ExoMars: Kurs auf den Roten Planeten

Raumsonde Schiaparelli landet unsanft auf dem Mars.

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© ESA-Stephan Corvaja

Wo kommt das Leben her? Ist es nur auf der Erde entstanden? Welche Bedeutung hat der Mars im Hinblick auf die Entstehung und Verbreitung des Lebens in unserem Sonnensystem? ExoMars, gemeinsames Projekt der Europäischen Weltraumorganisation ESA und der russischen Weltraumbehörde Roskosmos, soll auf diese und weitere Fragen Antworten geben.

Nach einer Dauer von sieben Monaten und einer Entfernung von rund 500 Millionen Kilometern erreicht die europäisch-russische Raumsonde TGO (Trace Gas Orbiter) ihr Ziel. Der TGO umkreist künftig den Mars auf einer Umlaufbahn in rund 400 Kilometern Höhe und soll die Atmosphäre nach Hinweisen auf existierendes oder ehemaliges Leben untersuchen. Im Gepäck mit führt der TGO seit dem Start im März die Landeeinheit Schiaparelli. Drei Tage vor der geplanten Landung am 19. Oktober wurde Schiaparelli 900.000 Kilometer vom Mars entfernt erfolgreich abgekoppelt und nahm den Weg in Richtung Planet auf.

Das letzte Stück der Reise ist ein technisch hochkompliziertes Manöver, das nach Millisekunden-genauer Präzision ablaufen muss. Um das Tempo des Landers auf seinem rasanten Weg durch die Marsatmosphäre zu reduzieren und eine weiche Landung zu ermöglichen, ist Schiaparelli mit Fallschirmen und Landetriebwerken ausgerüstet. Die Sonde soll vor allem Aufschluss über Landemanöver auf dem Mars geben. Dieser Testlauf ist wichtig für den zweiten Teil der ExoMars-Mission: 2020 ist die Landung eines Rovers auf dem Planeten geplant, der die Marsoberfläche genau unter die Lupe nimmt.

19. Oktober: Live-Übertragung aus dem Hauptkontrollraum des Europäischen Raumfahrtkontrollzentrums ESOC in das Maschinenhaus der TU, um die spektakuläre Landung von Schiaparelli miterleben zu können. Zum angekündigten Zeitpunkt wird es im voll besetzten Hörsaal still, alle warten mit Spannung auf das Funksignal. Die eingeblendeten Radiosignale um 18:37 Uhr sehen vielversprechend aus.  Kurzfristiger Jubel im Kontrollzentrum, der aber schnell versiegte. Ein Funksignal von Schiaparelli blieb aus.

Wie sich später herausstellte, schlug die Sonde mit viel zu hoher Geschwindigkeit auf. Die ESA-Wissenschaftler gehen derzeit davon aus, dass der Fallschirm zwar seinen vorgesehenen Dienst erfüllt hat, Schiaparelli aber nach vorzeitigem Abschalten der Landetriebwerke aus einer Höhe von rund drei Kilometern mit einer Geschwindigkeit von mehr als 300 Kilometern pro Stunde ungebremst auf der Marsoberfläche aufgeschlagen ist.

Auch wenn der allerletzte Schritt – eine weiche Landung auf dem Mars und der Funkkontakt zur Erde - nicht geklappt hat wie geplant, zeigt das Projekt ExoMars in der ersten Phase erfolgreiche Ergebnisse, wie ESA-Chef Jan Wörner in einer Pressekonferenz am nächsten Tag betonte. Der TGO ist auf der vorgesehenen Umlaufbahn unterwegs und kann die Wissenschaftler mit Daten versorgen. Das Landemodul Schiaparelli war mit Sensoren ausgestattet und konnte bis zu seiner unsanften Landung wichtige Daten zum Landemanöver liefern. Beide Faktoren sind notwendige Voraussetzung für den Einstieg in Phase zwei der ExoMars-Mission. 

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