Ein offenes Haus der Demenz

Das »Memory-Haus«. Zukunftsprojekt des DemenzForumDarmstadt

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Demenzerkrankungen beginnen schleichend, ihr Verlauf ist nicht vorhersehbar. Eine gezielte Prävention z. B. durch Medikamente gibt es nicht. Daher ist eine möglichst frühe Diagnose entscheidend. Unspezifische Vorbeugung ist im fortschreitenden Alter in jedem Fall hilfreich: Bewegung an der frischen Luft, Training geistiger Fähigkeiten, die Pflege sozialer Kontakte und Aktivitäten sowie eine gesunde Ernährung.

Bundesweit sind derzeit rund 1,8 Millionen Menschen an Demenz erkrankt. Die Tendenz ist steigend. Dank guter medizinischer Versorgung werden die Menschen immer älter. Das ist einerseits erfreulich, andererseits ist das fortschreitende Alter auch einer der wichtigsten Risikofaktoren für eine Demenzerkrankung. In Darmstadt leben rund 3.000 Demenzerkrankte, die größtenteils in der Familie oder von ihren Partnern versorgt werden. Das geht oftmals an körperliche, geistige und emotionale Grenzen. Deshalb brauchen die Erkrankten und ihre Angehörigen Unterstützung und Beratung. 

Das DemenzForumDarmstadt e.V. stemmt mit einem Kernteam, der Geschäftsführerin Brigitte Hardt und ihrer Stellvertreterin Tatjana Kießling-Wirth sowie einigen Festangestellten in Teilzeit diese Aufgabe. Dazu gehören auch Koordination und Schulung der 50 Ehrenamtlichen. Kulturprogramm, Gesprächskreise, Spaziergänge, Boule-Spiel und gemeinsame Frühstückstermine sind fester Bestandteil des Programms. Die Beteiligung der Demenzerkrankten an unterschiedlichen Angeboten verschafft auch den Angehörigen, die mit ihrer Fürsorge rund um die Uhr eingespannt sind, etwas Luft zum Durchatmen.

Beratungen für Betroffene und Angehörige müssen, so Brigitte Hardt, individuell vereinbart werden. Das wird sich bedingt ändern, wenn das neue Projekt, das »Memory-Haus« in der Heinheimer Straße 54, im nächsten Jahr bezogen werden kann. Das ehemalige Max-Rieger-Heim für Jugendliche ist derzeit noch im Umbau, wird energetisch ertüchtigt und für die künftige Klientel barriererearm hergerichtet. Das wird den beengten Verhältnissen am momentanen Standort in der Heinheimer Straße 41 ein Ende bereiten und Neues ermöglichen: Zusätzliche Präventionsangebote, ein Mittagstisch, ein Café, offene Beratungsstunden und vieles mehr stehen auf dem Plan. 

©Klaus Mai

Schon beim Betreten des Hauses empfängt den Besucher ein helles Treppenhaus, das Offenheit und Willkommensein signalisiert und Berührungsängste reduziert. Es tut sich eine Zukunft auf, die Raum für zusätzliche Aktionen und mehr Austausch bietet, aber auch zusätzliches Engagement fordert. Kernstück des Hauses ist ein offen zugänglicher Bereich im Erdgeschoss.  Ein großer Raum im Obergeschoss eignet sich als Veranstaltungsraum, um auch die Menschen im Viertel einzubinden, oder den Wunsch des Teams nach Bewegungsangeboten wie zum Beispiel Yoga zu erfüllen. Dort wäre auch an zwei oder drei Nachmittagen in der Woche eine Art Halbtagsbetreuung möglich. 

Wie können Demenzerkrankte möglichst lange in ihrem gewohnten Umfeld bleiben? Hilfe und Orientierung bietet in erster Linie das DemenzForumDarmstadt e.V. Auch die Nachfrage bei weiteren Darmstädter Anlaufstellen kann jedoch hilfreich sein: Pflegestützpunkt Darmstadt, Tagespflegeeinrichtungen (Tageszentren) oder Pflegeheime mit Demenzbereich.

Ein weiterer Mosaikstein in Richtung demenzfreundliche Stadt ist eine Studie der Hochschule Darmstadt. Derzeit ist es eine Bestandsaufnahme mit wissenschaftlichem Blick auf die Stadtquartiere, um einen entsprechenden Bedarf zu ermitteln. In einem gemeinsamen Projekt mit der Hochschule Fulda und der Universität Gießen will die Sozialwissenschaftlerin Jutta Träger (h_da) Vorschläge erarbeiten, wie Demenzpatienten möglichst lange im gewohnten Umfeld bleiben und ihre Familien entlastet werden könnten.

Defizite konnten in Stadtteilbegehungen und Interviews festgemacht werden. Für den richtigen Hilfe-Mix gehören außer medizinischem Personal auch freiwillige Helfer. Ehrenamtliche ermöglichen durch ihre Betreuung im Alltag den Erkrankten Teilhabe am ganz normalen Leben. Die Zusammenarbeit der Wissenschaftler:innen mit dem DemenzForumDarmstadt e.V. ist eng, können die Projektbeteiligten doch hier auf eine Bilanz jahrelanger praktischer Arbeit blicken, erfolgreich Hilfsangebote für Patienten und Angehörige anzubieten und durchzuführen. „Darmstadt hat hier eine Vorreiterrolle“, lobt die Sozialwissenschaftlerin.


DemenzForumDarmstadt e.V.

Heinheimer Straße 41

64289 Darmstadt

Telefon 06151/967996

information@demenzforum-darmstadt.de

www.demenzforum-darmstadt.de

Das DemenzForumDarmstadt e.V. ist die regionale Alzheimer Gesellschaft in Darmstadt und Mitglied der Hessischen und Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V.

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