Bürgerschloss oder Fürstenresidenz?

Generalsanierung des Darmstädter Residenzschlosses – Abschluss für 2020 geplant

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© Nikolaus Heiss

Es ist nichts Ungewöhnliches. Etliche Universitäten haben ihren Hauptsitz in einem Schloss. Das ehemalige Welfenschloss in Hannover ist Zentrum der Leibniz-Universität. Das Mannheimer Schloss, nur eine knappe Zeitspanne Residenz der Pfälzer Kurfürsten, wird überwiegend von der Universität Mannheim genutzt. Auch das Darmstädter Schloss, in das 2020 das Präsidium der TU Darmstadt einziehen wird, war nur kurz Residenz der hessen-darmstädtischen Landgrafen. Mit der überwiegenden Nutzung des Ensembles durch Wissenschaft und Kultur spielt das Schloss als Identifikationsort in der Stadtmitte eine zentrale Rolle.

Großbauprojekte haben es in sich. Vor allem ist eine Grundsanierung historischer Gebäude mit vielen Unwägbarkeiten und mitunter auch Überraschungen verbunden, die eine Fertigstellung hinauszögern können. Das zeigt auch das Darmstädter Schloss. Seit den 90er-Jahren zählt das Schloss zu den Liegenschaften der TU Darmstadt. Im Rahmen ihrer Autonomie in Grundstücks- und Bauangelegenheiten ist die Universität seit 2005 auch „Schlossherrin“.

Der Startschuss für die Generalsanierung erfolgte allerdings erst 2013 nach dem kompletten Umzug der Universitäts- und Landesbilbliothek (ULB) in das 2012 fertig gestellte Bibliotheksgebäude im Herzen des Campus Stadtmitte.

Nach drei Jahren Bauzeit bilanzieren Dr. Manfred Efinger, Kanzler der TU, und Edgar Dingeldein, Leiter des Dezernats Baumanagement und Technischer Betrieb.

Mit Bedauern konstatiert die TU die nicht unerhebliche Verzögerung der Sanierungsarbeiten, mit deren Abschluss erst im Laufe des Jahres 2020 – statt wie ursprünglich geplant 2016 – zu rechnen ist. Gründe dafür liegen in der Zusammenarbeit mit dem mit der Generalplanung beauftragten externen Büro. Daraus zog die TU Konsequenzen und änderte die Organisationsstruktur der Generalbauplanung.

Ein summarischer Rückblick auf bereits durchgeführte Maßnahmen, die aktuelle Situation und ein Ausblick auf noch anstehende Vorhaben geben nur eine vage Vorstellung der Ausmaße des üppigen Sanierungspakets.

Nach umfangreicher und aufwendiger Gründungsinstandsetzung steht das Schloss jetzt wieder auf sicheren Füßen. Das Wallhaus ist fertig gestellt, die Wallbrücke saniert und der Ostbereich des Schlossgrabens ist als öffentliche Grünanlage zugänglich. Die Bauarbeiten am Glockenbau sind – außer im Bereich des Schlossmuseums – bereits abgeschlossen. Im Herrenbau hat das Deutsche Polen-Institut seit Februar 2016 seinen Platz. Der Schlosskeller ist saniert und präsentiert seit März 2016 wieder ein vielfältiges Programm.

Aktuell laufen die Sanierungsarbeiten in den Räumen des Schlossmuseums im Glockenbau. Die historischen Anlagen auf der Wallanlage (Nord- und Südbastion) sind im Werden und bieten nach Abschluss mit der dortigen Sommergastronomie ein charmantes, für die Öffentlichkeit zugängliches Ensemble.  

Mit den folgenden Schritten stehen Bauarbeiten am De-La-Fosse-Bau sowie die Wiederherstellung des Schlossgrabens auf der westlichen Seite zwischen Wallbrücke und Parforce-Brücke an. Bis zur Wiedereröffnung des gesamten Schlossgartens im Juni 2017 soll auch dieser Gartenabschnitt wieder hergestellt sein.

Meilensteine des letzten Abschnitts und Endspurts zwischen 2017 und 2020 sind Baumaßnahmen an den historischen Gebäudeteilen in Richtung Marktplatz.

Nach Abschluss dieser Arbeiten zieht der Fachbereich Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften (FB2) ein – erstmals unter einem Dach vereint. Ebenso kommt die umfangreiche Bibliothek des Fachbereichs dort unter – als dritter Bibliotheksstandort der TU. Die Gesamtfertigstellung des Westflügels De-la-Fosse-Bau ist für 2020 vorgesehen. Dann ziehen das Präsidium und Teile der Verwaltung dort ein. Der lange herbeigesehnte, ungehinderte Durchgang vom Marktplatz durch die Schlosshöfe zum Karolinenplatz ist 2020 wieder möglich.

Eine Frage, die man immer wieder hört, ist die nach der Einbeziehung der Schlosshöfe beim Heinerfest oder Weihnachtsmarkt: So, wie es früher war. Grundsätzlich wird auch die Nutzung durch externe Veranstalter in Betracht gezogen, die heute jedoch unter veränderten Rahmenbedingungen und Auflagen stattfinden muss. Brandschutzbestimmungen und allgemeine Sicherheitsvorschriften stecken die vertraglichen Rahmenbedingungen ab.

Ungeklärt ist die weitere Existenz des Keller-Klubs im Schloss. Hier laufen die Verhandlungen noch. Der Keller-Klub ist seit den 50er-Jahren fester Bestandteil der Darmstädter Kulturlandschaft. Im Sinne einer kulturellen Vielfalt wäre zu wünschen, dass die Verhandlungen zu einem positiven Ergebnis führen, und das Schloss weiterhin Domizil für den Keller-Klub bleibt.  

Weitere Infos:

www.tu-darmstadt.de

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