Nachdenken über Technik

Das Fach „Philosophie der wissenschaftlich-technischen Kultur“ an der TU steht bei den Studierenden hoch im Kurs.

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© Klaus Mai

Ingenieure sind in der Regel fokussiert auf die technisch optimale Umsetzung ihrer Vorhaben. Das können segensreiche Entwicklungen zum Wohle der Menschheit sein, aber auch solche, die hohe Risiken für Mensch und Umwelt bedeuten. Verantwortung für eine gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch vertretbare Technikgestaltung sollte daher zum grundlegenden Selbstverständnis des Ingenieurberufs gehören. Das Bewusstsein dafür muss bereits in der Ausbildung angelegt werden.  

   Das Fach Technikphilosophie oder Philosophie der Technik gehört heute oft zum fest etablierten Fächerkanon an Technischen Universitäten und Fachhochschulen. So auch an der von Ingenieurfächern dominierten TU Darmstadt. Der Brückenschlag zwischen den technischen Fächern und den Geisteswissenschaften hat an der Universität eine lange Tradition, die heute von Professor Dr. Christoph Hubig mit dem Fach „Philosophie der wissenschaftlich-technischen Kultur“ fortgeführt wird.

„Technik als Thema in der Philosophie ist keine neue Erfindung. Das gab es bereits in der Antike“, erklärt Christoph Hubig. Als Disziplin der Reflexion begann die Philosophie allerdings erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Zuge der Industriellen Revolution verstärkt Leistungen und Grenzen der Technik zu thematisieren.

Wir leben in einer technisch geprägten Welt. Es gibt kaum einen Bereich, der ohne technische Anwendungen auskommt. Daher sind Fragestellungen nach Chancen und Risiken neuer Technologien unumgänglich. Die Aufgaben seiner Disziplin bestehen darin, so Hubig, diese Fragen zu stellen und darüber nachzudenken, wo Möglichkeiten und Grenzen der Technik liegen, ihre Auswirkungen auf Mensch und Umwelt zu betrachten und die Suche nach sozialverträglichen Lösungen zu begleiten.

Viele Beispiele aus ganz unterschiedlichen Bereichen machen das Zusammenspiel der Technikphilosophie und der Ingenieurfächer deutlich. Die Brisanz von großen Infrastrukturprojekten in den Bereichen Verkehr und Energie ist hinlänglich bekannt. Wegen ihrer nicht überschaubaren dynamischen Entwicklung und der oftmals emotionsgeladenen fehlenden Akzeptanz in der Bürgerschaft geraten sie scheinbar außer Kontrolle. Hier ist schon bei den Planungen ein interdisziplinäres beratendes Netzwerk aus Geistes- und Sozialwissenschaftlern, aber auch Kommunikationswissenschaftlern gefragt, das den Prozess der Gestaltung und der Umsetzung kontinuierlich moderiert. Es geht darum, Szenarien für mögliche Abläufe zu simulieren, Handlungsoptionen aufzuzeigen sowie an jedem Punkt des Prozesses Möglichkeiten und Risiken des weiteren Projektverlaufs abzuwägen. 

Die Arbeit im interdisziplinären Kontext mit der Ingenieurausbildung ist an der TU vielfältig. Es gibt ausreichend gemeinsame Projekte, die, so Hubig, „im Schulterschluss“ mit den technischen Fächern entwickelt und umgesetzt werden. Das Interesse der Studierenden ist groß, Technikphilosophie entweder als optionales Fach zu wählen oder sich für den Masterstudiengang Technik und Philosophie als Zusatzqualifikation zu entscheiden. Auch hier ist die Nachfrage groß. Dann haben die Studierenden meistens bereits einen Master-Abschluss in einer technischen Bezugsdisziplin in der Tasche. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht offensichtlich ist, so gibt es doch ein breites Spektrum an Berufsfeldern, in denen die Absolventen tätig werden können: in der Politik- oder Wirtschaftsberatung, in Verbänden, in den Medien, im Wissenschaftsjournalismus oder in der Erwachsenenbildung.

Nicht nur für Darmstädter:

Stadtlexikon Darmstadt online

Seit Anfang des Jahres ist das Stadtlexikon Darmstadt online und kann unter den Web-Adressen www.stadtlexikon-darmstadt.de oder www.darmstadt-stadtlexikon.de eingesehen werden. Ob Geschichte, Kunst, Kultur, Architektur, Technik, Tier- und Pflanzenwelt, Literatur, Wissenschaft, Gesundheits- und Sozialwesen, Sport, Kirche, Politik und Gesellschaft oder berühmte DarmstädterInnen, die Online-Version erlaubt den schnellen Zugriff auf umfangreiches fundiertes Wissen. Mit den knapp 1.800 Artikeln inklusive Literaturverzeichnis bleibt kaum eine Frage zur Wissenschaftsstadt unbeantwortet. 

Die 2006 erschienene gedruckte Version mit rund 1.100 Seiten war bereits 2009 vergriffen. Eine überarbeitete Neuauflage oder ein Nachdruck kamen nicht in Frage, daher wurde 2013 mit der aufwendigen Überarbeitung für eine Online-Version begonnen. Fast alle Artikel wurden von den AutorInnen überarbeitet und aktualisiert.

Besonderes Lob gilt Anke Leonhardt vom Darmstädter Stadtarchiv, die in den letzten drei Jahren einen Großteil ihrer Arbeitszeit und viele Überstunden in die Redaktionsarbeit für den Online-Auftritt gesteckt hat. Dank gilt aber auch Darmstadt Marketing für die Bereitstellung der notwendigen technischen Infrastruktur und deren Finanzierung sowie für die mediengerechte Anpassung der Texte und des Bildmaterials.  

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