Gentechnikfrei, regional und nachhaltig

Sojaanbau auf dem Hof Niedergewann im Hessischen Ried

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@Klaus Mai

Wer kennt ihn nicht? Regelmäßige Marktgänger schätzen die frischen Produkte aus der Region von Wolfgang Dörr, die man auf dem Riegerplatz oder in der Orangerie kaufen kann. Der Hof Niedergewann, mittlerweile von Dörr und Sohn Matthias geführt, liegt in Trebur im Hessischen Ried, das mit seinem milden Klima beste Voraussetzungen für die Landwirtschaft bietet. Auch wenn damit zusätzliche Arbeit verbunden ist, sind Vater und Sohn stets Neuem gegenüber aufgeschlossen. Der Sojaanbau ist für den Betrieb relativ neu. Er garantiert ein gentechnikfreies und gehaltvolles Eiweißfutter für die Legehennen. Die Eier gehören zum reichhaltigen Angebot des Familienbetriebs.

Es ist Mittagszeit. Wir sitzen im Eiscafé am Riegerplatz. Der Marktstand mitsamt Ware ist zur Abreise verstaut. Wolfgang Dörr genießt sein Eis und meint: „Es ist die einzige halbe Stunde am Tag, in der ich mir eine Auszeit gönne“. Wer ihm zuhört und dabei das schalkhafte Leuchten in seinen Augen bemerkt, weiß sofort, dass er seinen Beruf liebt, auch wenn er ihn schon seit 35 Jahren ausübt. „Es wird nie langweilig“, stetige Anpassung an die klimatischen Bedingungen und den Markt erfordern Flexibilität und manchmal Experimentierfreudigkeit. Das zeigt der Anbau der Sojabohne, die seit 2014 auf zehn Hektar produziert wird.

Der Hof Niedergewann ist einer der über ganz Deutschland verteilten Demonstrationsbetriebe im bundesweiten Soja-Netzwerk. Das Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung (BMEL) fördert das Projekt im Rahmen der Eiweißpflanzenstrategie und sorgt für wissenschaftliche Begleitung und den Austausch zwischen Forschung, Beratung und Praxis. Dörrs Devise lautet: Weg vom Import der ausländischen Ware und hin zur Eigenproduktion von gentechnikfreiem hochwertigem Eiweißfutter für die Legehennen. Die Sojabohne war der letzte Bestandteil der Futtermischung aus Weizen, Gerste und Körnermais, der noch nicht auf dem Hof angebaut wurde. 

Wolfgang Dörr bezeichnet das Projekt als „Spielwiese“, die zwar Spaß macht, aber dennoch mit hohem Arbeitsaufwand verbunden ist. Wichtige Aufgabe der Demonstrationsbetriebe ist eine genaue Dokumentation des Anbaus. Nur eine Betrachtung über viele Jahre hinweg kann verlässliche Aussagen bieten, an denen sich auch andere Landwirte orientieren können. Die Rahmenbedingungen wie zum Beispiel das Klima oder die Bodenbeschaffenheit variieren von Jahr zu Jahr, Qualität und Ertrag ebenso. Von der genauen Dokumentation profitieren die Betriebe gegenseitig. 

„Das Kapital und die Produktionsgrundlage der Landwirtschaft ist der Boden“, so Dörr. Er fordert Pflege mit Kenntnis und „viel Fingerspitzengefühl“. Hier wird ein weiterer Vorteil des Sojaanbaus offenkundig. Die Sojabohne zählt zu den Leguminosen (Hülsenfrüchtlern) und enthält nicht nur viel Eiweiß, sondern sorgt auch mit Stickstoffdünger für eine Qualitätsverbesserung des Bodens. Damit hat sie einen hohen Vorfruchtwert für die Folgekulturen.

Die Legehennen mögen es lieber getoastet: Bevor daher die Sojabohne zum Bestandteil der Futtermischung wird, muss sie getoastet werden, um die Bitterstoffe der Frucht zu beseitigen. Eine mobile Toastanlage übernimmt diese Aufgabe, eine Gemeinschaftsanlage, die auch von anderen Landwirten mitgenutzt wird.

„Wir wissen, was drin ist“ meint Wolfgang Dörr und kann damit auf den Bauernmärkten Ware anbieten, die er garantiert von A bis Z unter Kontrolle hat, ein wichtiger Aspekt für den Direktvermarkter, um die Qualität seiner Produkte zu gewährleisten. Das weiß seine Kundschaft zu schätzen.  

Wann und wo?

Familie Dörr ist auf den folgenden Darmstädter Bauernmärkten präsent:

Mittwoch: Riegerplatz (Martinsviertel), 08:00 bis 13:00 Uhr

Freitag: Orangerie, an der Gärtnerei (Bessungen), 14:00 bis 18:00 Uhr  

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