Kompetenz rund um die Pflanze

Das Julius Kühn-Institut in Darmstadt steht für biologischen und umweltfreundlichen Pflanzenschutz

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Foto: Sabine Asser-Kaiser | DLR Rheinpfalz

Mit der Bekämpfung des Kartoffelkäfers fing es 1948 an. Spätestens seit den 1970er-Jahren gilt das Darmstädter Institut als Vorreiter in Forschung, Entwicklung und Bewertung von biologischen Pflanzenschutzverfahren. Seit 2008 bekannt unter dem Namen Institut für Biologischen Pflanzenschutz, zählt es zu den Fachinstituten unter dem Dach des Julius Kühn-Instituts, des Bundesforschungsinstituts für Kulturpflanzen. Die Institute sind an mehreren Standorten zu finden und widmen sich unterschiedlichen Forschungsschwerpunkten.   

Die Einfahrt am östlichen Darmstädter Stadtrand kurz vor der Auffahrt auf die B 26 ist leicht zu übersehen. Der anfängliche Waldweg öffnet sich in durchgrüntes Gelände, auf dem etwas versteckt das Gebäude des Instituts für Biologischen Pflanzenschutz des Julius Kühn-Instituts steht. Ein vielen Ortsansässigen unbekanntes Forschungsinstitut, obwohl es als einziges Fachinstitut in Deutschland auf dem Arbeitsgebiet des biologischen und biotechnologischen Pflanzenschutzes tätig ist.

Bei der Entwicklung und Bewertung von biologischen Pflanzenschutzverfahren spielt das Institut eine zentrale Rolle. Rund 25 WissenschaftlerInnen erforschen die Nutzung natürlicher Gegenspieler von Pflanzenkrankheiten und Schädlingen. Als Antagonisten kommen natürlich vorkommende Mikroorganismen und Viren sowie nützliche Insekten, Milben und Nematoden in Frage. Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt des Instituts ist die Entwicklung von Naturstoffen zur Schädlingsbekämpfung sowie die Erforschung von Pflanzenstärkungsmitteln, welche die natürlichen Abwehrkräfte der Pflanzen erhöhen. Die Optimierung bereits vorhandener Methoden mit Blick auf ihre Auswirkungen auf die Umwelt steht ebenfalls auf dem Programm.

Chemie oder Biologie? Im Sinne einer ausgeglichenen Ökobilanz wäre sicherlich die überwiegende Anwendung biologischer Pflanzenschutzverfahren wünschenswert. „Auch langfristig werden wir bei der Schädlingsbekämpfung nicht völlig auf chemische Verfahren verzichten können“, erläutert Prof. Dr. Johannes Jehle, Direktor des Instituts. Es gilt die Devise, biologische Bekämpfung wenn möglich, chemische Verfahren wenn nötig.

Biologische Verfahren haben Vorteile, aber auch Nachteile. Sie greifen in der Regel einen Hauptschädling an, sind ungiftig und umweltfreundlich. Was sich jedoch als ökologischer Vorteil zeigt, hat auch ökonomische Nachteile. Biologische Bekämpfung ist in der Regel teurer, da die Produkte in kleinen Mengen produziert werden und nur kleine Märkte bedienen. Schwierig wird es bei einem komplexen Schädlingsbefall. Dann werden die Kosten für den Landwirt oder den Ökobauern, der zur Anwendung von biologischen Verfahren verpflichtet ist, schnell sehr teuer.

Im kommerziellen Bereich gibt es bereits zwei Segmente, die überwiegend mit biologischem Pflanzenschutz arbeiten. Das sind zum einen Kulturen, die in Gewächshäusern gezogen werden, zum anderen ist es der Weinanbau, den ein Hauptschädling, der Traubenwickler, bedroht. Im Obstanbau ist es der Apfelwickler, der eine komplette Ernte zunichte machen kann. Zur Bekämpfung des Schädlings wird ein auch im Ökoanbau zugelassenes Virus eingesetzt. Auf einem Drittel aller Apfelanbauflächen in Deutschland finden biologische Pflanzenschutzverfahren bereits Anwendung.

Chemische Verfahren enthalten Stoffe mit hohem Wirkungsgrad. Allerdings können Pflanzen dagegen auch resistent werden. Dann sind wiederum biologische Verfahren oft die einzig wirksame Lösung.

Ein Tipp für den geplagten Hausgärtner: Beim Buchsbaumzünsler muss man nicht zur chemischen Keule greifen, biologische Bekämpfung zeigt auch den gewünschten Erfolg. Mit dem Bakterium Bacillus thuringiensis ist der Schädling relativ einfach beherrschbar.

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