Hundert Jahre Bauhaus

Ambitioniertes Programm zum Bauhausjubiläum

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©Yvonne Tenschert, 2011, Stiftung Bauhaus Dessau


Bauhaus? Das Wissen darüber erschöpft sich allzu häufig in der Vorstellungvon nüchternen Baukuben mit Flachdachin weißer Sachlichkeit. Oder auf die Klassiker des Produktdesigns von Mart Stam, Marcel Breuer und Mies van der Rohe, die bis heute produziert werden.

Das Bauhaus feiert sein Jubiläum mit einem opulenten Programm im In- und Ausland und gibt somit ausreichend Gelegenheit, mehr über die 1919 von Walter Gropius gegründete Weimarer Kunstschule, ihre Netzwerke sowie ihre Auswirkungen zu erfahren. 

Den organisatorischen Rahmen für das Jubiläum setzt der »Bauhaus Verbund 2019«, dem nicht nur die Bauhaus-Institutionen in Weimar, Dessau und Berlin angehören, sondern auch etliche Bundesländer. Die Beteiligung des Bundes, vertreten durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie die Kulturstiftung, macht den Anlass zur Chefsache.

Anlässlich des Jubiläums bekommen die Bauhausstätten Weimar, Dessau und Berlin neue repräsentative Museumsbauten, um ihre sehenswerten Sammlungen präsentieren zu können.

Offizieller Startschuss für das Bauhausjahr 2019 ist im Januar die multi- und interdisziplinär angelegte Auftaktveranstaltung »100 jahre bauhaus - Das Eröffnungsfestival« in der Akademie der Künste in Berlin.


©Pen Magazine, 2010, Stiftung Bauhaus Dessau, Tadashi Okochi


Programmhöhepunkte sind drei große Ausstellungen zur globalen Wirkungsgeschichte des Bauhauses an den drei historischen Bauhaus-Standorten Weimar, Dessau und Berlin sowie eine Welttournee über fünf Kontinente. 

Auch das Land Hessen ist Mitglied im »Bauhaus Verbund 2019« und damit an der Organisation des Bauhausjubiläums beteiligt. Es fördert mit rund 600.000 Euro Projekte an der Hochschule Darmstadt (h_da), der Goethe-Universität Frankfurt am Main und der Universität Kassel. 

Die h_da ist mit vier großen Projekten dabei. Ein Architekturführer »100 Jahre Moderne in Hessen - von der Reichsgründung bis zur Ölkrise« zeigt, dass das Bauhaus nicht alleinige Keimzelle der modernen Architektur ist. Schon vorher gab es zahlreiche Bauprojekte, die mit der Tradition brechen. Der Architekturführer erzählt die tatsächliche Geschichte anhand repräsentativer Gebäude in Hessen. 

Geschichte und Schicksal des Bauhauses sind in vielfältiger Weise mit der Mathildenhöhe in Darmstadt verbunden. Die Ausstellung »Bauhaus im Spiegel der Mathildenhöhe« beleuchtet bisher zum Teil unbeachtete Zusammenhänge und öffnet so einen neuen Blick auf das Bauhaus. 

Die Publikation »Typographie – Bauhaus – Hessen« nimmt die Leser mit auf einen humoristischen Streifzug durch die moderne Typographie, die ebenfalls vom Bauhaus inspiriert wurde.

Das vierte Projekt der h_da trägt den Titel »Bauhaus-Fotografie reloaded – Zur Aktualität des Neuen Sehens in der Gegenwartskunst«. Ausgehend von den kreativen Impulsen der Bauhaus-Fotografie erörtert es die Frage, ob die Neuerungen dieser Zeit auch heute noch zur Weiterentwicklung fotografischer Bildsprachen relevant sind. 

Die Goethe-Universität bietet eine Vortragsreihe, die erstmals auf den besonderen Beitrag Hessens zur Architekturmoderne im 20. Jahrhundert fokussiert. Besonders Frankfurt als intellektuelles Zentrum eigener Überlegungen zur Bauhaus-Bewegung fand bisher kaum Beachtung.

Kassel nimmt den weniger bekannten Bauhausdirektor Hannes Meyer in den Fokus. Ein Highlight des Projekts ist die Rekonstruktion und Herausgabe des Bauhaus-Albums, das Meyer jahrelang entwickelte, aber nie publizierte.

Die Projekte der drei hessischen Hochschulen zeigen, dass das Bauhaus auch in Hessen seine Spuren hinterlassen hat. Gleichzeitig nehmen sie auch die Gelegenheit wahr, die bisherige Sicht auf das Bauhaus und seine aktuelle Relevanz kritisch zu hinterfragen.

bauhaus100.de 
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