Meister der Ästhetik

Der Grafikdesigner und Typograf Christof Gassner

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©Christian Grau



Ein eindrucksvolles Beispiel seines Könnens belegt auch die mit Katrin Holst 2014 vorgelegte und mit dem Red Dot-Award prämierte Publikation »Darmstadt | Texte |Typen«. Das Buch zeichnet sich nicht nur durch hervorragende Gestaltung aus, sondern es verbindet auch mit den traditionellen grafischen Handwerkstechniken des Hand- und Maschinensatzes und des Buchdrucks, die im Haus für Industriekultur noch gepflegt werden.



Das Repertoire Gassners ist über seine Vorlieben hinaus breit gefächert und deckt ebenso die Bereiche Markengestaltung sowie Editorial Design und Corporate Design ab. Vielen dürfte das Logo des ÖKO TEST-Magazins bekannt sein, einer seiner bekannten Markenauftritte. Als Mitbegründer und Art Direktor prägte er von 1984 bis 1990 den Stil der  ökologischen Verbraucherzeitschrift und kreierte eine neue visuelle Sprache für die junge Okö-Bewegung.



Seine Ausbildung absolvierte der junge Gassner in der Kunstgewerbeschule Zürich, deren Aufbau zu dieser Zeit eng an den strengen Prinzipien der Bauhauslehre orientiert war. Er studierte bei dem Grafikdesigner Josef Müller-Brockmann und dem Typografen Walter Käch. „Geniale Lehrer, die den Schülern zwar wenig Freiraum für eigene Gestaltung gaben, aber meinen weiteren Berufsweg dauerhaft bestimmten“, memoriert der Grafikdesigner. 



Gassner, der seit 1966 ein eigenes Grafikdesign-Atelier in Frankfurt und später in Darmstadt führt, war zwanzig Jahre selbst als Lehrer tätig, von 1986 bis 1992 als Professor für Typografie und Design an der Fachhochschule Darmstadt, von 1993 bis 2006 als Professor für Visuelle Kommunikation und Grafikdesign an der Kunsthochschule Kassel. „Aufgabe der Ausbildung ist es“, so Gassner, „die Studierenden anzuleiten, ihre eigenen Potentiale zu entdecken und ihr Augenmerk nicht auf eine spätere Tätigkeit in einschlägigen Agenturen zu richten“. 



Für die aktuelle Jubiläumsausstellung des Instituts für Neue Technische Form (INTeF) »65+. Designgeschichte und –geschichten« im neuen Domizil, im ehemaligen Restaurant „das waben“ am Friedensplatz, entwarf Christof Gassner das Plakat und gestaltete den Katalog.



Die Zusammenarbeit des Grafikdesig-ners mit dem INTeF, der wohl ältesten Design-Institution Deutschlands, dauert nun schon rund vierzig Jahre. Mit der Entwicklung der ersten Ideen für die »Letraset«-Ausstellung (1978) begann eine lange und intensive Freundschaft mit Michael Schneider, dem 2016 verstorbenen Leiter des INTeF. Der Buchstabe »A« war nicht nur zentrales Gestaltungselement in Gassners Plakat, sondern flatterte auch in allen Variationen auf bunten Fahnen im Garten des INTeF, damals im Alfred-Messel-Haus im Eugen-Bracht-Weg.



Unzählige Plakate und Kataloge aus der Entwurfsfeder Gassners folgen, wie auch die Jubiläumsausstellung zeigt. Die Präsentation ist eine Zeitreise durch Ausstellungen seit der Gründung des Instituts 1952 bis heute, eine konzentrierte Auswahl aus zahlreichen Ausstellungen und Design-Projekten. Kompakt präsentiert und auf den Punkt gebracht geben sich dort Industrie- und Grafikdesigner sowie Fotografen und Architekten von Rang und Namen ein Stelldichein. Darmstädter Designgeschichte? Mitnichten nur, sondern Designgeschichte überhaupt.



Die Ausstellung ist bis zum 17. März 2019 im INTeF, Friedensplatz 11, zu sehen.



Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 11 bis 17 Uhr, Sonntag 11 bis 14 Uhr 



Geschlossen: vom 23. Dezember 2018 bis zum 1. Januar 2019 



www.institut-fuer-neue-technische-form.de
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