Ort der Begegnung

Die Darmstädter Hochschulgemeinden bieten Studierenden und Hochschulangehörigen nicht nur Hilfe in Not, sondern auch ein attraktives Programm.

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© Fotograf Klaus Mai

Nur wenige finden den Weg in eine der Darmstädter Hochschulgemeinden, die ihre Türen für Studierende und Hochschulangehörige der Wissenschaftsstadt stets geöffnet haben. Sie fragen nicht nach Konfessionszugehörigkeit, wenn Hilfe und Unterstützung erste Priorität ist, sind Ansprechpartner für Sorgen und Nöte des Alltags. Und mehr als das: Sie bieten nicht nur einen Ort der Ruhe und Kontemplation, sondern auch viele Anregungen zur Auseinandersetzung mit spannenden Gegenwartsthemen. Ein Blick hinter die Kulissen beleuchtet das Alltagsgeschäft. FRIZZ berichtet über ein Gespräch mit Stephan Weißbäcker, Hochschulpfarrer der Katholischen Hochschulgemeinde Darmstadt (KHG). 

„Ich bin im 13. Semester“ antwortet Stephan Weißbäcker auf die Frage, wie lange er schon die Katholische Hochschulgemeinde Darmstadt (KHG) leitet und meint damit im siebten Jahr. Es ist seine erste Pfarrstelle, eine Position besonderer Art, die wenig mit üblichen Pfarreistellen zu tun hat. Er hat keine eigene Gemeinde, deren Mitglieder er langfristig kennt und auf den Stationen ihres Lebens begleitet. Weißbäckers Klientel ist temporär, überwiegend im Studierendenalter, hat eine hohe Fluktuation, taucht auf und verschwindet wieder. Ein eigenes Gotteshaus fehlt ihm auch – sieht man von der Ignatiuskapelle und der St. Josefskapelle auf dem Gelände der KHG ab, in denen Gottesdienste oder Messen gehalten werden. Für die ökumenischen Gottesdienste zu Semesteranfang und -ende ist die katholische Hauptkirche St. Ludwig am Wilhelminenplatz mehr als ein angemessener Ort. Der Clubraum im Hause der KHG ist Treffpunkt für viele Veranstaltungen. 

Für den Hochschulpfarrer in vieler Hinsicht also kein einfacher Job, der mit Aufgaben und Herausforderungen verbunden ist, die ihm nicht selten das Gefühl eines „Solitärs“ geben. Seine Hauptaufgaben, so Weißbäcker, sind es, Begegnungen zu stiften, um interdisziplinäre Dialoge anzuregen und einen Raum jenseits des Hochschulalltags zu gewähren, in dem der Mensch im Mittelpunkt steht. Ebenfalls, so versteht er seinen Auftrag, hier und da Perspektiven im Glauben anzubieten. Eine schwierige Aufgabe, zumal in Zeiten zunehmender Säkularisierung die Kirche insbesondere für Jugendliche an Attraktivität verloren hat. 

Die größte Herausforderung sieht Weißbäcker darin, seine Zielgruppe zu erreichen und ihr das Angebot der Hochschulgemeinde schmackhaft zu machen. Da reicht ein schönes Programm, ein Internetauftritt oder die Präsenz in sozialen Netzwerken nicht mehr aus. Mit einer gemeinsamen Semesterbroschüre machen die KHG und die Evangelische Studierenden- und Hochschulgemeinde (ESG) auf ein vielfältiges und attraktives Angebot aufmerksam, das – so will es eine Vereinbarung mit den Darmstädter Hochschulen – nicht konfessionsgebunden ist. Außer weiteren Angeboten in Sachen Kultur und Freizeit dominiert immer ein aktuelles Semesterthema mit Fachvorträgen und ausgewählten Referenten das Programm. In Zeiten knappen Wohnraums steht die KHG aber in erster Linie im Fokus der Studierenden wegen einiger Wohnheime, die der Trägerschaft der Hochschulgemeinde unterstehen.    

Den Weg zur Hochschulgemeinde finden die Studierenden oft erst dann, wenn „es lichterloh brennt“, so Weißbäcker, und sie dringend Hilfe brauchen. Wenn sie mit ihrem Leben in ungewohnten Strukturen am neuen Hochschulstandort nicht zurechtkommen, den Studienanforderungen nicht genügen, finanzielle oder familiäre Probleme drücken. Erst ausweglose Situationen lassen die schwierige Hürde überwinden, fremde Hilfe anzunehmen. Die KHG bietet einen Schonraum außerhalb des Systems Hochschule, geht als externer Berater diskret mit den Problemen der Hilfesuchenden um und weist oftmals einen Weg aus dem Dilemma. Der Kontakt geht jedoch selten über die Notfallintervention hinaus. Langfristige Bindungen an die Hochschulgemeinde sind eher selten. 

Diesen Herausforderungen täglich aufs Neue die Stirn zu bieten, verlangt eine Menge Idealismus. Stephan Weißbäcker sieht dies mit Gelassenheit, auch wenn er mitunter seine Arbeit mit Don Quijote und dem stetigen Kampf mit den Windmühlenflügeln vergleicht. Die Kraft dazu bezieht er aus der Heiligen Messe und seinem Glauben.

Informationen

Katholische Hochschulgemeinde Darmstadt (KHG), Nieder-Ramstädter-Straße 30, 64283 Darmstadt

Stephan Weißbäcker, Hochschulpfarrer, Telefon 06151 24315, E-Mail: pfarrer@khg-darmstadt.de

Sprechzeiten nach Vereinbarung.

Die Woche in der KHG: Regelmäßige Termine im Wintersemester 2015/2016

Sonntag: 18:15 Uhr | Musikgruppe, 19:00 Uhr | Hochschulgottesdienst, danach: Stay after Pray

Dienstag: 18:00 Uhr | Bibelkreis in spanischer Sprache, 19:00 Uhr | Meditation (14-täglich)

Mittwoch: 17:30 Uhr | Anbetung, 18:30 Uhr | Heilige Messe, danach: Meetwoch

Donnerstag: 19:00 Uhr | Taizégebet (letzter Donnerstag im Monat)

Freitag: 06:30 Uhr | Frühmesse

Ausführliches Programm in der gemeinsamen Semesterbroschüre der KHG und der ESG.

Weitere Informationen: www.khg-darmstadt.de

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