Wer hört mit?

Erfolgversprechendes Forschungsprojekt auf dem Weg zur sicheren und vertrauenswürdigen Telefonie

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© Klaus Mai

Spätestens seit der NSA-Affäre wissen wir alle: Sogar die Kanzlerin wird abgehört. Können wir Vertrauliches ohne weitere Vorsichtsmaßnahme kommunizieren? Vielleicht sind beim Telefonieren Dritte mit von der Partie? Wissenschaftler der Hochschule Darmstadt (h_da) arbeiten zurzeit an dem vielversprechenden Forschungsprojekt „Secure Call Authentication“ (SECCO), das in absehbarer Zeit entspanntere Aussichten für sicheres mobiles Telefonieren  verspricht. 

Kreatives Chaos empfängt den Besucher im Arbeitszimmer der Gründer und Softwareentwickler Torsten Wiens, Andreas Plies und Robin Acker. Mit hektischer Betriebsamkeit trifft das Forscherteam letzte Vorbereitungen für die Präsentation von SECCO am Gemeinschaftsstand hessischer Hochschulen auf der CeBIT in Hannover. 

„Aktuell gibt es“, so der fachliche Mentor Michael Massoth, Professor der Informatik an der h_da, „auf dem Markt keine Konkurrenz für die Software SECCO. Verschlüsselte Telefonie, ja, aber die innovative Idee unseres Produkts ist, dass zusätzlich auch ein sicherer Datenkanal für die gegenseitige Authentifizierung der Anrufer genutzt wird“.

Und so funktioniert SECCO: Speziell für Smartphones entwickelt, gewährleistet die Software einen zuverlässigen und gegenseitigen Identitätsnachweis per Telefon. Die Technik nutzt die elektronische Identitätsfunktion (eID) des neuen Personalausweises, mit der sich die Gesprächsteilnehmer gegenseitig identifizieren. Das Auslesen der eID erfolgt drahtlos und verschlüsselt über eine Schnittstelle im Smartphone.

Die Zukunftsaussichten für den Endnutzer? Mit dem neuen Personalausweis als Identitätsnachweis, einem modernen Smartphone und einer kostenlosen App können wir viele Geschäftsabläufe sicher und vertrauenswürdig sowie nutzerfreundlich und schnell abwickeln – zunächst bei rechtsverbindlichen Geschäfts- und Verwaltungsprozessen. Damit entfallen lange Wege zur Bank und viele zeitraubende Behördengänge.

SECCO erhält aktuell eine Förderung über das EXIST-Forschungstransfer-Programm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWI). Das Programm unterstützt herausragende forschungsbasierte Gründungsvorhaben. Für SECCO erhält das Gründerteam eine Fördersumme von 480.000 Euro. Auf dem Programm stehen die Produktreife von SECCO, die Gründung eines Unternehmens und die Aufnahme der Geschäftstätigkeit. Dazu hat das Darmstädter Forscherteam 18 Monate Zeit. 

Bis zur Förderungswürdigkeit durch das BMWI musste das Team einige Hürden nehmen. Gestartet sind die SECCO-Arbeiten als gefördertes LOEWE-KMU-Verbundprojekt „Trusted Telephony – Universal Call Authentication“ unter der Leitung von Michael Massoth. Eine Auszeichnung erhielt das Forscherteam für seinen Businessplan bereits 2013 mit einem Hauptpreis beim „IKT Innovativ“, dem Gründerwettbewerb des Bundeswirtschaftsministeriums. Der Preis geht an erfolgversprechende Gründungsideen in der Informations- und Kommunikationstechnik. 

Das Gründer-Kleeblatt ist zuversichtlich, die Herausforderungen der kommenden 18 Monate zu bewältigen.

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