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Langjähriger Direktor der ULB Darmstadt in den Ruhestand verabschiedet

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© Thomas Ott, TU Darmstadt

Dr. Hans-Georg Nolte-Fischer geht in den Ruhestand. Er begleitete als Leitender Bibliotheksdirektor fast zwei Jahrzehnte die Geschicke der Universitäts- und Landesbibliothek (ULB) Darmstadt. Gewaltige Herausforderungen seiner Amtszeit waren zwei Bibliotheksneubauten mit dem logistischen Kraftakt der Umzüge des gesamten Bestands und die Tatsache, dass elektronische Systeme und Medien die Bibliothekswelt drastisch veränderten. Sein Nachfolger ist Professor Dr. Thomas Stäcker, bisher Stellvertretender Direktor der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel.

Zu Beginn der Amtszeit des Bibliotheksdirektors im Jahre 1999 war die damalige Hessische Landes- und Hochschulbibliothek – heute Universitäts- und Landesbibliothek (ULB) Darmstadt – mit ihren stetig wachsenden Beständen noch im Darmstädter Residenzschloss beheimatetet. Notorischer Platzmangel und die offensichtliche Sanierungsbedürftigkeit des Baus drängten. Heute präsentiert die TU ihren NutzerInnen zwei neue zentrale Einrichtungen, den 2012 fertiggestellten Bibliotheksbau in der Stadtmitte und das 2013 eingeweihte Hörsaal- und Medienzentrum auf dem Campus Lichtwiese. Zu guter Letzt wird es aber drei Bibliotheksstandorte geben. Die zusammengeführten und derzeit ausgelagerten Fachbereichsbibliotheken des Fachbereichs zwei werden im sanierten Schloss als Bibliothek für die Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften eine dauerhafte Bleibe finden.

Schritt für Schritt baute Nolte-Fischer seit seinem Amtsbeginn die Bibliothek zu einer dienstleistungsorientierten, modernen und stark frequentierten wissenschaftlichen Bibliothek aus. „Wegweisend war auch der kontinuierliche Auf- und Ausbau des Angebots elektronischer Medien“, betonte die Vizepräsidentin der TU für wissenschaftliche Infrastruktur, Professorin Andrea Rapp, in der akademischen Feier zur Verabschiedung des Bibliotheksdirektors. Dass sich der Europäische Gerichtshof 2014 mit der Digitalisierung von Lehrbüchern befasste und ein wegweisendes Urteil zum Urheberrechtsgesetz fällte, ist maßgeblich ihm zu verdanken. Er setzte darüber hinaus den Plan um, das traditionelle zweischichtige Bibliothekssystem der TU Darmstadt mit Zentralbibliothek und einer Vielzahl kleiner und kleinster Bibliotheken in den Fachbereichen und Instituten zu konzentrieren und zu einem leistungsfähigen, funktional einschichtigen Bibliothekssystem zu entwickeln. Gleichzeitig stärkte der Bibliotheksdirektor die Bestandserhaltung des historisch wertvollen Materials und der Raritäten aus den Zeiten der früheren Landesbibliothek und der Großherzoglichen Bibliothek.

Die ULB ist zentrale Universitätsbibliothek der TU Darmstadt und Wissenschaftliche Universalbibliothek für die Bevölkerung Darmstadts, Südhessens sowie für die hier TEXT: BRIGITTE KUNTZSCH | FOTO: THOMAS OTT, TU DARMSTADT Nach rund zehn Jahren Planungsund Bauzeit konnte die TU ihren NutzerInnen zwei neue zentrale Einrichtungen der ULB präsentieren: 2012 den Bibliotheksbau in der Magdalenenstraße in der Stadtmitte (Foto) und 2013 das Hörsaal- und Medienzentrum auf der Lichtwiese. angesiedelten Ausbildungs- und Forschungseinrichtungen, Behörden, Kulturinstitute und Betriebe. 2016 nutzten 1,3 Millionen BesucherInnen das Angebot. Die Bibliothek bietet an ihren Standorten 4,6 Millionen Druckwerke – davon 2,27 Millionen Bücher und Zeitschriften – und 493.000 elektronische Medien (ohne Zeitschriften). Hinzu kommen 28.550 fortlaufend erscheinende Zeitschriften (davon 25.800 elektronische) und 13.694 Handschriften. Die ULB gab 4,05 Millionen Euro für Neuerwerbungen aus, davon fast drei viertel für elektronische Medien. 213 Bü- cher und 171 Grafiken wurden restauriert. [Zahlenangaben: ULB 2016]

Die traditionsreiche ULB feiert in diesem Jahr ein Doppeljubiläum. 1567 – also vor 450 Jahren – wurde die Darmstädter Hofbibliothek, Nukleus der heutigen Bibliothek, gegründet. Vor fast genau 200 Jahren – im September 1817 – öffnete die Darmstädter Hofbibliothek während der Regentschaft des ersten Großherzogs Ludewig des I. von Hessen und bei Rhein zum ersten Mal ihre Türen für das allgemeine Publikum. Ludewig setzte auf den gezielten Erwerb von Privatbibliotheken und die Vergrößerung des Bibliotheksbestands, ergänzt durch etliche Klosterbibliotheken. Eine grundlegende Neuordnung und Neuaufstellung des umfangreichen und vielseitigen Bestands übernahm der damalige Hofbibliothekar Andreas August Ernst Schleiermacher, der einen für seine Zeit exzellenten systematischen Katalog entwickelte.

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