr oft mit meinem Vater. Ich glaube, wir haben hier einen guten Weg gefunden. Die Übergabe verlief gut, ich war viel vor Ort präsent, sodass mich alle Mitarbeiter ausreichend einmal gesehen und kennen gelernt haben“. 

Aus einer anderen Welt

Eigentlich kommt er aus einer „anderen Welt“, so Marc Thamm, er ist in Zürich aufgewachsen, wo er heute noch wohnt, hat in Bad Homburg an einer Business School Wirtschaftswissenschaften studiert. Hier interessierte ihn vor allem die Möglichkeit, in verschiedenen Sprachen zu studieren und ein Praktikum im Ausland zu absolvieren. Während des Auslandsjahres des Studiums, arbeitete er in Paris, anschließend zog es den Betriebswirt in die Welt der Banken. „Ich dachte, ich werde Banker“. Es folgten fünf Jahre in einer international führenden Privatbank in Zürich, wo er der Jüngste im Team war und verschiedene Führungsstile kennenlernte. 

2011 übernahm er die Klaus Thamm GmbH von seinem inzwischen 76-jährigen Vater. „Das erste Jahr war sehr unruhig, da ich mir in allen Bereichen viel Wissen aneignen musste. Inzwischen habe ich das Unternehmen gut kennengelernt und kann in allen Bereichen mitreden.“ Marc Thamm startete als junger Chef mit 170 Mitarbeitenden, 140 alleine hiervon im Seniorenstift Dr. Drexler in Wiesbaden; der Frauenanteil des Unternehmens beträgt rund 85 Prozent. Das Führen eines Unternehmens mit solch unterschiedlichen Geschäftsfeldern wie Seniorenstift, Industriedienste und Vermögensverwaltung/Immobilien, erfordert viel Know How und Geschick, gerade auch im Umgang mit den unterschiedlichen Ansprechpartnern und Mitarbeitenden; von der Pflegekraft über den Fahrer eines Schneeräumfahrzeuges bis hin zu Verwaltern von Rentenfonds. Seit 2011 ist er Mitglied bei den Wirtschaftsjunioren Darmstadt e.V..

„Ich möchte als junger Mensch und Unternehmer mit gutem Beispiel voran gehen“

Sein Erfolgsrezept ist dabei sicherlich seine offene Art. In der ersten Zeit hat er sich persönlich mit den Mitarbeitenden unterhalten und ihnen gut zugehört. Vor allem der Seniorenstift Dr. Drexler (Foto links) war diffizil – der Alten- und Pflegeheimbereich ist „ein riesen Thema“ – von der medizinischen bis zur menschlichen Komponente. „Mein Vater hat das Seniorenstift Dr. Drexler vor fast 20 Jahren mit dem Anspruch übernommen, den Bewohnern eine würdige, anregend-gesellige dritte Lebensphase zu ermöglichen. Ich werde diesen Anspruch aufnehmen und mit modernen Mitteln weiterführen“, erklärt der 34-Jährige. 

Er hat dort sogar probeweise als Altenpfleger gearbeitet, um die Arbeit besser beurteilen zu können. Und er ist auch ein Mensch, der anderen eine Chance gibt: ob mit oder ohne deutschen Pass, ob Wiedereinsteigerinnen nach einer Familienpause – wer ausreichend Deutsch spricht und die richtige Arbeitseinstellung hat, erhält die Gelegenheit, sich zu beweisen. Demnächst beginnt beispielsweise eine Frau aus Eritrea als Praktikantin im Seniorenstift Dr. Drexler.

Auch von den Einsatzleitern des Winterdienstes hat er sich alles erklären und die Fahrzeuge zeigen lassen. Im Bereich Winterdienst und Schneeräumung arbeiten heute bis zu 30 Mitarbeitende, der Fuhrpark besteht aus 11 Fahrzeugen. Jedes zu betreuende Objekt wird individuell begutachtet und von Hand ausgemessen – gibt es eine Hecke, auf die geachtet werden muss, einen Carport, ist jemand mit einem Rollator unterwegs? Bereits im August werden die Vorbereitungen für den Winter getroffen. Die Planung der Routen erfordert ein hohes logistisches Geschick. 

Neue Wege

Ein Firmenwechsel bedeutet auch neue Denkweisen. Marc Thamm hat die Open-Door-Policy eingeführt: Im Dr. Drexler-Seniorenstift stehen die Türen seines Büros meist offen. „So bekomme ich viel mit und kann die Dinge besser einschätzen“. Und auch der Weg zum Chef fällt leichter. Marc Thamm hat es in den fast sechs Jahren seiner Unternehmensführung geschafft, Tradition und Moderne zu verbinden und einen Führungsstil des Respekts und der Offenheit etabliert.

Weitere Infos:

www.thamm-gmbh.de

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